Maß nehmen – damit es diesmal klingelt! (Foto: Christian Donner)
Nachdem am vergangenen Wochenende die Spielverlegung gegen Germania Halberstadt dem Regionalliga-Aufsteiger BSG Chemie Leipzig einige freie Tage bescherte, kommt es in dieser Woche knüppeldick. Eine erneute (halbe) Englische Woche steht auf dem Programm, sodass von der Elf von Trainer Miroslav Jagatic wiederum alles abverlangt wird. Nach dem letzten torlosen 0:0-Unentschieden beim Schlusslicht Bischofswerdaer FV sind die Leutzscher in der laufenden Saison zwar noch ungeschlagen, doch wartet der Neuling ebenfalls noch auf den ersten Saisonsieg. In den folgenden zwei Begegnungen in den nächsten vier Tagen soll das besser werden – zumal man nun zweimal im eigenen Wohnzimmer antritt. Am Mittwoch um 17:30 Uhr gastiert zunächst der FSV Union Fürstenwalde im Alfred-Kunze-Sportpark.
Es ist bereits die vierte aufeinanderfolgende Regionalliga-Saison, welche der FSV Union Fürstenwalde bestreitet. Neben zwei 13. Plätzen erreichte der Verein in der Serie 2017/18 sein bestes Ergebnis, als nach 34 Spieltagen immerhin ein 9. Rang zu Buche stand. Ihre sportlich erfolgreichste Zeit erlebten die Brandenburger jedoch zu DDR-Zeiten, als Vorgängerverein Dynamo Fürstenwalde einen festen Bestandteil der DDR-Liga (damalige zweithöchste Spielklasse) darstellte und man in der Saison 1979/80 sogar an den Aufstiegsspielen zur Oberliga teilnahm. Dort erwies sich jedoch die Konkurrenz Hansa Rostock, Chemie Böhlen, Energie Cottbus und Wismut Gera als eine Nummer zu groß – einzig gegen die Geraer konnte man in der Aufstiegsrunde einen Sieg einfahren (1:0). Der Verein war zu DDR-Zeiten als Kaderschmiede des BFC Dynamo bekannt, Spieler wie Peter Kaehlitz, Burkhard Reich, Heiko Brestrich oder Torsten Boer waren jedoch die Einzigen, die den Weg zum damaligen Rekordmeister schafften.
Aufgrund der politischen Wende fiel jedoch die Unterstützung für Dynamo Fürstenwalde gänzlich weg. Für ein paar Monate trug der Verein noch den Namen SG Dynamo Fürstenwalde, anschließend löste sich der Verein aus finanziellen Gründen nach der Saison 1989/90 auf. Mit der Neugründung nannte sich der Klub dann FSV Fürstenwalde – später dann FSV Wacker Fürstenwalde. Im Jahr 2002 fusionierte der FSV Wacker Fürstenwalde mit der SG Union Fürstenwalde zum heutigen FSV Union Fürstenwalde. Nach der Fusion agierte der Verein bis zum Jahr 2011 hauptsächlich in der Brandenburgliga, einzig von 2006 bis 2008 musste man einen kurzen Abstecher in die Landesliga in Kauf nehmen. Als im Jahr 2011 dann jedoch der Aufstieg in die Oberliga gelang, ging es sportlich in Fürstenwalde wieder aufwärts. In der fünften Spielklasse etablierten sich die Unioner problemlos, wobei man um ein Haar bereits im Jahr 2013 (Vizemeister) in die Regionalliga aufgestiegen wäre. In der Saison 2015/16 gelang dann der große Wurf, mit vier Punkten Vorsprung auf die Reserve des F.C. Hansa Rostock stieg Union Fürstenwalde in die Regionalliga auf.
Trainer damals war Matthias Maucksch, der heute wiederum auf der sportlichen Kommandobrücke der Brandenburger sitzt. Nach den Stationen Sportfreunde Lotte und BFC Dynamo kehrte Maucksch zu Saisonbeginn nach Fürstenwalde zurück und möchte natürlich an die damaligen sportliche Erfolge anknüpfen. Maucksch wurde Nachfolger von André Meyer, der Co-Trainer seines Bruder Daniel Meyer beim Zweitligisten FC Erzgebirge Aue wurde. Allerdings wurden in der Sommerpause im Kader einige gravierenden Änderungen vorgenommen. Leistungsträger wie Filip Krstic (Eintracht Mahlsdorf), Burim Halili (Rot-Weiß Erfurt), Martin Zurawsky (VfB Krieschow), Ben Florian Meyer (Energie Cottbus) oder Cihan Kahraman (Union Berlin) verließen den Verein, wodurch man auf dem Transfermarkt zum Handeln gezwungen war. So brachte Trainer Maucksch mit Kemal Atici, Tobias Brendel und Mirko Marulla gleich drei Akteure vom BFC Dynamo mit, weiterhin konnte man mit Darryl Geurts (Rot-Weiß Erfurt), Hendrik Kuhnhold (Germania Halberstadt) sowie Mateusz Ciapa (Budissa Bautzen) zusätzliche Qualität verpflichten.
In Fürstenwalde ist man sehr optimistisch, mit diesem Kader in der Regionalliga bestehen zu können, auch wenn der Saisonstart etwas holprig verlief. Nach dem Auftaktunentschieden in Meuselwitz (1:1) verlor man die Heimspiele gegen den Berliner AK (0:2) und Wacker Nordhausen (1:2), zusätzlich setzte es beim BFC Dynamo eine knappe 0:1-Niederlage. Demzufolge war der letztwöchige 1:0-Erfolg in der heimischen Bonava-Arena gegen den SV Babelsberg von sehr großer Bedeutung, so zeitig wie möglich möchten sich die Unioner aus der unteren Tabellenregion entfernen. Torschütze gegen Babelsberg war Sturmtank Kimmo Hovi, der in seiner zweijährigen Zeit beim FC International Leipzig in 56 Oberliga-Spielen 33 Treffer erzielte.
Für die Leutzscher gilt es, im Vergleich zum letzten Auftritt in Bischofswerda eine deutliche Steigerung hinzulegen. Vor allem in spielerischer Hinsicht ließ die Begegnung in der Oberlausitz einiges zu wünschen übrig, so dass man sich letztlich mit einem Teilerfolg zufrieden geben musste. Im Abwehrverbund steht die Mannschaft sehr gut – lediglich ein Gegentor in vier Regionalliga-Spielen unterstreicht eindrucksvoll diesen Fakt. Problemkind ist derzeit die Offensivabteilung. Erst ein Treffer in vier Partien verdeutlicht, dass die Elf gerade hier noch große Reserven hat. Natürlich ist es als Aufsteiger eminent wichtig in der Defensive stabil zu stehen, doch wenn man die gesteckten Ziele erreichen möchte, muss man vor dem gegnerischen Tor einfach abgeklärter agieren.
So standen innerhalb der letzten zwei Trainingswochen verstärkt Torabschluss-Handlungen auf dem Programm, mit großer Vehemenz möchte man dieser großen Schwäche entgegentreten. Dabei zeigte sich Trainer Miroslav Jagatic durchaus zufrieden, wie bereits in der Vorbereitungsphase zieht die Mannschaft in den einzelnen Einheiten zu einhundert Prozent mit. Nach dem letzten spielfreien Wochenende scharren die Leutzscher demzufolge bereits mit den Hufen, nach der schwachen Partie in Bischofswerda hätte die Elf am liebsten sofort diesen Auftritt korrigiert. Vor allem im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark möchte man den frenetischen Fans wieder etwas bieten und nach dem verpassten Heimsieg gegen Babelsberg nun gegen Fürstenwalde den ersten Dreier einfahren. Dafür bedarf es allerdings wiederum von jedem einzelnen Akteur eine hundertprozentige Leistungsbereitschaft. Man wird nur als Kollektiv erfolgreich sein, demzufolge muss jeder Spieler seine individuellen Fähigkeiten ins Team einfließen lassen. Sollte dies gelingen, ist die Mannschaft zu allem in der Lage.
Personell gibt es im Vergleich zum Bischofswerda-Spiel so gut wie keine Änderungen, wenn man einmal von dem krankheitsbedingten Ausfall Kai Druschkys absieht. Einzig Andy Wendschuch könnte wieder in den Kader hinzustoßen – seit einigen Wochen nimmt der Mittelfeld-Abräumer wieder am Mannschaftstraining teil. Sebastian Berg und Florian Kirstein haben langsam mit Individualtraining begonnen, jedoch ist es derzeit noch zu früh über einen über einen jeweiligen Comeback-Termin zu sprechen. Einziger Langzeitverletzer ist aktuell noch Marc Böttger. Sollte im Abschlusstraining nichts mehr passieren, steht der Rest des Kaders zur Verfügung.
Weiterhin möchten wir ebenfalls nicht versäumen, das Schiedsrichter-Kollektiv für den morgigen Tag vorzustellen. Geleitet wird die Partie von Chris Rauschenberg aus dem thüringischen Wenigenlupnitz. Der 26-Jährige ist seit der Saison 2017/18 in der Regionalliga eingestuft und hat in den vergangenen beiden Spielzeiten insgesamt 24 Begegnungen in dieser Spielklasse geleitet. In dieser Saison ist es für Rauschenberg die Regionalliga-Premiere. An den Linien wird der Thüringer unterstützt von Daniel Bartnitzki (Erfurt) und Michael Wiske (Bretleben). Wir wünschen den Unparteiischen ein gutes Gelingen und freuen uns auf eine spannende Partie!