Im Pokal zeigte Chemie, wie man in Hohenstein-Ernstthal gewinnen kann. (Foto: Christian Donner)
Die Oberliga-Saison 2018/19 geht immer mehr in die heiße Phase. Sowohl im Meisterschafts- als auch im Abstiegskampf geht es immer noch um alles. Hauptrollen kommen dabei Chemie Leipzig und dem VfL 05 Hohenstein-Ernsttahl zu: Die Leutzscher grüßen vom Platz an der Sonne, sind als einziges Team in der Rückrunde ungeschlagen – Hohenstein-Ernsttahl benötigt im Kampf um den Klassenerhalt jeden Punkt. Nun kommt es zum Aufeinandertreffen, bei dem „HOT“ den Grün-Weißen keinesfalls etwas schenken wird. Der Anstoß im Hohensteiner Stadion auf dem Pfaffenberg erfolgt am Sonntag um 14:00 Uhr.
Seit dem Jahr 2008 jährlich der Sachsenliga angehörend, gelang den Karl-May-Städtern in der vergangenen Saison der große Wurf. Mit sieben Punkten Vorsprung auf den Großenhainer FV schaffte der VfL 05 Hohenstein-Ernstthal erstmalig den Aufstieg in die Oberliga. Doch dieser große Erfolg wurde in der letzten Spielserie letztlich noch getoppt. Vor über 1000 Zuschauern in der nagelneuen Dresdner BallsportArena wurden die Westsachsen dank eines 6:5-Sieges nach Verlängerung gegen die Futsal Panthers Köln erstmalig Deutscher Futsal-Meister, so dass das Jahr 2018 mit Sicherheit als das erfolgreichste in die Vereinsgeschichte des VfL 05 eingeht.
Nichtsdestotrotz blieb man am Sachsenring Realist, wohl wissend, dass es in den neuen Fußball-Gefilden ausschließlich um den Klassenerhalt gehen wird. Dennoch war „VfL-Macher“ Heiko Fröhlich im Vorfeld recht zuversichtlich, das Oberliga-Intermezzo seines Vereins nicht nur auf ein Jahr zu begrenzen, da die Mannschaft seit Jahren eingespielt ist und in der neuen Liga völlig frei aufspielen kann. Zwar schmerzte in der Sommerpause der Abgang von „Lebensversicherung“ Marc Benduhn (SV Warnemünde), der in den vergangenen sieben Jahren in 198 Begegnungen satte 115 Treffer erzielte, doch im VfL-Lager war man optimistisch, diesen enormen Verlust kompensieren zu können. Eine Hauptrolle spielte dabei mit Sicherheit die Verpflichtung von Maik Georgi, der in seiner Karriere auf Regionalliga-Erfahrung beim 1. FC Magdeburg, Germania Halberstadt, Wacker Nordhausen und dem 1. FC Lokomotive Leipzig zurückblicken kann und bei seinen ehemaligen Vereinen jeweils zu den Korsettstangen gehörte.
Recht zuversichtlich gestalteten sich die Meinungen auch nach dem Saisonstart, als der VfL 05 zwei seiner drei ersten Begegnungen gewann. Nach einer 1:5-Klatsche zum Auftakt beim FC International Leipzig bezwang man im Anschluss daran den FC Eilenburg (1:0) und sorgte beim 4:1-Auswärtssieg bei Wismut Gera für einen echten Paukenschlag. Allerdings konnte die Elf das Niveau leider nicht halten, da man vor allem in der Defensive oft zu anfällig war. Klare Niederlagen gegen Wacker Nordhausen II, den VfL Halle (jeweils 1:4), beim FC Carl Zeiss Jena II (0:4) oder beim VFC Plauen (1:6) ließen den Aufsteiger in der Tabelle immer weiter ins untere Tabellenmittelfeld abrutschen. Doch die Elf konnte auch gelegentlich ihr Potenzial abrufen. Erfolge bei Askania Bernburg (2:1), daheim gegen Union Sandersdorf (2:0) oder auch beim torlosen 0:0 in Leutzsch unterstreichen, dass die Mannschaft durchaus genügend Qualität besitzt. Das Problem war jedoch, dass die Elf diese zu selten auf das Feld brachte und sich einfach viel zu viele Gegentreffer einhandelte. Zur Winterpause belegten die Westsachsen mit 16 Punkten zwar noch Platz elf, letztendlich betrug der Vorsprung zu den Abstiegsrängen aber nur zwei Zähler.
Als die Karl-May-Städter dann den Rückrunden-Auftakt mit nur einem Punkt aus vier Spielen gewaltig in den Sand setzten, entschloss sich der Verein eine Veränderung auf der sportlichen Kommandobrücke vorzunehmen. So musste der verdienstvolle Trainer Russi Petkov (ehemaliger Zweitliga-Torhüter des FC Erzgebirge Aue) nach einer 0:1-Niederlage beim Schlusslicht Blau-Weiß Zorbau seinen Stuhl räumen. Auf Grund der Negativserie sah man sich im VfL-Lager in der Pflicht zu handeln. Petkovs Nachfolger wurde Steve Dieske, der jahrelang den BSC Freiberg trainierte und bis zum Winter beim Sachsenliga-Aufsteiger SV Olbernhau tätig war. Unter Dieske war zunächst eine gewisse Aufbruchstimmung zu erkennen. Nach einem 1:0-Heimsieg über Einheit Rudolstadt blieb man beim torlosen 0:0 daheim gegen den VFC Plauen zum zweiten Mal in Folge ohne Gegentor und holte im Anschluss daran nach einem 0:2-Rückstand in Nordhausen immerhin noch ein 2:2-Remis. Doch auch diese Euphorie verflog schnell, holten die Westsachsen doch aus den letzten drei Begegnungen nur einen Zähler (0:3 gegen Jena II, 0:0 gegen Bernburg, 1:3 in Halle). So ist der Neuling aktuell auf dem Abstiegsrang 15 platziert, aber aufgeben wird man am Sachsenring (bei derzeit 23 Zählern) in den letzten fünf Spielen mit Sicherheit nicht. Auch wenn man dabei noch gegen die Titelaspiranten Chemie Leipzig und FSV Luckenwalde anzutreten hat – die Konkurrenz Bernburg (25 Punkte), Halle 96, Plauen (beide 27) und Sandersdorf (28) ist noch in Schlagdistanz. Mut macht dabei ebenfalls die Tatsache, dass man dabei noch drei Mal vor heimischer Kulisse antritt – neben Chemie Leipzig kommen noch der VfB Krieschow und der Ludwigsfelder FC nach Westsachsen. Allerdings wird man nicht drumherum kommen, auch auswärts zu punkten. Die beste Möglichkeit dazu bietet sich am nächsten Wochenende bei der SG Union Sandersdorf, die ebenfalls noch Punkte für den Klassenverbleib benötigt. Dazu bedarf es jedoch, die eigene Trefferbilanz aufzupolieren. Mit 27 Toren hat der VfL die drittwenigsten der Staffel erzielt, nur Zorbau (24) und Bernburg (25) haben weniger ins Tor getroffen. Trotz der Qualitäten der Stürmer Sebastian Weiske (ehemals ZFC Meuselwitz) und Roy Blankenburg (früher Erzgebirge Aue II, Budissa Bautzen) sind die Mittelfeldspieler Kai Enold und Philipp Colditz mit jeweils fünf Treffern die bisher erfolgreichsten Torschützen der Westsachsen.
Nach dem spielfreien Wochenende gehen die Leutzscher ihrerseits mit großem Optimismus in diese Begegnung. Dies ist mit Sicherheit auch nicht ganz unbegründet, schließlich hat die Mannschaft acht ihrer zehn Rückrunden-Partien siegreich gestaltet und im Jahr 2019 noch nicht verloren. Schon aus diesem Grund möchte die BSG unbedingt den positiven Schwung fortsetzen, allerdings spielt das Hinspiel Ende Oktober gegen den Aufsteiger eine nicht unbedeutende Rolle. Damals kamen die Leutzscher im Alfred-Kunze-Sportpark nach einer sehr überschaubaren Vorstellung nicht über ein torloses 0:0-Unentschieden hinaus und gaben zu der Zeit die ersten Meisterschafts-Punkte überhaupt in dieser Saison ab. Gegen die defensiv äußerst kompakten Hohensteiner fand man damals überhaupt keine Mittel. Besser machten es die Grün-Weißen dagegen im Sachsenpokal, als man Anfang September in der Zweitrunden-Partie auf dem Hohensteiner Pfaffenberg sicher mit 3:1 gewann. Dieses Spiel sollte der Maßstab für den Auftritt am Sonntag sein, auch wenn man sich auf erbitterten Widerstand der Gastgeber gefasst machen muss.
Die Jagatic-Schützlinge werden in Westsachsen mit der Favoritenrolle leben müssen, doch damit ist man in der Vergangenheit immer recht gut gefahren. Ziel ist es, frühzeitig der Begegnung den eigenen Stempel aufzudrücken und den Gegner unter Druck zu setzen. Der Aufsteiger wird mit Sicherheit eine gewisse Stabilität in der Defensive an den Tag legen und versuchen wollen, die eigenen Stärken bei Standardsituationen einzusetzen. Doch die Chemiker sind über den Gegner bestens informiert. Der Aufsteiger wurde in Halle unter die Lupe genommen, so dass man wertvolle Erkenntnisse für die Begegnung gewinnen konnte. Alle im Leutzscher Lager sind sich über die enorme Wichtigkeit dieser Partie im Klaren, mit einem dreifachen Punktgewinn könnte die Elf den nächsten kleinen Schritt zum großen Ziel machen. Personell gibt es im Vergleich zur letzten Partie in Rudolstadt jedoch einige Änderungen. Neben den Langzeitverletzten Lars Schmidt, Sebastian Berg und Florian Kirstein wird Kapitän Stefan Karau gelbgesperrt genauso zusehen müssen wie Marc Böttger, der an Knieproblemen laboriert. Der in Rudolstadt verletzungsbedingt fehlende Andy Wendschuch hat in dieser Woche problemlos mit der Mannschaft trainiert und dürfte dementsprechend zur Verfügung stehen.
Mit Schiedsrichter Florian Butterich aus dem thüringischen Adelhausen hatten die Leutzscher in dieser Saison bereits schon einmal das Vergnügen. Mitte März leitete der 24-Jährige die Begegnung gegen Askania Bernburg, die die BSG daheim sicher mit 6:1 gewann. Auch der VfL 05 Hohenstein-Ernstthal konnte sich in dieser Saison bereits von der Spielleitung Butterichs überzeugen. In Bernburg gewann der Aufsteiger mit 2:1, im heimischen HOT-Sportzentrum unterlagen die Westsachsen dem VfL Halle 96 mit 1:4. Assistiert wird der Thüringer von Dirk Honnef (Gotha) und Reinhard Meusel (Neuhaus-Schierschnitz).
Wir wünschen dem Schiedsrichtergespann ein glückliches Händchen und freuen uns auf ein spannendes Spiel in Hohenstein-Ernstthal!