
In einem umkämpften Spiel siegte Chemie mit 1:0. (Foto: Christian Donner)
Die BSG Chemie Leipzig bleibt in der Rückrunde der Oberliga weiter ungeschlagen. Mit einem 1:0 (0:0)-Auswärtssieg beim VfL 05 Hohenstein-Ernstthal baute die Elf von Trainer Miroslav Jagatic ihre Tabellenführung auf Verfolger FSV Luckenwalde auf sieben Punkte aus und profitierte dabei zusätzlich davon, dass die Brandenburger am Vortag im Heimspiel gegen den VfL Halle nicht über ein 2:2-Unentschieden hinauskamen. Die Grün-Weißen glänzten bei ihrem Auftritt auf dem Hohensteiner Pfaffenberg nicht wirklich, doch geht der knappe Erfolg vor offiziell 846 Zuschauern unter dem Strich in Ordnung. Der Begriff „Arbeitssieg“ umfasst das Geschehen ganz gut, mit dem die Elf den nächsten kleinen Schritt zum großen Ziel realisieren konnte.
Dabei waren die Vorzeichen im Vorfeld ganz klar verteilt. Während der Aufsteiger aus der Karl-May-Stadt jeden Zähler für den Klassenerhalt benötigt, wollte der Spitzenreiter bereits frühzeitig seine Favoritenstellung untermauern. So starteten die Leutzscher auch ganz gut in die Begegnung, bereits in der Anfangsphase wurden die Chemiker gleich zwei Mal gefährlich. Zunächst scheiterte Max Keßler aus spitzem Winkel an VfL-Schlussmann Pavel Petkov, nachdem dieser Angriff prima von Kai Druschky und Daniel Heinze inszeniert wurde (5.). Wenig später zog Druschky einen Freistoß gefährlich in Richtung Tor, doch hier fehlten die berühmten Zentimeter (9.).
Die Gastgeber legten von Beginn an ihre Priorität auf eine kompakte Defensive, in der Hoffnung mit Kontern oder Standardsituationen selbst für Torgefahr sorgen zu können. So setzte Fabian Erler das erste Hohensteiner Achtungszeichen, doch BSG-Keeper Julien Latendresse-Levesque kratzte den Schlenzer sehenswert aus dem oberen Eck (18.). Gefährlicher waren allerdings zweifelsohne die Leutzscher, denen es ab und an durchaus gelang, den kompakten VfL-Defensivblock in Verlegenheit zu bringen. Vor allem, wenn man schnell und zielstrebig nach vorn spielte, entstand prompt Torgefahr. Sehr gut per Hackentrick von Keßler eingeleitet, zog Manuel Wajer die Kugel von rechts flach nach innen, aber Druschky traf den Ball nicht voll, um Petkov überwinden zu können (20.). Zwei Minuten später erlief sich Keßler einen langen Ball von Benjamin Schmidt und hatte das Streitobjekt im Anschluss daran schon am herausstürzenden Hohensteiner Torhüter vorbeigespitzelt, im letzten Moment rettete der zurückgeeilte Florian Stier jedoch noch auf der Torlinie (22.). Kurz darauf köpfte der aufgerückte Innenverteidiger Marko Trogrlic einen Druschky-Eckball gefährlich in Richtung langes Eck, doch hier brauchte Petkov nicht einzugreifen (25.). Dies war die beste Leutzscher Phase in den ersten 45 Minuten, noch schafften es die Grün-Weißen aber nicht, die deutliche Überlegenheit im Ergebnis auszudrücken. Sehr gut von Alexander Bury über die linke Seite eingeleitet, verkürzte Petkov gegen den durchgebrochenen Florian Schmidt geschickt den Winkel und verhinderte damit den Hohensteiner Pausenrückstand (37.).
Auch im zweiten Durchgang sollte sich am Spielgeschehen recht wenig ändern. Chemie blieb die dominierende Elf, der Neuling konzentrierte sich weiterhin nahezu vollständig auf die Abwehraufgaben. Zwingende Offensivaktionen der Männer vom Sachsenring blieben eine Seltenheit, einzig Philipp Colditz versuchte sich nach Ablage von Sebastian Weiske aus der Distanz (drüber, 48.). Doch die Leutzscher, die in der Defensive absolut nichts zuließen, konnten mit der eigenen Überlegenheit recht wenig anfangen, da man im Ballvortrag fortan einfach zu fehlerhaft agierte. Spielerisch war gegen den kompakten VfL-Abwehrblock oftmals kein Durchkommen, auch die mehr und mehr lang gespielten Bälle sollten sich nicht wirklich als taugliches Mittel erweisen. Den resoluten Karl-May-Städtern war nur beizukommen, wenn man die Kugel schnell und präzise durch die eigenen Reihen zirkulieren ließ. So zum Beispiel als der von Florian Schmidt eingesetzte Bury den Ball sofort auf Druschky weiterleitete, dieser jedoch am aufmerksamen Petkov scheiterte (68.).
So lief den Leutzscher allmählich die Zeit davon, einen ähnlichen Spielfilm hatte man bereits beim torlosen 0:0 im Hinspiel erlebt. Glücklicherweise blieb der BSG ein ähnliches Szenario diesmal erspart, da man die Begegnung mit einem Sonntagsschuss in die gewünschte Richtung lenkte. Nach einem Heinze-Freistoß und anschließender Kopfballverlängerung von Bury brachten die Gastgeber den Ball nicht weit genug aus der Gefahrenzone – Kai Druschky nahm den Ball von der Strafraumgrenze volley und knallte ihn zur Freude des frenetischen Leutzscher Anhangs zum 0:1 in die Maschen (70.).
Danach mussten die Gastgeber natürlich mehr investieren und die Defensive etwas lockern, ingesamt kam der VfL in der Offensive aber weiterhin nicht über Ansätze hinaus. Routiniert verteidigten die Grün-Weißen den kostbaren Vorsprung, auch bei den gefürchteten Standardsituationen der Platzherren brannte nichts an. Abgeklärt hielten die Jagatic-Schützlinge das Geschehen immer wieder weit vom eigenen Tor entfernt und brachten diese wichtigen drei Punkte souverän ins Ziel.
Fazit: Letztlich ein dreckiger Arbeitssieg der Leutzscher, für welchen es allerdings auch die vollen drei Punkte gibt. Damit haben die Chemiker in der Rückrunde 29 von möglichen 33 Zählern eingesammelt und belegen daher nicht von ungefähr den Platz an der Sonne. Die Mannschaft hat sich genügend Selbstvertrauen erarbeitet und fiebert, mit dieser Erfolgsserie im Rücken, bereits dem kommenden Sonntag entgegen. Dann steigt das absolute Topspiel der Oberliga, wenn Chemie Leipzig um 14:00 Uhr den Tabellenzweiten FSV Luckenwalde im mit Sicherheit rappelvollen Alfred-Kunze-Sportpark empfängt.
VfL 05 Hohenstein-Ernstthal – BSG Chemie Leipzig 0:1 (0:0)
VfL 05 Hohenstein-Ernstthal: Pavel Petkov – Florian Stier, Weiske (70. Max Gehrmann), Thomas Kochte, Maik Georgi – Philipp Colditz (75. Michael Neubert), Kai Enold, Felix Kunert (75. Tom Wilhelm), Roy Blankenburg – Eric Fischer, Fabian Erler; Trainer: Steve Dieske
BSG Chemie Leipzig: Julien Latendresse-Levesque – Marko Trogrlic, Manuel Wajer, Benjamin Schmidt, Phillipp Wendt – Andy Wendschuch, Florian Schmidt (90. Sascha Rode) – Max Keßler (83. Eric Berger), Kai Druschky (79. Ryutaro Omote), Alexander Bury – Daniel Heinze; Trainer: Miroslav Jagatic
Schiedsrichter: Florian Butterich (Straufhain) – Schiedsrichter-Assistenten: Dirk Honnef (Gotha), Reinhard Meusel (Neuhaus-Schierschnitz)
Tore: 0:1 Kai Druschky (70.)
Zuschauer: 846 im Stadion auf dem Pfaffenberg zu Hohenstein-Ernstthal (davon 600 Chemiker)