Drei Spiele im Jahr 2019, drei Siege – der Auftakt der BSG Chemie Leipzig verlief allseits positiv und macht richtig Lust auf mehr. Nach Erfolgen über die Reserve-Teams des FSV Wacker Nordhausen (2:1) und des FC Carl Zeiss Jena (2:0) wurde am vergangenen Samstag der TV Askania Bernburg klar und deutlich mit 6:1 (3:1) im Alfred-Kunze-Sportpark bezwungen – von den Ergebnissen her konnte das neue Jahr für die Elf von Trainer Miroslav Jagatic kaum besser beginnen.
Mit drei Punkten Rückstand und einem Spiel weniger befinden sich die Leutzscher weiterhin in akuter Lauerstellung auf Spitzenreiter FSV Luckenwalde, was Spannung für die nächsten Partien garantiert. Nichtsdestotrotz ist man im BSG-Lager gut beraten nicht allzu oft auf die Tabelle zu schauen. Es gilt Spieltag für Spieltag die eigenen Hausaufgaben zu erledigen, alle Kontrahenten werden es den Leutzschern in den kommenden Begegnungen so schwer wie möglich machen. Schon die nächsten Wochen sind allesamt nicht von Pappe, schließlich stehen drei Auswärtsspiele in Folge an. Doch auch trotz dieser komplizierter Ausgangsposition werden die Grün-Weißen voller Tatendrang die jeweiligen Aufgaben angehen, schließlich hat die Elf in den vergangenen Wochen und Monaten mehrfach eindrucksvoll bewiesen, zu welch Leistungen sie fähig ist. Teil eins der Auswärtswochen ist die Begegnung bei der SG Union Sandersdorf, welche am vergangenen Samstag mit einem 3:0-Heimsieg über die Jenaer Reserve den ersten Sieg im Jahr 2019 einfahren konnte und somit auch Selbstvertrauen getankt hat. Der Anstoß im Sandersdorfer Sport- und Freizeitzentrum erfolgt bereits am Freitagabend um 19.00 Uhr.
Lange Zeit kämpften die SG Union mit dem FC Grün-Weiß Wolfen um die Vorherrschaft im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Doch spätestens Ende November 2011, als die ORWO-Filmstädter Insolvenz anmelden und daraufhin den Verein komplett auflösen mussten, war der Weg für die Sandersdorfer frei. In der Zwischenzeit spielt der ehemalige DDR-Ligist (damals Chemie Wolfen) unter dem Namen 1. FC Bitterfeld-Wolfen zwar wieder in der höchsten Spielklasse auf Verbandsebene, doch ist die SG Union ihrem langjährigen Rivalen aus der Umgebung ein ganzes Stück voraus. In der Saison 2012/13 stieg man aus der Verbandsliga in die Oberliga auf, wenn auch nur als Tabellenzweiter. Da der Landesmeister Haldensleber SC damals auf sein Aufstiegsrecht verzichtete, rückten die Sandersdorfer als Vize nach. Seitdem ist die Mannschaft ein fester Bestandteil der Oberliga, Jahr für Jahr erreicht man im Süden Sachsen-Anhalts durch kontinuierliche Arbeit einen Mittelfeldplatz in dieser Spielklasse.
Auch in dieser Saison hat man sich genau wieder dieses Ziel gesetzt, auch wenn es im Sommer zu einer gravierenden Änderung kam. Nach fünf Oberliga-Serien wurde der Vertrag von Trainer Mike Sadlo nicht verlängert, neuer Chef auf der sportlichen Kommandobrücke wurde mit Thomas Sawetzki kein Unbekannter. Als Spieler kann der 37jährige in Sachsen-Anhalt auf Stationen beim Halleschen FC, dem VfL Halle, dem SV Dessau 05 und zuletzt bei der SG Rot-Weiß Thalheim zurückblicken. Der benachbarte Verbandsligist war indes sein erster Club als Chef-Coach, teilweise fungierte er sogar noch als Spielertrainer. Unter Sawetzki gelang den Thalheimern in der abgelaufenen Saison als Aufsteiger ein mehr als beachtlicher 5. Rang in der Verbandsliga, so dass die SG Union auf den akribischen Arbeiter aufmerksam wurde. Darüber hinaus ist die Oberliga für Sawetzki durchaus bekannt, schließlich konnte er als Spieler beim SV Dessau 05 (2004/05), beim VfB Pößneck (2005-2007) und beim FC Eilenburg (2007-2009) reichlich Erfahrungen in dieser Leistungsklasse sammeln. So gelang es Sawetzki auch in dieser Saison die Arbeit seines langjähriges Vorgängers fortzusetzen.
Derzeit belegt die SG Union Sandersdorf mit 26 Punkten den 8. Tabellenplatz und erweist sich bislang als äußerst heimstark. 21 Zähler holten die Anhaltiner im heimischen Sport- und Freizeitzentrum und belegen in der Heimtabelle aktuell Rang vier. Unter anderem bezwangen die Sandersdorfer daheim den Tabellenvierten FC Eilenburg mit 2:0. Auch gegen den Spitzenreiter FSV Luckenwalde zog sich die Elf sehr gut aus der Affäre, erst in der Endphase musste man sich knapp mit 1:2 geschlagen geben.
Auswärts dagegen tut sich die Mannschaft bedeutend schwerer, erst ein Erfolg (2:1 in Jena) steht auf der Habenseite. Nachdem die SG Union mit zwei Siegen aus den letzten beiden Hinrundenspielen (2:0 gegen Eilenburg, 2:1 gegen Gera) die erste Halbserie sehr positiv abschloss, kam man zu Beginn des neuen Jahres jedoch recht schwerfällig aus den Startlöchern. Einem 1:1-Remis bei Schlusslicht Blau-Weiß Zorbau folgten zwei Niederlagen gegen Rudolstadt (1:2) und in Nordhausen (1:3). Am vergangenen Wochenende stellte sich dann allerdings das dringend erforderliche Erfolgserlebnis ein, als man den FC Carl Zeiss Jena II zu Hause klar mit 3:0 besiegte. Damit hat die Mannschaft wieder etwas Selbstvertrauen getankt, so dass man den Leutzschern am Freitagabend einen offenen Kampf liefern will. Bereits im Hinspiel deuteten die Sandersdorfer ihre Qualitäten an, als man im Alfred-Kunze-Sportpark sogar mit 1:0 führte, letztlich allerdings mit 1:3 unterlag. Das man bei der SG Union von dem Kader überzeugt ist, beweist die Tatsache, dass man im Winter personell nicht nachjustierte. Routinierte Akteure wie Steffen Fritzsch (Rückkehrer vom 1. FC Lok Leipzig), Stefan Ronneburg (Drittliga-Erfahrung beim SV Werder Bremen II) oder Urgestein Rico Gängel (seit 2010 im Verein) bilden das Korsett der Mannschaft und führen ihre jungen Mitspieler. Einige von ihnen haben in ihrem sportlichen Werdegang sogar Leutzscher Luft geschnuppert. Nico Becker war in der Oberliga-Saison 2016/17 zweiter BSG-Torhüter hinter Marcus Dölz, Max Hermann wechselte im Sommer von Chemie Leipzig nach Sandersdorf. Eine tragende Rolle im Spiel der SG Union nimmt dabei zweifelsohne Timo Breitkopf ein. Wie Ronneburg ebenfalls im Nachwuchsbereich des damaligen FC Sachsen ausgebildet, gehörte Breitkopf in der Saison 2007/08 zum Oberliga-Kader (22 Spiele, 4 Tore) und in der darauffolgenden Serie zum Regionalliga-Personal (22 Spiele, 1 Tor) der Leutzscher. Neben Dennis Zivcec (5 Treffer) ruhen die Offensivhoffnungen dabei verstärkt auf Breitkopf, welcher bisher vier Mal traf.
Für die BSG Chemie gilt es indes den Schwung aus den ersten drei Spielen im neuen Jahr mitzunehmen. Im spielerischen Bereich konnte man gegen Bernburg einige Fortschritte zu den vorherigen Partien erkennen, weiterhin zeigte man sich in Sachen Chancenverwertung äußerst effizient. Diese Faktoren werden auch in Sandersdorf wieder von großer Bedeutung sein. Weiterhin sollte die Grundlage wieder eine stabile Defensive sein, aus dem Spiel heraus hat die Jagatic-Elf in den vergangenen Begegnungen kaum etwas zugelassen. Allerdings gilt es die gegnerischen Standardsituationen einfach besser und konsequenter zu verteidigen. Auch in der Vorwoche kassierte man aus einem Gäste-Freistoß einen Gegentreffer, obwohl bereits im Vorfeld explizit darauf hingewiesen wurde. Diese Anfälligkeit bei gegnerischen Standards zieht sich schon fast wie ein roter Faden durch die gesamte Saison, immer wieder erzeugen die Gegner bei ruhenden Bällen Torgefahr. Wichtig wird es des Weiteren sein, keine unnötigen Ballverluste im Spielaufbau zu produzieren. Sandersdorf ist eine extrem konterstarke Mannschaft, damit können sie den Leutzschern richtig weh tun. Ansonsten ist die Mannschaft auf den kommenden Gegner gut vorbereitet, die Erfolgserlebnisse haben der Elf zusätzliche Sicherheit gegeben.
In Sachen Personal wird sich im Vergleich zur Vorwoche recht wenig ändern. Die Langzeitverletzten Lars Schmidt, Sebastian Berg (beide Kreuzbandriss) und Florian Kirstein (Mittelfußbruch) fallen weiterhin für unbestimmte Zeit aus. Kai Druschky, der am vergangenen Samstag aufgrund gesundheitlicher Probleme kurz vor Anpfiff aus der Startformation genommen wurde, ist krank geschrieben und steht definitiv nicht zur Verfügung. Allerdings hat die Mannschaft bereits in der Vorwoche eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass man auch diesen Ausfall kompensieren kann. Sollte sich in den verbleibenden Trainingseinheiten kein Spieler mehr verletzen, steht der restliche Kader komplett zur Verfügung.
Schiedsrichter am Freitagabend ist der Berliner Tim David Horacek. Der 24jährige pfeift im ersten Jahr in der Oberliga und kam bisher ausschließlich in der Nordstaffel zum Einsatz. An den Linien wird er assistiert von Manuel Gieseler und Severin Fischer, welche beide ebenfalls aus der Hauptstadt kommen. Dem Schiedsrichter-Kollektiv bleibt jederzeit ein glückliches Händchen zu wünschen.