Vor zwei Jahren brachte das Heimspiel gegen Babelsberg den ersten Dreier der Regionalliga – auch diesmal? (Foto: Christian Donner)
Vor zwei Jahren brachte das Heimspiel gegen Babelsberg den ersten Dreier der Regionalliga – auch diesmal? (Foto: Christian Donner)
Zwei Spiele, zwei Punkte – die BSG Chemie Leipzig ist nach der Rückkehr in die Regionalliga sehr ordentlich in die Saison gestartet. Dabei war das Auftaktprogramm beileibe nicht von Pappe, schließlich eröffnete man die neue Serie gegen zwei Schwergewichte der Liga. Doch wie sich die Mannschaft sowohl in Nordhausen als auch daheim gegen Viktoria Berlin (jeweils 0:0) aus der Affäre zog, macht Appetit auf die kommenden Aufgaben. In beiden Begegnungen agierte man mit jeder Menge Leidenschaft und Mentalität, so dass man so die spielerische Überlegenheit des Gegners jeweils ausgleichen konnte. Auch Trainer Miroslav Jagatic zollte seinen Jungs für den jeweiligen Auftritt absoluten Respekt und zeigte sich mit dem Saisonstart ebenfalls sehr zufrieden. Daher geht auch der Coach optimistisch in das Heimspiel gegen den SV Babelsberg, welches am morgigen Sonnabend um 13:30 Uhr im Alfred-Kunze-Sportpark angepfiffen wird.
Unter dem Namen BSG Motor Babelsberg sorgte der Verein vor allem in den 80er Jahren in der damaligen DDR-Liga (zweihöchste Spielklasse) für Aufsehen. Sowohl in der Saison 1982/83 als auch in der Serie 1983/84 erlangten die Filmstädter in der Staffel B jeweils den Vizerang und verpassten damit nur hauchzart die Aufstiegsspiele in die DDR-Oberliga. Schon zu dieser Zeit im schmucken Karl-Liebknecht-Stadion beheimatet, waren die Babelsberger eine sehr gute Liga-Adresse, auch wenn man im Jahr 1989 den Abstieg in die Bezirksliga Potsdam in Kauf nehmen musste. Nach der Wende sorgte der Verein schnell für positive Schlagzeilen. Zunächst wurde im Dezember 1991 die Fußballabteilung aus der BSG Motor Babelsberg herausgelöst – der Tradition folgend gründete sich der SV Babelsberg 03 neu. Sportlich lief es in den anschließenden Jahren sehr gut, der Verein erlebte fortan einen rasanten Aufstieg. Im Jahr 1993 wurden die Babelsberger Meister der Landesliga Brandenburg und stiegen in die Verbandsliga auf. Nach zwei Vizemeisterschaften in der höchsten brandenburgischen Spielklasse holte der SV Babelsberg 03 in der Saison 1995/96 dort den Titel, was den Aufstieg in die Oberliga zur Folge hatte. Auch diese Spielklasse war für die Nulldreier nur eine Zwischenstation, da man sofort den Durchmarsch in die Regionalliga Nordost realisieren konnte. Doch auch damit war der sportlich rasante Aufschwung der Filmstädter noch nicht beendet. In der Saison 1999/2000 gelang es unter Trainer Hermann Andreev sich als Tabellenfünfter für die neue zweigleisige Regionalliga zu qualifizieren. Dort wurde man vor Beginn der Serie als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt, doch was sich dann abspielte grenzte schon an eine Sensation. Als Tabellenzweiter schaffte der SV Babelsberg den Aufstieg in die 2. Bundesliga – niemand hatte diesen Verein im Vorfeld auf der Rechnung. Nach gutem Start erwies sich die 2. Bundesliga jedoch als eine Nummer zu groß, als Letzter mussten die Filmstädter wieder in die Regionalliga absteigen. Auch wirtschaftlich hatte die 2. Bundesliga ihre Spuren hinterlassen. Wegen angehäufter Verbindlichkeiten musste der Verein im April 2003 Insolvenz beantragen und stand damit vorzeitig als Absteiger aus der Regionalliga fest. Allerdings schafften es die Babelsberger sich in der Oberliga sowohl wirtschaftlich als auch sportlich wieder zu konsolidieren. Im Jahr 2007 folgte der erneute Aufstieg in die Regionalliga, 2010 schaffte man sogar die sportliche Qualifikation für die 3. Liga. In dieser verblieb man drei Jahre, ehe man seit der Saison 2013/14 ein ununterbrochenes Mitglied der Regionalliga Nordost darstellt. Seit vier Jahren erreichte man dort eine gewisse Konstanz, indem man die Spielserien jeweils allesamt zwischen den Plätzen fünf und sieben abschloss.
In der Sommerpause hat sich beim SV Babelsberg einiges geändert. Vereins-Ikone Almedin Civa, der zwei Jahre die Mannschaft trainierte und zusätzlich noch seit Juli 2013 die Position des Sportlichen Leiters ausübte, erklärte bereits im letztjährigen September seinen Vertrag zum 30.06.2019 nicht verlängern zu wollen. 20 Jahre blieb Civa den 03ern als Spieler, Sportlichter Leiter und Trainer treu – am 12. Mai stand der ehemalige Mittelfelfmotor zum letzten Mal am Spielfeldrand im heimischen Karl-Liebknecht-Stadion, als seine Mannschaft den FC Rot-Weiß Erfurt besiegte. Die folgende 0:1-Niederlage in Auerbach war der letzte Auftritt von Almedin Civa als Trainer des SV Babelsberg. Nicht nur in sportlicher Hinsicht, nein, auch menschlich ein herber Verlust für die Filmstädter! Mit dem 38-jährigen Marco Vorbeck präsentierte der Verein einen Nachfolger, der als Spieler immerhin Bundesliga-Erfahrung in Rostock vorweisen kann und schnell in die Fußstapfen Civas hineintreten soll. Nach Stationen im Nachwuchsbereich beim TSV 1860 Rosenheim trainierte Vorbeck zuletzt die B-Junioren des F.C. Hansa Rostock, ehe er im Sommer das Babelsberger Regionalliga-Angebot annahm. Allerdings hat der Verein einige Korsettstangen verloren. Mit Franko Uzelac, Lionel Salla, Farid Abderrahmane (alle Fortuna Köln), Manuel Hoffmann (TSV Steinbach Haiger) oder Lukas Wilton (FSV Frankfurt) haben die Babelsberger einige Leistungsträger abgeben müssen und sind daher gezwungen sich erst einmal neu zu finden. Die Neuzugänge Moritz Kretzer (Carl Zeiss Jena II), Dimitrios Komnos (VFC Plauen), Yasin-Cemal Kaya (Rot-Weiß Oberhausen A-Junioren), Onur Yeselli (Berliner SC) oder Jake-Robert Wilton (Eintracht Braunschweig II) brauchen mit Sicherheit noch etwas Zeit sich an den rauen Regionalliga-Alltag zu gewöhnen. Weiterhin rückten vier A-Junioren in das Kollektiv der 1. Mannschaft hoch – auch dort verläuft die Umstellung von Nachwuchs- auf Männerfußball nicht von heute auf morgen. Nichtsdestotrotz ist man im Babelsberger Lager durchaus optimistisch, auch mit diesem Kader eine ordentliche Rolle in der Regionalliga spielen zu können. Den Saisonauftakt setzten die Filmstädter jedoch erst einmal in den Sand, als man beim Berliner FC Dynamo mit 1:3 unterlag. Unter der Woche verhinderten Baumaßnahmen im heimischen Stadion den Heimauftakt gegen Wacker Nordhausen, welcher nun am 11. September um 19:00 Uhr nachgeholt wird. Somit gehen die Babelsberger ausgeruht in die Begegnung bei Chemie Leipzig und haben damit im Vergleich zu ihrem Kontrahenten einen nicht zu unterschätzenden Vorteil.
Die Leutzscher haben ihrerseits nach dem kraftraubenden Auftritt in Nordhausen bereits am Mittwoch wieder alles in die Waagschale werfen müssen, um dem FC Viktoria 1889 Berlin Paroli zu bieten. Dies gelang beim torlosen 0:0-Unentschieden auf eindrucksvolle Art und Weise, doch die Elf musste auch in dieser Partie wieder extrem viel investieren. Nach der strapaziösen Oberliga-Saison, welche bis in die zweite Juni-Woche andauerte, haben die Leutzscher zu den anderen Regionallisten zudem einen kleinen Nachteil, da diese ihre Saison bereits Ende Mai beendeten. Die Vorbereitung der Fünfeckträger war dementsprechend kurz, eine Englische Woche gegen Schwergewichte der Liga tut nun ihr Übriges dazu. Demzufolge kann man der Elf von Trainer Miroslav Jagatic nur großen Respekt zollen, wie sie die ersten Begegnungen in der neuen Spielklasse absolviert hat. Mit großer taktischer Disziplin sowie sehr viel Hingabe und Leidenschaft hat man auf dem Punktekonto bisher angeschrieben, was zeigt, zu welch Leistungen die Mannschaft fähig ist. Zusätzlich ist zu bedenken, dass mit den verletzten Andy Wendschuch, Sebastian Berg, Daniel Heinze, Marc Böttger und Florian Kirstein weitere kreative Säulen noch nicht zur Verfügung stehen.
Die Mannschaft möchte am Sonnabend den nächsten Schritt machen. Auf der einen Seite hat die Elf in den beiden bisherigen Partien noch kein Gegentor bekommen, was vieles über die defensive Stabilität aussagt. Auf der anderen Seite hat man allerdings auch noch keinen eigenen Treffer erzielt, da man erst einmal in der neuen Spielklasse ankommen wollte und es die jeweiligen Offensiv-Qualitäten von Nordhausen und Viktoria Berlin zunächst zu unterbinden galt. Aufgrund der Kompaktheit in der Defensive litt das Spiel nach vorn ein wenig – vor allem gegen die Berliner fehlte es in den ersten 45 Minuten an einer gewissen Portion Mut. Dies hat das Leutzscher Trainerteam natürlich schon längst bemerkt, doch in den ersten beiden Begegnungen galt es erst einmal auf dem Punktekonto anzuschreiben. Gegen Babelsberg ist man natürlich bestrebt offensiv mehr Akzente zu setzen, doch nicht auf Kosten der defensiven Stabilität. Eine solide und geordnete Abwehrarbeit bildet das Grundgerüst für einen erfolgreichen Heimauftritt – nichts wäre schlimmer, als vor den frenetischen Fans im heimischen Stadion fahrlässig ausgekontert zu werden. Hier gilt es die richtige Balance zwischen Offensive und Defensive zu finden, was mit Sicherheit auch nicht immer einfach ist. Doch natürlich rechnet man sich gegen Babelsberg etwas aus. Die Mannschaft hat in den letzten strapaziösen Wochen grandios gearbeitet und möchte sich mit einem Heimsieg dafür selbst belohnen. Doch alle sind sich im Leutzscher Lager darüber im Klaren, dass es auch diesmal einer Top-Vorstellung bedarf. Erneut muss man läuferisch an die Grenzen gehen – wiederum gilt es, dass jeder einzelne Spieler seine individuellen Fähigkeiten in das Kollektiv einfließen lassen muss. Sollte dies gelingen, ist man durchaus zuversichtlich am Sonnabend den ersten Saisonsieg einfahren zu können. Neben den fünf Verletzten wird mit großer Sicherheit auch noch Florian Schmidt das vorläufige Lazarett erweitern. Nach dem durchaus derben Foulspiel des Berliners Fardjad-Azad am Mittwoch ist der Flügelflitzer in nahezu ununterbrochener Behandlung bei Physiotherapeut Alireza Hamzehian. Ob es allerdings bis morgen reichen wird, ist stark zu bezweifeln. Doch auch ohne ihn hat die Mannschaft genügend Qualität im Kader, welche sie unbedingt auf den Platz bringen will.
Wir möchten es natürlich auch nicht versäumen, das Schiedsrichter-Kollektiv des morgigen Heimspiels zu begrüßen. Geleitet wird die Begegnung von Eugen Ostrin aus Eisenach, welcher seit der Saison 2012/13 in der Regionalliga pfeift. In der neuen Spielserie kam der 34-Jährige bereits am Auftakt-Spieltag bei der Begegnung VfB Auerbach gegen den SV Lichtenberg zum Einsatz. Wir wünschen dem Unparteiischen mit seinen Assistenten ein glückliches Händchen und ebenfalls ein gutes Spiel.