Auch Daniel Heinze konnte heute leider nicht treffen. (Foto: Christian Donner)
Regionalliga-Aufsteiger BSG Chemie Leipzig hat in seinem vierten Spiel den vierten Teilerfolg errungen. Nach den Unentschieden in Nordhausen (0:0) sowie daheim gegen Viktoria Berlin (0:0) und Babelsberg (1:1) musste sich die Elf von Trainer Miroslav Jagatic beim Schlusslicht Bischofswerdaer FV 08 mit einem torlosen 0:0 zufrieden geben. Die Stimmung im Lager der Leutzscher war nach Abpfiff dementsprechend gedrückt, weil man einerseits die bisher schlechteste Saisonleistung bot und andererseits trotzdem die Möglichkeit besaß, diese richtungsweisende Begegnung erfolgreich zu gestalten. Natürlich ist man sich im grün-weißen Lager im Klaren, dass man weiterhin noch ungeschlagen ist, doch demgegenüber muss ebenfalls erwähnt werden, dass Teilerfolge zwar für die Moral gut sind, doch einem in der Tabelle nur bedingt weiterhelfen. Ein Tor aus den ersten vier Begegnungen – dieser Aspekt verdeutlicht eindrucksvoll, wo aktuell die Säge bei den Chemikern klemmt. Hinzu kam diesmal, dass bei der BSG im fußballerischen Bereich extrem viel auf der Strecke blieb, so dass man sich letztlich mit dem einen Zähler begnügen musste.
Von Beginn an entwickelte sich eine Begegnung auf äußerst schwachem Regionalliga-Niveau. Die Gastgeber legten nach den drei Auftakt-Niederlagen zunächst ihr Hauptaugenmerk auf eine kompakte Defensive, die Chemiker wirkten bereits frühzeitig im Ballvortrag extrem fehlerhaft und fahrig. So spielte sich das Geschehen hauptsächlich zwischen den Strafräumen ab, die knapp 1.000 Zuschauer im Bischofswerdaer Volksbank-Sportpark an der Wesenitz sahen bei diesem wahren Fehlpass-Festival absolute Regionalliga-Magerkost. War bei den Oberlausitzern nach der letzten 0:8-Klatsche in Nordhausen das fehlende Selbstvertrauen nicht außergewöhnlich, verwunderte der Auftritt der BSG jedoch. Die Leutzscher agierten im Offensivspiel völlig ohne Tempo – keine Überraschungsmomente, kein Mut! Der spielerische Gedanke kam bei den Chemikern über die kompletten 90 Minuten zu kurz – und wenn, dann waren Ungenauigkeiten in Hülle und Fülle an der Tagesordnung.
Torannäherungen waren auf beiden Seiten äußerst rar gesät, was aufgrund des teilweise wilden Gebolzes nicht unbedingt überraschend erschien. So setzte Frank Zille mit einem Freistoß das erste Achtungszeichen für den BFV, doch ließ sich Benjamin Bellot im Leutzscher Gehäuse nicht überraschen (17.). Auf der Gegenseite wurde es einzig nach einem Eckball von Kai Druschky etwas gefährlicher, doch köpfte der aufgerückte Innenverteidiger Benjamin Schmidt die Kugel knapp über den Querbalken (25.).
Manch Besucher war aufgrund des äußerst überschaubaren Gekickes bereits fast eingeschlafen, als es kurz darauf völlig unerwartet richtig schepperte. Zunächst mit einer klasse Einzelleistung über die linke Seite eingeleitet, fand Alexander Bury mit einer flachen Eingabe den mitgelaufenen Daniel Heinze, doch sprang dessen Linksschuss von der Lattenunterkante ins Spielfeld zurück (28.). Allerdings fanden die Gäste auch nach diesem Wachmacher überhaupt nicht in die Spur. Defensiv erwies sich die BSG zwar als sehr kompakt, doch im Spiel nach vorn vermochte die Elf kaum Akzente zu setzen. Die Ausnahme bildete ein Flachschuss von Daniel Heinze, doch stellte dies den jungen Mika Schneider im BFV-Gehäuse vor keine große Aufgabe (42.).
Nach einer deutlichen Pausenansprache von Chemie-Trainer Miroslav Jagatic hatte es den Anschein, als wenn einige seiner Akteure die Halbzeit gedanklich etwas verlängern wollten. Die Anfangsphase gehörte zweifelsohne Bischofswerda. Mit einem klasse Pass von Luca Shubitidze steuerte Hannes Graf von halbrechts allein auf das BSG-Gehäuse zu, doch verkürzte der rechtzeitig herauslaufende Benjamin Bellot geschickt den Winkel und verhinderte letztlich Schlimmeres (46.). Wenig später versuchte es abermals Frank Zille mit einem Freistoß, doch setzte er seinen Versuch etwas zu hoch an (53.). Offensivbemühungen der Grün-Weißen waren zu Beginn des zweiten Durchgangs überhaupt nicht zu bestaunen, die wenigen Akzente setzten zunächst ausschließlich die Oberlausitzer. So ließen die Gäste erneut Zille quasi ungehindert durch die eigenen Reihen spazieren und konnten von Glück reden, dass der Bischofswerdaer Torjäger das Visier abermals zu hoch einstellte (58.).
Erst nach gut einer Stunde hatten sich die Leutzscher wieder einigermaßen gefangen, auch wenn das eigene Offensivspiel weiterhin sehr fehlerhaft blieb. Aus dem Spiel heraus blieb man vor dem BFV-Gehäuse weiterhin extrem harmlos, so dass Standardsituationen herhalten mussten, um für einen Hauch von Torgefahr zu sorgen. So zischte zunächst ein Freistoß von Benjamin Boltze knapp über den Querbalken (60.), anschließend rutschte der eingewechselte Tommy Kind hauchzart an einem Bury-Freistoß vorbei (69.). Sekunden vorher musste jedoch Bellot auf der Gegenseite abermals nach einem Kopfball von Hannes Graf eingreifen, als dieser eine Flanke von Luca Shubitidze gefährlich in Richtung BSG-Tor brachte (68.).
Offensivaktionen des BFV wurden allerdings in der Schlussphase weniger, mit Vehemenz sollte aus Bischofswerdaer Sicht dieser erste Punkt in der laufenden Saison verteidigt werden. So erlangten die Leutzscher in der Schlussviertelstunde zwar eine leichte Feldüberlegenheit, doch agierte die Jagatic-Elf im Ballvortrag weiterhin viel zu fehlerhaft. Nichtsdestotrotz hatten die Chemiker die große Möglichkeit, diese äußerst schwache Regionalliga-Begegnung zu ihren Gunsten zu entscheiden. Der wieder genesene BFV-Abwehrchef Fernando Lenk brachte den beherzt in den Strafraum eindringenden Alexander Bury zu Fall und mit etwas Verzögerung entschied Schiedsrichter Matthias Lämmchen (Meuselwitz) auf Elfmeter für die BSG. Jubel beim mitgereisten Leutzscher Anhang, doch sollte dieser kurz darauf in Ernüchterung umschwenken. Bury trat selbst vom Punkt an und hatte BFV-Keeper Mika Schneider bereits in die falsche Ecke geschickt, doch trudelte die Kugel am Gehäuse vorbei (80.).
Verzweifelt rannte die BSG auch im Anschluss daran weiterhin an, doch traf die Elf vor dem BFV-Strafraum meist die falschen Entscheidungen. Einzig nach einem Kopfball von Tommy Kind wurde es noch einmal gefährlich, doch fehlten hier die berühmten Zentimeter (90.+1). Auf der Gegenseite trauten sich die Oberlausitzer kurz vor Abpfiff auch noch einmal nach vorn, doch brauchte Bellot nach einem Schuss des eingewechselten Alexander Mattern nicht einzugreifen (90.+2).
So blieb es letztlich beim torlosen 0:0 – ein Punkt, welchen der Bischofswerdaer FV nach seinem schlechten Saisonstart gern mitnimmt. Den Leutzscher Akteuren war nach Abpfiff natürlich eine gewisse Enttäuschung anzusehen – durch den Strafstoß war die Möglichkeit groß, die drei Auswärtszähler bei diesem Grottenkick zu entführen. Diese wären auch verdammt wichtig gewesen, egal ob verdient oder nicht.
Jetzt gilt es kritisch die Leistung der Mannschaft in den 90 Minuten zu bewerten. Im Vergleich zu den drei ersten Regionalliga-Begegnungen war dies mit Abstand die schlechteste Vorstellung. Nicht im Entferntesten brachte die Elf ihr Potenzial auf den Rasen, so dass der Auftritt sehr enttäuschend war. Der einzig positive Fakt ist, dass man wenigstens einen Punkt mit nach Leutzsch nimmt.
Durch die Spielverlegung gegen Germania Halberstadt haben die Fünfeckträger am kommenden Wochenende spielfrei. Allerdings wartet auf die BSG Chemie dann erneut eine Englische Woche – wiederum mit zwei Heimspielen. Während am Mittwoch, den 28.08. um 17.30 Uhr, der FSV Union Fürstenwalde im Alfred-Kunze-Sportpark gastiert, empfängt man anschließend am Sonntag, den 01.09. um 13.30 Uhr, Mitaufsteiger SV Lichtenberg 47.
Bischofswerda: Mika Schneider – Tim Kießling, Dominic Meinel, Fernando Lenk, Oliver Merkel – Niclas Treu (ab 60. Alexander Mattern), Frank Zille, Tommy Klotke, Paul Roger Henschke (ab 71. Jonas Mack) – Luca Shubitidze (ab 85. Robin Fluß), Hannes Graf – Trainer: Erik Schmidt
BSG Chemie: Benjamin Bellot – Manuel Wajer, Stefan Karau, Benjamin Schmidt, Philipp Wendt – Benjamin Boltze, Björn Nikolajewski – Alexander Bury, Daniel Heinze (ab 75. Max Keßler), Kai Druschky (ab 46. Florian Schmidt) – Tomáš Petráček (ab 52. Tommy Kind) – Trainer: Miroslav Jagatic
Schiedsrichter: Matthias Lämmchen (Meuselwitz) – Schiedsrichter-Assistenten: Jens Klemm (Gröditz), Clemens Biastoch (Großröhrsdorf)
Zuschauer: 997 im Volksbank-Sportpark an der Wesenitz zu Bischofswerda
Tore: Fehlanzeige
Besondere Vorkommnisse: Bury verschießt Foulelfmeter (80.)