…da haben doch zwei das falsche Trikot an…? (Foto: Christian Donner)
Die BSG Chemie Leipzig bleibt als einziges Team der Oberliga Nordost, Staffel Süd in der Rückrunde ungeschlagen. Vor einer, an einem Mittwochabend sensationellen, Kulisse von 3105 Zuschauern im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark bezwang die Mannschaft von Trainer Miroslav Jagatic den VfL Halle 96 mit 3:1 (2:0) und konnte somit den letztwöchigen 1:0-Auswärtssieg in Krieschow vergolden. Gegen die Saalestädter ging der Heimsieg nach den 90 Minuten durchaus in Ordnung, auch wenn die Elf nach einer schnellen 2:0-Führung deutlich nachließ. Der Offensivdruck wurde im Anschluss daran spürbar weniger, die Hausherren verwalteten den Vorsprung hauptsächlich und agierten zu passiv.
Ohne die Langzeitverletzten Sebastian Berg, Lars Schmidt und Florian Kirstein, sowie die erkrankten Florian Schmidt und Philipp Wendt begannen die Leutzscher wie die Feuerwehr. Mit einem recht forschen Tempo wurde der Gast frühzeitig in die eigene Hälfte gedrängt. Zwangsläufig ergaben sich bereits in der Anfangsphase die ersten Möglichkeiten für die BSG. So setzte Alexander Bury nach einem Doppelpass mit Max Keßler das erste Achtungszeichen, doch US-Amerikaner Nicholas Waite im VfL-Tor tauchte blitzschnell ab (3.). Wenig später wehrte der Hallenser Schlussmann einen Freistoß von Daniel Heinze nach vorn ab, der aufgerückte Kapitän Stefan Karau konnte daraus aber leider kein Kapital schlagen (10.). Kurz darauf belohnten sich die Jagatic-Schützlinge jedoch für die druckvolle Anfangsphase. Nach einem Diagonalpass von Kai Druschky ließ Waite einen Schuss von Bury abermals nach vorn prallen – Heinze schaltete am schnellsten und drückte die Kugel aus Nahdistanz zum 1:0 über die Linie (15.). Doch damit noch nicht genug. Fünf Minuten später konnten die Leutzscher ihre Führung sogar ausbauen – auch wenn die Gäste dabei kräftig mithalfen. Torschütze Heinze provozierte zunächst durch aggressives Forechecking einen Ballverlust des Ex-Chemikers Tommy Barth am VfL-Strafraum, Druschky ließ sich anschließend nicht zweimal bitten und überwand den herausstürzenden Waite mit einem sehenswerten Lupfer – 2:0 (20.).
Mit diesen zwei frühen Treffern lief die Begegnung zwar eindrucksvoll in die gewünschten Bahnen, warum die Elf im Anschluss daran aber deutlich den Fuß vom Gas nahm, bleibt unerklärlich. Der anfängliche Druck ebbte fortan immer mehr ab und die Grün-Weißen beschränkten sich nur noch auf das Nötigste. Einzig nach einem Freistoß von Heinze erzeugte die BSG noch einmal Torgefahr, doch das Streitobjekt klatschte nur an den Pfosten (28.). Durch diese radikale Tempodrosselung ließ man den VfL im Spiel, auch wenn die Gäste nach vorn kaum Akzente setzen konnten. Einzig der Ex-Leutzscher Tommy Kind versuchte sich mit einem abgefälschten Schuss von der Strafraumgrenze, allerdings brauchte Julien Latendresse-Levesque im BSG-Gehäuse hier nicht einzugreifen (30.).
Nachdem Chemie-Trainer Jagatic die Halbzeitpause zum Anlass nahm, um die Missstände kritisch anzusprechen, konnte die Elf jedoch auch in Hälfte zwei den Schalter nicht sofort wieder umlegen. Die Leutzscher agierten weiterhin ohne jegliches Tempo und behielten den Verwaltungsmodus inne. Glücklicherweise konnten die Hallenser davon nicht profitieren, da die Offensivaktionen des VfL weiterhin überschaubar blieben. Nichtsdestotrotz blitzten die spielerischen Fähigkeiten der Chemiker gelegentlich auf, so dass man nach gut einer Stunde endgültig auf die Siegerstraße einbog. Sehr gut von Keßler eingeleitet, fand Heinze mit einem Querpass den besser postierten Bury, welcher VfL-Keeper Waite mit einem Schlenzer ins lange Eck zum 3:0 überwand (59.). Kurz darauf stand der Hallenser Torhüter wiederum im Mittelpunkt, als er einen gefährlich getretenen Freistoß von Druschky aus dem unteren Eck fischte (61.).
Allerdings sollte auch dieser energische Zwischenspurt der BSG nicht lange andauern. Die Chemiker verfielen fortan wieder in den alten Trott, so dass sich nun auch die Gäste mal in der Offensive zeigten.
Sehr gut von Adel Aljindo eingeleitet, drückte Linus Lorenz aus spitzem Winkel ab, hier machte Latendresse-Levesque aber rechtzeitig das kurze Eck dicht (70.). Machtlos war der Chemie-Schlussmann allerdings kurz darauf. Mit einer gehörigen Schärfe zwirbelte Kind einen Freistoß über die Mauer und setzte die Kugel in den oberen Knick – 3:1 (72.). Die Anhaltiner witterten nach diesem Treffer noch einmal kurz Morgenluft, doch Chemie erkannte glücklicherweise die Gefahr. Nach einem langen Ball von Eric Berger scheiterte Druschky zunächst mit einem Schuss von der Strafraumgrenze am gut reagierenden Waite (73.), anschließend verpasste es abermals Druschky, eine unfreiwillige Vorlage von VfL-Torjäger Kind resolut zu nutzen (vorbei, 74.). Nur Sekunden später folgte die nächste Druschky-Chance, doch nach flacher Bury-Eingabe warf VfL-Innenverteidiger Kevin Schiller in letzter Sekunde den Rettungsanker (75.).
Der vierte Leutzscher Treffer hätte in dieser Phase zwingend fallen müssen, aber Chemie ging doch recht fahrlässig mit den sich bietenden Gelegenheiten um.
Hinzu kam, dass die Gäste gegen Ende in Unterzahl agieren mussten, da der bereits verwarnte Kind nach einen Zusammenstoß mit Chemie-Torhüter Latendresse-Levesque Gelb-Rot von Schiedsrichter Alm (Fürstenwalde) zu sehen bekam (87.) – eine durchaus harte Entscheidung. In numerischer Überlegenheit hatten die Chemiker nun leichtes Spiel, doch blieb man vor dem Tor weiterhin nicht konsequent genug. Nachdem Niklas Opolka über rechts sehr gut Manuel Wajer in Szene setzte, legte dieser den Ball mustergültig auf Ryutaro Omote zurück, doch fehlten ihm beim Abschluss die berühmten Zentimeter (85.). Kurz vor Schluss wurde der Japaner wiederum mustergültig, diesmal von Heinze, freigespielt, doch allein vor dem Tor drosch Omote die Kugel viel zu überhastet in Richtung Norddamm (90.).
So blieb es letztlich beim verdienten 3:1 (2:0)-Heimsieg der BSG, welche damit ihre Spitzenposition festigen konnte. Das Wichtigste sind sicherlich die drei Punkte, doch gilt es dieses Spiel kritisch auszuwerten. Das Ergebnis passt, ansonsten hat die Mannschaft viel Luft nach oben.
Am Sonnabend müssen die Grün-Weißen beim sehr gefährlichen Ludwigsfelder FC (Anstoß: 14:00 Uhr im Waldstadion Ludwigsfelde) insgesamt eine deutliche Schippe drauflegen.
BSG Chemie Leipzig – VfL Halle 96 3:1 (2:0)
BSG Chemie Leipzig: Julien Latendresse-Levesque – Eric Berger, Stefan Karau, Benjamin Schmidt, Marko Trogrlic – Andy Wendschuch, Marc Böttger (69. Niklas Opolka) – Max Keßler (78. Manuel Wajer), Daniel Heinze, Alexander Bury – Kai Druschky (84. Ryutaro Omote) – Trainer: Miroslav Jagatic
VfL Halle 96: Waite – Englich, Barth, Schiller, Lorenz – Schlüchtermann (83. Soueidan) – Gnieser, Niesel (54. Eder), Worbs (Kowalewicz), Aljindo – Kind – Trainer: Behring
Schiedsrichter: Alm (Fürstenwalde) – Schiedsrichter-Assistenten: Savoly (Fürstenwalde), Göldner (Bad Saarow)
Tore: 1:0 Daniel Heinze (15.), 2:0 Kai Druschky (20.), 3:0 Alexander Bury (59.), 3:1 Kind (72.)
Gelb-Rote Karte: Kind (87., Halle 96, wdh. Foulspiel)
Zuschauer: 3105 im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig-Leutzsch (75 Halloren)