Chemie will nach langer Zeit mal wieder in Plauen gewinnen. (Foto: Christian Donner)
Es war schon sehr souverän, wie Oberligist BSG Chemie Leipzig am vergangenen Freitagabend in Sandersdorf auftrumpfte. Gegen heimstarke Anhaltiner bestätigten die Leutzscher ihre derzeit sehr gute Verfassung und konnten sich letztlich über einen 4:0-Auswärtssieg freuen. Die Mannschaft ist derzeit auf einem guten Weg – fünf Oberliga-Siege in Folge bestätigen eindrucksvoll die aufsteigende Tendenz. Nichtsdestotrotz ist die Elf bereits am Samstag erneut gefordert, wenn man beim unbequemen VFC Plauen seine Visitenkarte abgibt. Der Anstoß im Vogtlandstadion erfolgt um 15:00 Uhr.
Seit Jahrzehnten besitzt der Fußball in Plauen eine riesige Tradition, doch gehören die erfolgreichen Zeiten beim VFC etwas der Vergangenheit an. So wurde die Mannschaft in den Jahren 1999 und 2004 jeweils Sachsenpokalsieger, im Jahr 2008 stiegen die Plauener nach jahrelangem Kampf endlich in die Regionalliga auf. Dort etablierte man sich, ehe sich wirtschaftliche Verfehlungen drastisch auf den Verein auswirkten. Nach siebenjähriger Regionalliga-Zugehörigkeit musste der Verein im Dezember 2014 Insolvenz anmelden, auch wenn man die Saison mit sogenannten Pflichtfreundschafts-Begegnungen noch zu Ende spielte. So musste der VFC Plauen den bitteren Gang zurück in die Oberliga antreten, in welcher man nun seit der Spielserie 2015/16 agiert. Dort ist zwar mit den Platzierungen 12, 9 und 4 eine stetige Weiterentwicklung erkennbar, doch noch heute sind die Auswirkungen der damaligen Insolvenz deutlich spürbar. Der Verein setzt weiterhin stark auf die Konsolidierung und ist ferner bestrebt kleinere Brötchen zu backen. Ziel muss es sein, eigene Talente aus dem Nachwuchsbereich im Kollektiv der Herrenmannschaft einzubauen.
Einer, der diesen Plauener Weg konsequent mitgeht, ist Trainer Daniel Rupf. In der Saison 2008/09 in der Regionalliga beim FC Sachsen Leipzig aktiv (20 Spiele, 1 Tor), ist Rupf seit Januar 2018 Chef auf der sportlichen Kommandobrücke des VFC und Nachfolger von Nico Quade, welcher ebenfalls Leutzscher Vergangenheit besitzt. Nach einem 4. Platz in der letzten Serie hatte man im Vogtland vielleicht mit einer ähnlichen Platzierung geliebäugelt, doch sieht die Realität mittlerweile etwas anders aus. Zwar begann der VFC die Saison durchaus gut und hatte nach zehn Spielen nur zweimal verloren (0:1 bei unserer BSG, 0:2 in Luckenwalde), doch mittlerweile sind die Plauener in der Tabelle etwas durchgereicht worden. Mit derzeit 22 Punkten beträgt der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz nur einen Zähler, so dass es beim VFC in dieser Serie einzig um den Klassenerhalt geht. Im Jahr 2019 sind die Vogtländer noch gänzlich ohne Sieg (2 Unentschieden, 2 Niederlagen), der letzte dreifache Punktgewinn gelang Anfang Dezember nach einem 4:1-Heimsieg über Einheit Rudolstadt. Ein weiteres Problem des VFC ist zusätzlich die Auswärtsschwäche. Holte man im heimischen Vogtlandstadion immerhin 15 Punkte, sind es auf des Gegners Plätzen bisher nur sieben. Einzig die Partie in Krieschow konnte man siegreich gestalten, so dass solche Niederlagen bei unmittelbaren Konkurrenten wie in Zorbau oder Ludwigsfelde (jeweils 1:2) doppelt schmerzen. Des Weiteren ist der Kader des VFC nicht der größte, so dass sich Verletzungen oder Sperren natürlich hinderlich auswirken. So kassierte beispielsweise Aleksandrs Guzlajevs zuletzt bei dem so wichtigen Auswärtsspiel in Ludwigsfelde noch in den ersten 45 Minuten nach einer Tätlichkeit eine Rote Karte, so dass dieser am Samstag noch einmal zusehen muss.
Nichtsdestotrotz verfügt der Kader des VFC durchaus über einige bekannte Größen. Kapitän und Abwehrchef Stefan Schumann besitzt Regionalliga-Erfahrung beim Chemnitzer FC, Patrick Grandner verdiente in derselben Spielklasse seine Brötchen beim 1. FC Lok Leipzig und beim FSV Zwickau. Dimitrios Komnos spielte in der Hinrunde der Saison 2017/18 schon einmal in Plauen, ehe er ein Regionalliga-Angebot aus Neugersdorf annahm. Allerdings dauerte sein Gastspiel in der Oberlausitz nur ein halbes Jahr, ehe er im Sommer ins Vogtland zurückkehrte. Bester Torschütze beim VFC ist derzeit Steffen Fritzlar mit acht Treffern.
Für die Leutzscher gilt es, den Schwung aus den letzten erfolgreichen Begegnungen mit in dieses Spiel zu nehmen. Die Mannschaft hat in den letzten Partien genügend Selbstvertrauen getankt, was nun allerdings nicht in Selbstzufriedenheit münden soll. Erneut ist von jedem Einzelnen eine hundertprozentige Leistungsbereitschaft abzurufen – nur dann wird man auch in Plauen erfolgreich sein. Von selbst wird nichts gehen, Trainer Miroslav Jagatic wird seine Elf dementsprechend gut vorbereitet in diese Partie schicken. Gerade jetzt gilt es nichts dem Zufall zu überlassen, diese Phase der Meisterschaft kann durchaus richtungsweisend sein. Man wird wiederum versuchen, frühzeitig – mit der Unterstützung der wiederum zahlreich anreisenden Leutzscher Fanschar – dem Spiel den eigenen Stempel aufzudrücken und selbst Initiative zu ergreifen. Positiv stimmt, dass sich die Mannschaft zuletzt in der Defensive als extrem stabil gezeigt hat. Aus dem Spiel heraus ließen die Chemiker in den vergangenen Begegnungen kaum etwas zu, was sicherlich eine Grundlage für den derzeitigen Erfolg ist. Weiterhin hat man auch im Spiel nach vorn deutlich zugelegt. Zehn Tore aus den letzten beiden Partien sprechen eine hierbei deutliche Sprache.
Auch in personeller Hinsicht sieht es derzeit ganz gut aus, wenn man das Fehlen der drei Langzeitverletzten Lars Schmidt, Sebastian Berg und Florian Kirstein einmal ausklammert. Ein kleines Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz von Kapitän Stefan Karau, der sich in Sandersdorf leicht verletzte. Doch ist man im BSG-Lager guter Dinge, dies bis zum Samstagnachmittag hinzubekommen. Sollte in den abschließenden Trainingseinheiten nicht noch etwas Gravierendes passieren, steht der restliche Kader komplett zur Verfügung.
Für ein leichtes Kuriosum sorgt diesmal die Schiedsrichter-Ansetzung. Geleitet wird die Partie von Tino Stein aus Brieselang, welcher auch schon das Hinspiel im Alfred-Kunze-Sportpark leitete. Damals gewann die BSG durch einen Last-Minute-Treffer von Branden Stelmak knapp mit 1:0. Unterstützt wird der 25-jährige Referee an den Linien von Tobias Hagemann (Potsdam) und Hannes Wilke (Trebbin).