Drei Tage nach der 1:3 (0:3)-Niederlage gegen den Drittligisten 1. FC Magdeburg hat Regionalliga-Aufsteiger BSG Chemie Leipzig während des vierwöchigen Testspiel-Marathons einen weiteren Erfolg eingefahren. Beim Oberliga-Absteiger SV Blau-Weiß Zorbau siegte die Mannschaft von Trainer Miroslav Jagatic mit 4:1 (3:0), richtige Glanzpunkte setzten die Leutzscher jedoch nur wenige.
Dass Chemie beim 4:1-Sieg gegen Zorbau nicht zu glänzen vermochte, ist nicht allzu verwunderlich, schließlich stand im Burgenlandkreis eine Truppe auf dem Feld, welche so vorher noch nie zusammengespielt hat. Insgesamt sechs Probespieler wurden in Zorbau getestet, weiterhin standen mit Kai Druschky, Alexander Bury, Sebastian Berg, Benjamin Boltze, Tomás Petrá?ek, Daniel Heinze, Marc Böttger und Andy Wendschuch acht Leistungsträger verletzungsbedingt nicht zur Verfügung. Aufgrund des derzeitigen Vorbereitungsstandes und des ständig wechselnden Personals auf dem Feld können Automatismen und Mechanismen daher natürlich kaum greifen, sodass in allen Bereichen noch genügend Luft nach oben vorhanden ist. Nichtsdestotrotz geht der Leutzscher Sieg auch in dieser Höhe in Ordnung. Bei etwas mehr Konzentration vor dem Tor hätte durchaus noch der eine oder andere Treffer für die BSG fallen können.
Zwar war der Regionalligist von Beginn an erwartungsgemäß das spielbestimmende Team, doch eine Vielzahl von Abstimmungsproblemen und Unzulänglichkeiten waren bei der völlig runderneuerten Mannschaft unübersehbar. Nichtsdestotrotz konnten sich die Leutzscher in den ersten zehn Minuten bereits drei gute Möglichkeiten erarbeiten. Nach Flanke von Valentino Schubert (Testspieler vom Chemnitzer FC) scheiterte Florian Kirstein am gut aufgelegten Oliver Arendt im Tor der Gastgeber (5.), kurz darauf verfehlte Björn Nikolajewski nach Freistoß von Georgios Touloupis (Gastspieler von Fortuna Düsseldorf) hauchzart das Gehäuse (7.). Doch bereits mit dem nächsten Angriff sollte die BSG in Führung gehen. Nach einem folgenschweren Fehlpass von Manuel Reichmuth im Zorbauer Spielaufbau zog Max Keßler von der Strafraumgrenze ab – vom Ex-Leutzscher Sascha Rode entscheidend abgefälscht, schlug die Kugel zum 0:1 im Tor des Oberliga-Absteigers ein (9.).
In der Folgezeit wollten die Jagatic-Schützlinge zwar sofort mit gehörigem Nachdruck nachlegen, allerdings agierte man aufgrund von Missverständnissen und Abstimmungsproblemen einfach zu fehlerhaft. Auch defensiv tat sich die eine oder andere Lücke auf, jedoch waren die Gastgeber nicht in der Lage davon zu profitieren. So trudelte beispielsweise ein Schrägschuss von Lukas Pellmann am langen Eck vorbei (17.) nachdem die Platzherren ohne Bedrängnis über ihre linke Angriffsseite kombinieren konnten.
Zweifelsohne waren die Leutzscher jedoch torgefährlicher, auch wenn man im Ballvortrag weiterhin sehr fehlerhaft blieb. Kirstein hatte nach guter Vorarbeit von Touloupis den zweiten BSG-Treffer auf dem Stiefel, doch Arendt reagierte im Zorbauer Gehäuse gut (27.). Drei Minuten später sollte der Favorit dann allerdings erhöhen. Leo Felgenträger (Testspieler vom VfB Krieschow) wurde im Strafraum der Gastgeber regelwidrig von Michael Lerchl gestoppt – Schiedsrichter Eric Dominic Weisbach (Leuna) zeigte sofort auf den Punkt. Björn Nikolajewski bewies Nervenstärke und verwandelte den Elfmeter sicher zum 0:2 (30.).
In den Folgeminuten wollte die BSG dieses positive Momentum sofort weiter ausnutzen – denkbar knapp strich ein Schlenzer von Touloupis am Gehäuse vorbei (34.). Allerdings blieben einige Unzulänglichkeiten und Abstimmungsprobleme im Rückwärtsgang unübersehbar. Pellmann hatte nach einem Stellungsfehler von Pascal Bekker (Testspieler vom Leipziger SV Südwest) den Zorbauer Anschlusstreffer auf dem Fuß, doch mehrere Leutzscher Abwehrspieler warfen sich rechtzeitig in die Schussbahn (35.). Stattdessen machten die Fünfeckträger kurz darauf Nägel mit Köpfen – Florian Kirstein erhöhte von der Strafraumgrenze zum 0:3-Halbzeitstand (37.).
Zur Pause wechselte Chemie-Trainer Jagatic munter durch, was eine leichte Steigerung der Mannschaft in den zweiten 45 Minuten zur Folge hatte. Allerdings verkürzten die Gastgeber zehn Minuten nach Wiederanpfiff erst einmal auf 1:3, als Robert Rode aus der Distanz abzog und BSG-Keeper Maximilian Schlosser (Testspieler vom FC Erzgebirge Aue) mit einem Flachschuss überwand (55.). Zwar blieben die Leutzscher auch in der Folgezeit weiterhin das klar spielbestimmende Team, allerdings vergaß die Elf die sich nun bietenden Möglichkeiten resolut zu nutzen. Zunächst scheiterte Manuel Wajer – nach gutem Doppelpass mit Tommy Kind – am gut postierten Arendt (63.), anschließend verzog Kind aus verheißungsvoller Position, nachdem er klasse von Stefan Karau eingesetzt wurde (68.). Richten musste es wenig später erst der Kapitän selbst. Nachdem ein langgezogener Freistoß von Florian Schmidt von der Querlatte zurückprallte, reagierte Karau am schnellsten und bugsierte das Streitobjekt aus Nahdistanz zum 1:4 über die Linie (76.).
Zorbau war nach diesem vierten Gegentor jegliche Motivation genommen. Außer einem Schuss von Torschütze Robert Rode nach vorherigem Eckball von Marvin Zott (drüber, 64.) wurden die Gastgeber in den zweiten 45 Minuten kaum torgefährlich. Stattdessen besaßen die Platzherren mit Oliver Arendt einen sehr guten Torhüter, der sowohl gegen Tommy Kind (78.) als auch gegen Björn Nikolajewski (80.) einen höheren Rückstand verhinderte. Die größte Gelegenheit ließ allerdings Georgios Touloupis ungenutzt. Sehr gut von Manuel Wajer und Tommy Kind insziniert, kam der Düsseldorfer Probespieler in bester Position zum Abschluss, dann aber setzte er sein Visier etwas zu hoch an (83.).
So blieb es letztlich beim Leutzscher 4:1 (3:0)-Erfolg im Burgenlandkreis – eine Testpartie, welche dem Trainerteam wieder einige wichtige Erkenntnisse geben konnte. Luft nach oben ist in allen Bereichen vorhanden, jedoch muss man dabei die eingangs genannten Faktoren berücksichtigen. Zeit zum Atmen hat die Mannschaft unterdessen kaum, denn schon am morgigen Sonntag bestreitet man beim FSV Martinroda die nächste Vorbereitungs-Begegnung. Der Anstoß beim Oberliga-Aufsteiger erfolgt um 15:00 Uhr.
SV Blau-Weiß Zorbau – BSG Chemie Leipzig 1:4 (0:3)
SV Blau-Weiß Zorbau: Arendt – R. Rode, Reichmuth, S. Rode, Zott – Lerchl – Solivani, Winkler, Thurm (13. Eiteljörge) – Dwars, Pellmann; Trainer: Kunze
BSG Chemie Leipzig: Maximilian Schlosser (62. Julien Latendresse-Levesque) – Valentino Schubert, Benjamin Schmidt (46. Stefan Karau), Pascal Bekker, Denny Krahl (46. Philipp Wendt) – Max Tuchel (46. Manuel Wajer), Björn Nikolajewski – Leo Felgenträger, Max Keßler (46. Florian Schmidt), Georgios Touloupis – Florian Kirstein (46. Tommy Kind); Trainer: Miroslav Jagatic
Schiedsrichter: Weisbach (Leuna) – Schiedsrichter-Assistenten: Unger (Salzfurtkapelle), Fritzsche (Bitterfeld-Wolfen)
Tore: 0:1 Max Keßler (9.), 0:2 Björn Nikolajewski (30., Foulstrafstoß), 0:3 Florian Kirstein (37.), 1:3 R. Rode (55.), 1:4 Stefan Karau (76.)
Zuschauer: 250 am Sportplatz Zorbau