Grenzenloser Jubel nach dem 2:0. (Foto: Christian Donner)
Die BSG Chemie Leipzig hat einen großen Schritt in Richtung Regionalliga-Aufstieg gemacht. Vor einer traumhaften Kulisse von 2358 Zuschauern im Markranstädter Stadion am Bad gewannen die Schützlinge von Trainer Miroslav Jagatic ihr schweres Auswärtsspiel beim FC International Leipzig sicher mit 2:0 (1:0) und behaupteten damit zwei Begegnungen vor Schluss ihren Vier-Punkte-Vorsprung vor dem FSV Luckenwalde.
Dabei war bei klasse äußeren Bedingungen der gegenseitige Respekt beider Teams zunächst unübersehbar. Vor allem für die Leutzscher stand in dieser Begegnung extrem viel auf dem Spiel, nachdem Verfolger FSV Luckenwalde am Vortag durch einen 1:0-Heimsieg gegen Union Sandersdorf in der Tabelle auf einen Punkt herangerückt war. So spielte sich das Geschehen zunächst fast ausschließlich zwischen den Strafräumen ab, wobei es den Chemikern bereits frühzeitig sehr gut gelang, jeglichen Spielfluss Inters zu unterbinden. Die Jagatic-Elf wirkte extrem lauffreudig, ging keinem Zweikampf aus dem Weg und nahm den Gastgebern somit frühzeitig die Lust am Fußballspielen. Zwar war die spielerische Klasse des FC International durchaus das eine oder andere Mal zu sehen, doch vor dem BSG-Gehäuse brannte überhaupt nichts an. Dies sah auf der Gegenseite schon ganz anders aus, als die Leutzscher die sich erste bietende Möglichkeit prompt ausnutzten. Sehr gut von Philipp Wendt über die linke Seite eingeleitet, drang Alexander Bury sehenswert in den Strafraum ein, worauf sich Ioannis Kantartzis nur durch ein klares Foulspiel zu helfen wusste – Strafstoß! Wie bereits in der Vorwoche gegen Luckenwalde zeigte sich Kai Druschky vom Punkt als extrem nervenstark und schickte Inter-Schlussmann Kyriatzis in die falsche Ecke – 0:1 (28.).
Dieser Treffer gab dem Tabellenführer zusätzliches Selbstvertrauen. Von den frenetischen Fans unaufhörlich angepeitscht, glänzte man weiterhin durch ein sehr laufintensives Spiel und blieb im Defensivbereich weiterhin höchst kompakt. Nur einmal musste der BSG-Anhang etwas die Luft anhalten, als Julien Latendresse-Levesque nach einem Kopfball von Arlind Shoshi leicht wegrutschte, der Chemie-Keeper diese Situation jedoch noch rechtzeitig bereinigen konnte (33.). Stattdessen musste sein Gegenüber Kyriatzis wenig später nochmals eingreifen, als sich Druschky mit einem Distanzschuss versuchte (37.).
Auch im zweiten Durchgang sollte sich am Spielgeschehen relativ wenig ändern. Chemie blieb weiterhin voll auf der Höhe und agierte hochkonzentriert, auch wenn Shoshi die erste Inter-Duftmarke setzte (vorbei, 46.). Doch wenig später sollten sich die Ost-Leipziger selbst entscheidend schwächen. Der bereits in Durchgang eins verwarnte Ilias Becker ließ sich kurz nach Wiederanpfiff zu einem Foulspiel im Mittelfeld gegen Druschky hinreißen – Gelb-Rot vom ausgezeichnet leitenden Schiedsrichter Christoph Dallmann war die Folge (47.). In Überzahl verwalteten die Chemiker fortan souverän den knappen Vorsprung und warteten geduldig auf ihre Chance. Und diese kam, als der Referee zum zweiten Mal auf den ominösen Punkt zeigte. Von Kapitän Stefan Karau eingeleitet, agierte Kantartzis im eigenen Strafraum gegen Druschky abermals sehr unbeholfen – der Pfiff des Rostocker Unparteiischen kam sofort. Diesmal übernahm Daniel Heinze die Verantwortung und verwandelte den Elfmeter ebenfalls souverän – 0:2 (63.).
International Leipzig setzte in der Folgezeit alles auf eine Karte, doch in Unterzahl sollten sich diese Bemühungen noch zusätzlich erschweren. Zwingend wurden die „Gastgeber“ kaum, auch wenn der eine oder andere Torabschluss folgen sollte. So packte Latendresse-Levesque bei einem Distanzschuss von Marcelo Franceschi sicher zu (71.), nach einem Eckball des Inter-Spielmachers köpfte Shoshi unter Bedrängnis am Tor vorbei (77.). Auf der Gegenseite servierte Druschky einen Eckball genau auf den Kopf des rechtzeitig einlaufenden Manuel Wajer, doch die Kugel landete nur auf dem Netz (76.).
In der Schlussphase versuchte es die Elf von Interimstrainer Zoran Levnaic quasi mit dem Mut der Verzweiflung und öffneten den Abwehrverbund nahezu komplett. Doch die Leutzscher ließen absolut nichts zu und fanden nun große Räume vor, um die Partie endgültig zu entscheiden. So hatte der ins Spiel gekommene Eric Berger die Gelegenheit zum dritten Treffer, setzte aber seinen Kopfball nach einer Eingabe des ebenfalls eingewechselten Max Keßler etwas zu hoch an (88.). Zwei Minuten später vertändelte Christos Iereidis am eigenen Strafraum die Kugel fahrlässig an Marc Böttger. Kai Druschky legte den folgenden Querpass aus Nahdistanz jedoch nur an den Pfosten (90.). Ein drittes Tor hätte dieser Begegnung aus Leutzscher Sicht mit Sicherheit die Krone aufgesetzt, doch dessen Ausbleiben war aufgrund des Spielstandes absolut zu verschmerzen. Kurz vor Schluss bedrohten die Grün-Weißen abermals das Inter-Gehäuse, als Marko Trogrlic nach einem Böttger-Querpass beherzt aus der Distanz abzog, die Kugel jedoch um Haaresbreite das Ziel verfehlte (90.+2).
So blieb es letztlich beim verdienten Auswärtssieg der Chemiker, die diese schwere Auswärtsaufgabe insgesamt sehr souverän lösten. Spielerisch brannte die BSG zwar kein Feuerwerk ab, doch dies war gegen diesen Gegner auch nicht gefragt. Imponierend waren dagegen die Kompaktheit und die Lauffreudigkeit der Elf über die gesamte Spielzeit und wie clever man den kostbaren Vorsprung letztlich über die Bühne brachte. Dazu gebührt der Mannschaft ein großes Kompliment. Über die gesamten 90 Minuten gesehen geht der Leutzscher Sieg vollends in Ordnung.
Somit haben die Chemiker am Sonntag, den 2. Juni den ersten Matchball, um den Staffelsieg zu realisieren, wenn man um 14:00 Uhr den FC Eilenburg empfängt. Allerdings müssen die Leutzscher Fans nicht bis dahin warten, um ihre Elf auf dem grünen Rasen wieder bewundern zu dürfen. Unter der Kampagne „Flutlicht für Leutzsch“ trifft die Mannschaft bereits am Mittwoch um 18:30 Uhr im Alfred-Kunze-Sportpark zum freundschaftlichen Vergleich auf den Bundesligisten Fortuna Düsseldorf, der als Aufsteiger die Saison in der höchsten deutschen Spielklasse auf einem sensationellen 10. Tabellenrang abschloss.
FC International Leipzig – BSG Chemie Leipzig 0:2 (0:1)
FC International Leipzig: Dimitris Kyriatzis – Ilias Becker, Dongmin Kim, Christopher Sadamu Misaki, Arman Melkonyan (46. Christos Iereidis) – Patrick Hädrich, Jean Bosco Makengo (74. Braima Cande), Arlind Shoshi (90. Younhoon Park), Tzonatan Moutsa – Marcelo Henrique Franceschi, Ioannis Kantartzis; Trainer: Zoran Levnaic
BSG Chemie Leipzig: Julien Latendresse-Levesque – Manuel Wajer, Stefan Karau, Benjamin Schmidt, Philipp Wendt – Andy Wendschuch, Marc Böttger – Florian Schmidt (73. Max Keßler), Kai Druschky, Alexander Bury (81. Marko Trogrlic) – Daniel Heinze (70. Eric Berger); Trainer: Miroslav Jagatic
Schiedsrichter: Christoph Dallmann (Rostock) – Schiedsrichter-Assistenten: Hannes Ventzke (Rostock), Robert Kuligowski (Rostock)
Tore: 0:1 Kai Druschky (28., FE), 0:2 Daniel Heinze (63., FE)
Gelb-Rote Karte: Ilias Becker (47., FC International, wiederholtes Foulspiel)
Zuschauer: 2358 im Stadion am Bad zu Markranstädt (davon 2300 Chemiker)