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ERSTE

Leutzscher zeigen Reaktion – 2:0-Erfolg über Lichtenberg 47

By 2. September 2019Januar 6th, 2020No Comments

Endlich mal wieder etwas zu feiern! (Foto: KC)

Es ist geschafft – Regionalliga-Rückkehrer BSG Chemie Leipzig hat den ersten Saisonsieg eingefahren. Nach der bitteren 1:4 (0:1)-Heimniederlage gegen den FSV Union Fürstenwalde gewann die Mannschaft von Trainer Miroslav Jagatic die wichtige Begegnung gegen Mitaufsteiger SV Lichtenberg 47 mit 2:0 (1:0) und zeigte damit die richtige Reaktion auf die Pleite vom Mittwochabend. Über die gesamten 90 Minuten gesehen verdienten sich die Leutzscher diesen Heimsieg durchaus, da man einerseits in der Defensive zur alten Stabilität zurückfand und andererseits in kämpferischer Hinsicht vollends zu überzeugen wusste. Dieser Heimsieg sollte dem Team Mut, Zuversicht und Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben geben.

Nachdem sich die Leutzscher am Mittwoch drei Konter-Gegentore einfingen, gestaltete Trainer Jagatic die taktische Ausrichtung diesmal etwas defensiver. Ziel war es, den Gegner das Spiel machen zu lassen und nach Ballgewinn mit blitzschnell vorgetragenen Kontern zum Erfolg zu kommen. Genau mit dieser Taktik und einfachem Fußball kam Union Fürstenwalde unter der Woche in Leutzsch zu einem klaren 4:1-Sieg, wobei die Hausherren durch haarsträubende Fehler im Spielaufbau regelrecht ins Verderben rannten.

Doch die Berliner stellten sich frühzeitig als recht gute Mannschaft im Alfred-Kunze-Sportpark vor. Immer wieder ließen die Gäste den Ball durch gutes Flachpassspiel sehenswert durch die eigenen Reihen zirkulieren, läuferisch wurde den Grün-Weißen bereits zu Beginn alles abverlangt. So musste man im Chemie-Lager in der Anfangsphase einmal ganz tief durchatmen, als der Gast nach einem sehenswerten Spielzug gut und gerne in Führung hätte gehen können. Nach einer Flanke von Julian Hentschel konnte sich der völlig unbewachte Kevin Owczarek im Sturmzentrum eigentlich die Ecke aussuchen, jedoch köpfte er die Kugel knapp am BSG-Gehäuse vorbei (10.). Aber die Leutzscher hielten von Beginn an dagegen. Durch eine hohe Laufintensität wurde dem Mitaufsteiger immer wieder jeglicher Spielfluss genommen, im Rückwärtsgang wirkten die Chemiker abermals sehr stabil. Doch auch im Spiel nach vorn konnten die Fünfeckträger durchaus einige Akzente. Nach einem Fehlpass von Nils Fiegen setzte Tommy Kind sehr gut Florian Schmidt auf der rechten Seite in Szene, allerdings kratzte Niklas Wollert den Flachschuss reaktionsschnell aus dem langen Eck (17.). Der folgende Eckball von Benjamin Boltze rutschte völlig unerwartet durch den kompletten Fünfmeterraum der Gäste, aber der von Owczarek bedrängte Chemie-Kapitän Stefan Karau konnte davon leider nicht profitieren (drüber, 18.).

In der Folgezeit fanden die Leutzscher immer besser in der Begegnung. Die Gäste kamen nun etwas von ihrer spielerischen Linie ab und versuchten fortan immer wieder mit weiten Diagonalbällen zum Erfolg zu kommen. Die Gastgeber verstanden es jedoch immer wieder, diese zu verteidigen und aus den Ballgewinnen ihrerseits eigene Offensivaktionen zu entwickeln. So kam die vielumjubelte Leutzscher Führung nicht von ungefähr, da man mittlerweile vollends auf Augenhöhe agierte. Nach Zuspiel von Alexander Bury flankte Florian Schmidt die Kugel maßgeschneidert auf den ersten Pfosten, wo Tomáš Petráček rechtzeitig einlief und die Kugel per Kopf zum 1:0 ins kurze Eck drückte (22.). Der Alfred-Kunze-Sportpark war daraufhin komplett aus dem Häuschen, erneut wurde die Elf von den frenetischen Fans über die komplette Spielzeit sensationell unterstützt.

Drei Minuten nach dem Führungstreffer sollte die Volksseele in der Leutzscher Spielstätte allerdings überkochen. Sehr gut von Torschütze Tomáš Petráček vorbereitet wollte Florian Schmidt den aus dem Strafraum herausstürzenden Wollert per Heber überwinden, wogegen sich der Berliner Schlussmann jedoch nur mit einem Handspiel zu helfen wusste. Drittliga- Schiedsrichter Oliver Lossius (Sondershausen) erkannte die Situation zwar, allerdings wandte er die Vorteilsregel an, da der mitgelaufene Alexander Bury im Anschluss daran die Möglichkeit hatte zum Torerfolg zu kommen. Im Nachhinein war es sicherlich vom Referee nur gut gemeint, doch als Bury seinen Versuch neben das Gehäuse setzte, konnte der Unparteiische halt nicht mehr anders, als Wollert aufgrund der Vorteilsauslegung nur mit Gelb zu bestrafen (25.). In dieser Situation hatten die Gäste mächtig Glück, nicht über eine Stunde in Unterzahl agieren zu müssen.

Aber die Platzherren ließen sich auch nicht durch diese unglückliche Schiedsrichter-Entscheidung aus der Bahn werfen, der Jagatic-Elf gelang es auch weiterhin die Konzentration beizubehalten. Zwar wurden vielversprechende Offensivaktionen etwas weniger, dafür blieb man aber in der Defensive weiterhin kompakt. So kam der SV Lichtenberg kaum einmal entscheidend ins letzte Drittel, erst Sekunden vor dem Pausenpfiff deutete der Gast hauchzart seine Torgefährlichkeit an. Zunächst blockte Kapitän Karau den Schuss von Moritz Griesbach entscheidend ab (45.), anschließend packte Schlussmann Benjamin Bellot nach einem Versuch von Kevin Owczarek sicher zu (45.+1). Mit großem Applaus verabschiedeten die Zuschauer ihr Team daraufhin in die Halbzeitpause, die Leutzscher Führung war aufgrund des Spielverlaufs definitiv nicht unverdient.

Auch im zweiten Durchgang änderte sich taktisch recht wenig. Chemie überließ den Gästen weiterhin das Spielgeschehen und wartete geduldig auf die sich bietenden Möglichkeiten. Kurz nach dem Seitenwechsel wären die Leutzscher damit fast zum zweiten Mal zum Erfolg gekommen, als Stefan Karau nach einem Ballgewinn mustergültig Tomáš Petráček in Szene setzte, dieser jedoch am gut reagierenden Niklas Wollert scheiterte (50.). In der Folgezeit hatte der letztjährige Meister der Oberliga Nord zwar deutlich mehr Ballbesitz, doch zwingend wurden die Berliner so gut wie gar nicht. Die Ausnahme bildete da eine Direktabnahme von Philip Einsiedel, der nach einer Eingabe von Julian Hentschel knapp das Tor verfehlte (56.). Ansonsten konnten die Gäste mit ihrer optischen Überlegenheit überhaupt nichts anfangen. Nahezu jede der unzähligen Flanken aus dem Halbfeld fischte Chemie-Keeper Benjamin Bellot mühelos herunter, die Leutzscher standen defensiv wie eine Wand. Einzig ein Kopfball ihres Torjägers Thomas Brechler fand den Weg in Richtung BSG-Gehäuse, doch dies stellte für Bellot kein Problem dar (78.).

Auch in der Schlussphase konnten die Berliner nicht den gewünschten Druck aufbauen. Im torungefährlichen Bereich spielten sich die Gäste seelenruhig immer wieder die Kugel hin und her, 30 Meter vor dem eigenen Tor packten die Leutzscher jedoch mit großer Vehemenz resolut zu. Mit jeder Menge Leidenschaft und Hingabe verteidigten die Gastgeber den kostbaren Vorsprung und sorgten sechs Minuten vor Schluss für die Vorentscheidung in dieser Partie. Sehr gut vom eingewechselten Leo Felgenträger eingeleitet setzte sich der ebenfalls ins Spiel gekommene und gerade von Mainz 05 verpflichtete Raffael Cvijetkovic gleich gegen drei Berliner Abwehrspieler durch und knallte das Streitobjekt anschließend mit einem trockenen Linksschuss unter die Latte des kurzen Ecks – 2:0 (84.). Nun gab es im Alfred-Kunze-Sportpark kein Halten mehr, nach dem Treffer des 21-jährigen Cvijetkovic war Lichtenberg der Zahn gezogen. Souverän und routiniert brachte die BSG die verbleibende Spielzeit über die Runden, sodass sich die Elf nach Abpfiff von Schiedsrichter Lossius nicht unverdient über den ersten dreifachen Punktgewinn der Saison freuen durfte.

Fazit: Wie schnell sich die Gefühlslage im Fußball ändern kann, hat die Woche bei der BSG Chemie Leipzig eindrucksvoll gezeigt. War die Stimmung am Mittwoch nach der derben Niederlage gegen Fürstenwalde quasi am Nullpunkt, wandelte sie sich nun durch den Sieg gegen Lichtenberg 47 binnen kürzester Zeit in nahezu euphorisch um. Wichtig wird es im Leutzscher Lager sein, die Leistungen realistisch einzuschätzen und im Anschluss daran die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Natürlich waren diese drei Punkte eminent wichtig, aber auch diesmal gilt es, die Begegnung richtig einzuordnen. Die Schützlinge von Miroslav Jagatic sind immer noch Aufsteiger in die Regionalliga, demzufolge kann man mit sieben Punkten aus sechs Spielen durchaus zufrieden sein. Ziel muss es sein, sich auch in den kommenden Wochen zu verbessern, sich mit den steigenden Anforderungen auseinanderzusetzen und in den Trainingseinheiten weiterhin fleißig zu arbeiten. Sollte dies gelingen, werden die Leutzscher in der neuen Spielklasse weitere Siege feiern. Apropos neue Spielklasse – aufgrund des sächsischen Pokalwettbewerbes macht die Regionalliga am kommenden Wochenende wiederum eine kurze Pause. Für die Leutzscher bietet sich dadurch die Möglichkeit zweimal zu testen. Gastieren die Chemiker am Mittwoch um 18:00 Uhr beim Kreisoberligisten SV Chemie Böhlen (Spielort: Stadion an der Jahnbaude, Böhlen), erwartet die Grün-Weißen am Freitagabend ein ganz spezielles Highlight. Im Rahmen der Kampagne „Flutlicht für Leutzsch“ treten die Fünfeckträger beim Bundesligisten SG Eintracht Frankfurt an. Der Anstoß im ehemaligen Stadion am Bornheimer Hang erfolgt um 20:00 Uhr. Fast auf den Tag genau drei Jahre nach dem Hinspiel im Alfred-Kunze-Sportpark findet am Freitag das vereinbarte Rückspiel statt. Für alle Spieler wird diese Partie gegen den Bundesliga-Siebten und Europa-League-Teilnehmer ein mit Sicherheit unvergessliches Erlebnis werden. Die Begegnung soll einen Beitrag dazu leisten, dass die BSG Chemie als großer Leipziger Traditionsverein bald das benötigte Flutlicht für ihre Heimspielstätte errichten kann.

BSG Chemie Leipzig – SV Lichtenberg 47 2:0 (1:0)

BSG Chemie Leipzig: Benjamin Bellot – Manuel Wajer, Stefan Karau, Benjamin Boltze, Denny Krahl – Florian Schmidt (63. Valentino Schubert), Daniel Heinze, Alexander Bury, Philipp Wendt – Tommy Kind (73. Leo Felgenträger) – Tomáš Petráček (55. Raffael Cvijetkovic); Trainer: Miroslav Jagatic
SV Lichtenberg 47: Niklas Wollert – Julian Hentschel, Jonas Schmidt (57. Patrick Jahn), Sebastian Reiniger, Philip Einsiedel – Kevin Owczarek (46. Richard Max Ohlow), Nils Fiegen – Christian Gawe, David Hollwitz – Moritz Griesbach (68. Benyas Solomon Junge-Abiol), Thomas Brechler; Trainer: Uwe Lehmann
Schiedsrichter: Oliver Lossius (Sondershausen) – Schiedsrichter-Assistenten: Daniel Bartnitzki (Erfurt), Tim Kohnert (Ballenstedt)
Tore: 1:0 Tomáš Petráček (22.), 2:0 Raffael Cvijetkovic (84.)
Zuschauer: 2810 im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig-Leutzsch (ca. 70 Gäste)

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