
(Foto: Christian Donner)
Der letzte Spieltag der Oberliga Süd steht am Sonntag auf dem Programm. Oftmals wurden sämtliche Entscheidungen in der Vergangenheit an jener Abschlussrunde getroffen, doch diesmal ist der Spannungsfaktor recht niedrig. Der Grund dafür liegt ganz einfach auf der Hand, schließlich sind sowohl in der Aufstiegs- als auch in der Abstiegsfrage nahezu fast alle Fragen bereits geklärt. Komplett sicher ist bereits der Aufsteiger in die Regionalliga.
Nach dem traurigen Abstieg realisierte die BSG Chemie Leipzig nach einer sensationellen Saison die sofortige Rückkehr in die vierthöchste Spielklasse – der letztwöchige 2:1 (1:0)-Heimsieg über den FC Eilenburg lässt die Leutzscher uneinholbar den Platz an der Sonne einnehmen. Im Kampf um den Klassenerhalt muss nach dem 30. Spieltag jedoch noch eine letzte Frage beantwortet werden. Während die BSG Wismut Gera nach der Saison ihre Mannschaft aus der Oberliga zurückzieht und in der Verbandsliga Thüringenliga die neue Spielserie angeht, muss Schlusslicht SV Blau-Weiß Zorbau nach nur einer Oberliga-Saison wieder den Gang in die Verbandsliga Sachsen-Anhalt antreten.
Da aus beiden Oberliga-Staffeln insgesamt fünf Mannschaften absteigen müssen, ist einzig der VfL 05 Hohenstein-Ernstthal übrig geblieben, für den es in der kommenden Woche noch um etwas geht. Den vorletzten Rang können die Karl-May-Städter nur noch theoretisch verlassen, dies bedarf jedoch eines klaren Sieges beim Vizemeister FSV Luckenwalde und einer gleichzeitigen deutlichen Niederlage von Askania Bernburg in Nordhausen. In Westsachsen stellt man sich daher schon gedanklich darauf ein, die Relegation in der kommenden Woche zu absolvieren, wo man im Hin- und Rückspiel entweder auf den FC Anker Wismar oder den FC Strausberg trifft.
Für den Staffelsieger und Regionalliga-Aufsteiger BSG Chemie Leipzig geht es am Sonntag noch einmal auf Reisen. Völlig befreit kann die Elf von Trainer Miroslav Jagatic den letzten Spieltag der Saison angehen, der immense Druck nach dem Heimsieg gegen Eilenburg fiel wie eine Last ab. Nichtsdestotrotz haben die Leutzscher intern noch ein kleines Ziel. Nachdem man die Rückrunde nach wie vor ungeschlagen ist, möchte man dieses Novum auch nach dem letzten Gefecht beibehalten.
Um 14:00 Uhr treten die Grün-Weißen bei der BSG Wismut Gera an – für die Ostthüringer ist es, wie bereits erwähnt, der vorerst letzte Auftritt in der Oberliga. Gespielt wird aufgrund der zu erwartenden Leutzscher Fanschar nicht im heimischen Stadion Am Steg sondern im Stadion der Freundschaft, in welchem die Geraer zu DDR-Zeiten ihre größten Erfolge feiern konnten. Nach vier Jahren Oberliga-Zugehörigkeit geht für den Traditionsverein BSG Wismut Gera mit dem Heimspiel gegen die BSG Chemie Leipzig diese Ära nun zunächst erst einmal zu Ende. Die Gründe dafür sind hauptsächlich in wirtschaftlicher Hinsicht zu suchen, die Ostthüringer wollen sich in der höchsten Verbandsebene finanziell konsolidieren. Sportlich hätten die Geraer den Klassenerhalt definitiv geschafft, auch wenn man aus den letzten fünf Begegnungen nur einen Zähler holte (2:2 in Nordhausen).
Schon lange pfiffen die Spatzen den Rückzug des Spitzenreiters der Ewigen DDR-Liga-Tabelle von den Dächern, im Frühjahr gab der Vorstand dieses interne Vorhaben dann auch in der Öffentlichkeit wider. Seitdem wurde es im Verein etwas unruhig, was darin gipfelte, dass Trainer Frank Müller nach dem 2:2 in Nordhausen von seinem Amt entbunden wurde. Für die neue Saison gab sich dem langjährigen Wismut-Kapitän die plötzliche Möglichkeit, bei seinem Heimatverein ZFC Meuselwitz als Teammanager zu arbeiten – eine Gelegenheit, die er natürlich wahrnahm. Daraufhin musste Müller seinen Trainerstuhl in Gera räumen, die Nachfolge traten seine Co-Trainer Norman Teichmann und Alexander Just in Personalunion an.
Seitdem ist man in der Tabelle aufgrund von vier Niederlagen in Folge zwar etwas durchgereicht worden, doch der Vorsprung zu den abstiegsgefährdeten Mannschaften war einfach zu groß, um noch einmal in Bedrängnis zu kommen. Nichtsdestotrotz haben die Orange-Schwarzen eine Truppe beisammen, die durchaus das Format hat langfristig in der Oberliga zu spielen. Allen voran ist da der Name Jegor Jagupov zu nennen, der es in dieser Saison bereits auf 20 Treffer brachte. Weiterhin stehen mit Joseph Gröschke (ehemals Fürstenwalde, Bischofswerda), der Ex-Leutzscher Marcel Nolde (Eilenburg, Plauen, Inter Leipzig) oder Robert Paul (Babelsberg, Zwickau, Plauen) einige erfahrene Akteure in den eigenen Reihen, die alle bereits höherklassig gekickt haben. Die Mannschaft verfügt über einen guten Teamspirit, stellt sich als äußerst kompakt vor und hat sich vor allem auf den gegnerischen Plätzen sehr oft von der guten Seite gezeigt.
Während man in heimischen Gefilden in 14 Begegnungen nur mickrige 13 Punkte einheimste, war man auswärts mit 19 Zählern durchaus erfolgreicher. Als Beleg sollte das 2:2 aus dem Hinspiel in Leipzig-Leutzsch gelten, als die Wismut-Elf einzig an ihrer Chancenverwertung scheiterte, um drei Auswärtspunkte zu entführen. Die Chemiker wollen ihrerseits im letzten Oberligaspiel jedoch nicht die Beine hochlegen und sich noch einmal von ihrer besten Seite präsentieren. Natürlich hat die Elf von Trainer Miroslav Jagatic das große Ziel bereits erreicht, doch die Leutzscher haben auch in Gera nichts zu verschenken. Dies ist die Mannschaft vor allem den treuen Fans absolut schuldig – wie ein zwölfter Mann standen die Zuschauer in der gesamten Saison hinter der Truppe.
Demzufolge wollen die Grün-Weißen auch in Ostthüringen den Nimbus der ungeschlagenen Rückrunde aufrecht erhalten und sich mit einem Erfolg von ihrem sensationellen Publikum verabschieden. Auch trotz des vorzeitigen Regionalliga-Aufstiegs hat die Mannschaft innerhalb der Trainingswoche in den Einheiten nicht geschludert und sich sehr konzentriert und fokussiert auf die Abschlussaufgabe in Gera vorbereitet. Der Coach wird am Sonntag mit Sicherheit auch Spielern eine Chance geben, die im Verlauf der Spielzeit nicht die gewünschten Einsatzzeiten bekamen.
Zwar fallen am Wochenende neben den Langzeitverletzten Lars Schmidt, Sebastian Berg und Florian Kirstein zusätzlich einige Akteure (Daniel Heinze, Andy Wendschuch, Stefan Karau, Kai Druschky, Julien Latendresse-Levesque, Marc Böttger) verletzungsbedingt aus, doch ändert dies überhaupt nichts daran, dass sich die Spieler aus dem zweiten Glied aufgrund der bereits feststehenden Konstellation diese Einsatzmöglichkeit absolut verdient haben. Dieser Fakt ist auch völlig nachzuvollziehen, schließlich haben alle Akteure zum Aufstieg der BSG in die Regionalliga beigetragen.
Die Mannschaft hat sich dies als Kollektiv gemeinsam hart erarbeitet, nun erntet die Elf die Früchte dafür. In Gera möchte man noch einmal 90 Minuten lang Gas geben und wird alles dafür tun, dass man die Oberliga-Rückrunde als einziges Team ungeschlagen beendet. Als Unparteiischer wurde vom NOFV für die Begegnung am Sonntag der Blankenburger Robin Enkelmann angesetzt. Der 28-jährige hatte mit beiden Teams in der Saison bereits das Vergnügen. Die Chemiker pfiff er beim 2:0-Heimsieg über Ludwigsfelde, Wismut Gera gelang unter Enkelmanns Leitung ein 3:1-Erfolg in Plauen. Assistiert wird er von Nick Kahlert (Schlanstädt) und Alexander Kroll (Wernigerode). Auch dem Schiedsrichter-Kollektiv wünschen wir ein gutes Spiel und leichtes Amtieren.