Da muss die Freude einfach raus… (Foto: Christian Donner)
Chemie Leipzig hat im Kampf um den Aufstieg in die Regionalliga einen „Big Point“ gelandet. Nach einer Englischen Woche mit sieben Punkten aus drei Begegnungen gewann die Mannschaft von Trainer Miroslav Jagatic nun das schwere Nachholspiel beim FC Einheit Rudolstadt mit 3:1 (1:0) und bleibt damit in der Rückrunde weiterhin ungeschlagen. Mit diesem Sieg haben die Leutzscher ihren Vorsprung auf den FSV Luckenwalde auf acht Punkte ausgebaut, auch wenn der Verfolger freilich noch zwei Begegnungen in der Hinterhand hat. Die Brandenburger haben nun den Druck auf ihrer Seite, beide ausstehenden Partien gewinnen zu müssen, will man den Kontakt zur BSG nicht abreißen lassen.
Im Vergleich zum letzten Auftritt in Ludwigsfelde personell bedeutend besser aufgestellt, war der Jagatic-Elf die Wichtigkeit der Partie natürlich bewusst, doch die Anfangsphase gestaltete sich erst einmal ausgeglichen. Die BSG hatte zwar mehr Ballbesitz, aber die Gastgeber versteckten sich zu Beginn keinesfalls. So setzten die Thüringer das erste Achtungszeichen, als Vincent Michl mit einem Distanzschuss knapp verzog (6.). Die Leutzscher hatten zunächst Mühe zwingende Offensivaktionen zu kreieren, da die Platzherren mit sehr laufintensivem Spiel immer wieder den Rhythmus der BSG beeinflussten. Erst als Max Keßler nach einem blitzschnellen Konter von Kai Druschky in Szene gesetzt wurde, deuteten die Leutzscher ihre Gefährlichkeit an, doch Adam Marczuk im Rudolstädter Tor kratzte die Kugel aus dem oberen Eck (12.). Beim folgenden Druschky-Eckball hatte die Leutzscher Fangemeinde bereits den Torschrei auf den Lippen, sowohl Stefan Karau als auch Max Keßler verpassten jedoch um Haaresbreite (13.).
Ansonsten verstand es der FC Einheit immer wieder, das Geschehen vom eigenen Gehäuse fernzuhalten – ohne jedoch offensiv selbst Torgefahr zu erzeugen. Die Leutzscher agierten im Spiel nach vorn zunächst zu fehlerhaft und ohne die nötige Präzision. Da das Tempo ebenfalls etwas zu niedrig war, konnten sich die Gastgeber im Defensivbereich immer wieder formieren. Da musste schon ein Standard herhalten, um etwas für Aufregung vor dem gegnerischen Tor zu sorgen. So senkte sich ein Freistoß von Daniel Heinze gefährlich in Richtung Einheit-Gehäuse, doch die Kugel tropfte am Ende nur auf die Lattenoberkante (21.). Eine Minute später brachte Florian Schmidt mit einem Querpass Alexander Bury in gute Schussposition, doch fehlten hier die berühmten Zentimeter (22.).
Mitte der ersten Hälfte fanden sich die Leutzscher dann jedoch besser zurecht. Die Aktionen wurden fortan zwingender, der Ball wurde nun besser laufen gelassen. Das Geschehen wurde in der Folgezeit mehr und mehr in die Rudolstädter Hälfte verlagert, so dass man sich kurz vor dem Pausenpfiff selbst belohnte. Nachdem sich Kai Druschky am linken Strafraumeck zunächst energisch gegen Szymanski durchsetzte, legte er die Kugel im Anschluss auf den besser postierten Florian Schmidt quer, welcher Marczuk mit einem platzierten Flachschuss keine Abwehrchance ließ – 0:1 (41.). Kurz darauf fing Alexander Bury einen Ball vom Einheit-Torhüter bereits im Mittelfeld ab, der folgende Druschky-Schuss zischte hauchzart über den Querbalken (42.).
Voller Tatendrang kam die BSG dann zwar aus der Kabine, doch die Elf musste erst einmal einen Nackenschlag verkraften. Nachdem die Leutzscher den Ball zunächst unzureichend aus der Gefahrenzone befördern konnten, brachte ein anschließender Ballgewinn von George Seturidze Vincent Michl in Schussposition, welcher BSG-Keeper Julien Latendresse-Levesque mit einem Schuss ins obere Eck zum 1:1-Ausgleich überwand (54.). Doch wie die Jagatic-Elf darauf reagierte, war schon bemerkenswert. Man schüttelte sich kurz und suchte sofort wieder das Heil in der Offensive. Kai Druschky hatte nach einem Heinze-Freistoß die abermalige Führung auf dem Stiefel – Zentimeter fehlten zum Erfolg (55.). Sieben Minuten später lenkte die BSG die Begegnung dann jedoch wieder in die gewünschte Richtung. Nach einem klasse Pass von Benjamin Schmidt zog Kai Druschky das Streitobjekt von der Torauslinie flach nach innen – Daniel Heinze lief am kurzen Pfosten ein und verlängerte den Ball mit der Hacke in Richtung langes Eck, wo schließlich Max Keßler den Ball die letzten Zentimeter über die Linie schob (62.). Offiziell durch den Schiedsrichter gutgeschrieben wurde dieses Tor jedoch Daniel Heinze, da Max Keßlers Anteil am Tor in realer Geschwindigkeit kaum zu erkennen war.
Mit dem erneuten Rückstand hatte Rudolstadt einen echten Wirkungstreffer hinnehmen müssen, richtig erholen konnten sich die Gastgeber davon nicht mehr. Einzig Sven Rupprecht nahm das Chemie-Gehäuse mit einem Distanzversuch noch einmal unter Beschuss, Julien Latendresse-Levesque brauchte hier jedoch nicht einzugreifen (71.). Stattdessen spielten die Grün-Weißen nun konsequent auf das dritte Tor und profitierten dabei von den Räumen, welche sie nun bekamen. Kai Druschkys Versuch per Hacke trudelte an den Außenpfosten (73.), nach einem Konter über Daniel Heinze verfehlte Alexander Bury wenig später das kurze Eck (77.). Chemie war nun am Drücker und machte neun Minuten vor Schluss endgültig Nägel mit Köpfen. Nach einer Attacke von Tim Rühling am eingewechselten Eric Berger entschied Schiedsrichter Weisbach (Leuna) nach Intervention seines Assistenten Tauché (Bennstedt) auf Strafstoß für die BSG – Kai Druschky ließ sich nicht zweimal bitten und verwandelte zum 1:3 (81.).
Damit war eine Art Vorentscheidung gefallen, Rudolstadt war damit endgültig der Zahn gezogen. Die Leutzscher hätten das Ergebnis in der Endphase sogar noch höher gestalten können, doch die Elf spielte die sich reichlich bietenden Kontermöglichkeiten nicht sauber zu Ende. Nach solch einem Schnellangriff hatte Heinze mit einem Flachschuss den vierten Treffer auf dem Fuß, hier tauchte Einheit-Keeper Marczuk jedoch blitzschnell ab (84.). Die beste Gelegenheit in der Schlussphase ließ Max Keßler ungenutzt. Sehr gut von Heinze in Szene gesetzt, lief Keßler von halblinker Position alleine auf Marczuk zu, am Ende schaffte er es durch einen kleinen Strauchler aber nicht den gut reagierenden Polen im Rudolstädter Gehäuse zu überwinden (90.+3).
Fazit: In Rudolstadt war der Leutzscher Sieg aufgrund der Spielanteile durchaus verdient, auch wenn speziell in der ersten halben Stunde einiges noch Stückwerk blieb. Hervorzuheben ist dagegen die Antwort der Grün-Weißen nach dem Rudolstädter Ausgleich, als man mit Zielstrebigkeit die Partie wieder in die eigenen Bahnen lenkte. Nichtsdestotrotz muss auch dieser Erfolg richtig eingeordnet werden: Chemie hat sich im Aufstiegskampf eine sehr gute Ausgangsposition geschaffen, erreicht ist jedoch noch nichts. Demzufolge gilt es, Woche für Woche weiterhin die eigenen Hausaufgaben zu erledigen. Am nächsten Wochenende allerdings hat die Mannschaft spielfrei und kann durchschnaufen. Erst am kommenden Sonntag, den 5. Mai, ist die Elf dann wieder gefordert, wenn Chemie um 14:00 Uhr beim VfL 05 Hohenstein-Ernstthal antritt.
FC Einheit Rudolstadt – BSG Chemie Leipzig 1:3 (0:1)
FC Einheit Rudolstadt: Marczuk – Seturidze, Riemer, Rühling, Szymanski – Bismark (74. Gehrmann) – Michl (64. Schlegel), Thönnessen, Schirrmeister, Rupprecht – Oeftger; Trainer: Jähnisch
BSG Chemie Leipzig: Julien Latendresse-Levesque – Manuel Wajer, Stefan Karau, Benjamin Schmidt, Philipp Wendt (70. Marko Trogrlic) – Marc Böttger, Alexander Bury – Max Keßler, Daniel Heinze, Florian Schmidt (74. Eric Berger) – Kai Druschky (83. Ryutaro Omote); Trainer: Miroslav Jagatic
Schiedsrichter: Weisbach (Leuna) – Schiedsrichter-Assistenten: Tauché (Bennstedt), Grünwoldt (Leuna)
Tore: 0:1 Florian Schmidt (41.), 1:1 Michl (54.), 1:2 Daniel Heinze (62.), 1:3 Kai Druschky (81., Foulstrafstoß)
Zuschauer: 968 im Städtischen Stadion zu Rudolstadt (ca. 600 mitgereiste Chemiker)