Ob er am Wochenende auflaufen kann, steht noch ein wenig in den Sternen: Daniel Heinze. (Foto: Christian Donner)
Zwei Spiele, sechs Zähler – Chemie Leipzig hat mit der Maximalpunktzahl den Rückrundenauftakt optimal gestaltet. Dabei hatte es die Mannschaft von Trainer Miroslav Jagatic mit den Reserve-Vertretungen von Wacker Nordhausen (2:1/H) und dem FC Carl Zeiss Jena (2:0/A) gleich mit zwei unbequemen Gegnern zu tun, doch die zwei Erfolge beweisen, dass die Truppe auf dem richtigen Weg ist. Bereits am Sonnabend haben die Grün-Weißen mit dem TV Askania Bernburg wiederum eine sehr komplizierte Aufgabe zu lösen. Der Anstoß im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark erfolgt um 14:00 Uhr.
In den beiden Begegnungen gegen Jena II und Nordhausen II war für Chemie vor allem in spielerischer Hinsicht noch Luft nach oben, doch letztlich ist Fußball ein Ergebnissport. Glänzte die Elf gegen Nordhausen II mit einem unbedingten Siegeswillen, war in Jena eine kompakte Defensive die Basis für den dreifachen Punktgewinn. Durch diese zwei Siege halten die Leutzscher den Kontakt zum Spitzenreiter FSV Luckenwalde aufrecht. Die derzeit sehr stabilen Brandenburger haben aktuell drei Zähler mehr auf dem Konto, jedoch hat die BSG durch den Spielausfall in Rudolstadt eine Partie weniger absolviert. Nichtsdestotrotz ist man im Leutzscher Lager gut beraten, so wenig wie möglich auf die Tabelle zu schauen. Ziel muss es sein, Woche für Woche die eigenen Hausaufgaben zu erledigen, was gegen allesamt top motivierte Gegner sicher nicht immer einfach ist.
Seit dem Jahr 2014 zählen die Bernburger zum festen Bestandteil der NOFV-Oberliga Süd. Durch den Aufstiegsverzicht von Landesmeister BSV Halle-Ammendorf rutschte der TV Askania damals als unmittelbarer Verfolger in die 5. Spielklasse nach, in welcher sich die Mannschaft Jahr für Jahr zu steigern vermochte. In ihrer ersten Oberliga-Saison wurden die Anhaltiner zwar Tabellenletzter, doch die jeweiligen Rückzüge der 2. Mannschaften von des FC Erzgebirge Aue, der SG Dynamo Dresden und des Chemnitzer FC verhinderten den sofortigen Wiederabstieg in die Verbandsliga Sachsen-Anhalt. Nach Plätzen elf und zehn in den Folgejahren gelang dem TV Askania Bernburg in der vergangenen Saison mit einem 6. Rang die beste Platzierung seit Oberligazugehörigkeit. Unter Trainer Karsten Oswald, welcher als Spieler Leutzscher Vergangenheit besitzt, spielte die Mannschaft eine blitzsaubere Saison und zählte zweifelsohne zu den Überraschungs-Teams.
Allerdings konnte man in Bernburg dieses Niveau nicht über die Sommerpause transportieren. Nach einem durchwachsenen Saisonstart mit vier Punkten aus den ersten drei Spielen holte die Oswald-Elf aus den nächsten zehn Spielen nur vier Zähler. Dadurch rutschten die Anhaltiner tief in den Tabellenkeller – magere acht Punkte aus 13 Begegnungen bedeuteten mit dem vorletzten Platz Alarmstufe Rot. Der Verein reagierte Mitte November nach einer 1:3-Heimniederlage gegen Schlusslicht Blau-Weiß Zorbau und wechselte auf der Trainerposition. Nachfolger des verdienstvollen Karsten Oswald wurde Co-Trainer Tobias Donath, der erst zu Saisonbeginn vom Landesklasse-Vertreter 1. FSV Nienburg zurück nach Bernburg stieß. Unter dem neuen Mann auf der sportlichen Kommandobrücke gelang dann ein deutlicher Aufschwung. So holte die Elf aus den nächsten fünf Spielen stattliche zwölf Punkte – der TV Askania schien auf dem richtigen Weg zu sein, recht bald den Tabellenkeller verlassen zu können. Doch am vergangenen Wochenende folgte dann ein kleiner Rückschritt. So unterlag die Donath-Elf in der heimischen Sparkassen-Arena dem Vorletzten VfL Halle 96 mit 1:3 und verpasste es dadurch, sich weiter in das untere Mittelfeld abzusetzen. Nach den vorherigen Erfolgen in Ludwigsfelde (1:0) und Plauen (2:0) kam diese Niederlage überraschend, doch sie spiegelt den extremen Heimkomplex der Bernburger wider. In den bisherigen elf Spielen vor heimischer Kulisse konnte die Mannschaft nur zweimal gewinnen (jeweils 2:1 gegen Ludwigsfelde und Nordhausen II), stattdessen musste man acht Mal den Platz als Verlierer verlassen. Diese Heimschwäche ist sicherlich auch ein Hauptgrund dafür, dass sich die Bernburger in dieser kritischen Tabellenregion wiederfinden.
Auch die nötige Unterstützung in heimischen Gefilden lässt bisher stark zu wünschen übrig. In sieben von elf Heimspielen fanden sich nicht einmal 100 Zuschauer ein. Dagegen läuft es auswärts deutlich besser. In acht Auftritten auf fremden Plätzen heimste der TV Askania immerhin 13 Punkte ein – die letzten drei Auswärtsspiele gewann man allesamt zu Null (2:0 in Rudolstadt, 1:0 in Ludwigsfelde, 2:0 in Plauen). Zwar hat die Mannschaft mit bisher erst 21 erzielten Treffern nach Zorbau (19) und Ludwigsfelde (20) die drittwenigsten der Staffel erzielt, doch die jüngsten Ergebnisse beweisen eindrucksvoll, dass die Truppe Qualität besitzt und man auch in der kommenden Saison weiterhin in der Oberliga spielen will. Bester Torschütze im Team des TV Askania ist derzeit Tom Fraus mit sechs Treffern. Fraus erzielte auch den Bernburger Treffer im Hinspiel, als man gegen die Leutzscher mit 1:3 unterlag. Weitere Stützen im Team der Anhaltiner sind neben Spielmacher Mario Hesse (ehemals SSV Markranstädt) zweifelsohne die Defensiv-Strategen Franz Bochmann, Gino Böhne und Gerald Muwanga. welche allesamt Leipziger Vergangenheit beim 1. FC Lok und beim FC International vorzuweisen haben.
So verließen im Winter zwar vier Akteure den Verein, doch handelte es sich dabei ausschließlich um Ergänzungsspieler. So schloss sich Dmitrijs Poliscuks Verbandsligist Union Schönebeck an, Steven Kürschner wechselte zum Cöthener FC Germania 03 (Landesklasse Süd). Weiterhin kickt Mika Hess seit Januar für die Nordhäuser Reserve, Schlussmann Oliver Arendt verstärkt seit der Winterpause nun den SV Blau-Weiß Zorbau. Aufgrund des Abgangs von Arendt bestand dementsprechend akuter Handlungsbedarf auf der Torhüter-Position – einzig mit Stammtorhüter Max Stamer wollte man natürlich nicht durch die restliche Saison gehen. So realisierte man kurzerhand die Rückholaktion von Giovanni Datemasch, der in der letzten Spielserie bereits beim TV Askania zwischen den Pfosten stand (6 Einsätze). Nach seinem Abstecher zum SV Dessau 05 war Datemasch seit Oktober vereinslos. Mit dem Brüderpaar Christos und Gerasimos Flevaris kamen zwei weitere Akteure aus Griechenland im Winter nach Bernburg, welche der Defensive zusätzliche Stabilität verleiten sollen.
Für die Leutzscher kommt es indes darauf an, den Schwung aus den ersten beiden Spielen mitzunehmen und auch gegen die gefährlichen Bernburger ihre Favoritenrolle geltend zu machen. Als einzige Mannschaft in der Oberliga sind die Chemiker vor heimischem Publikum noch ungeschlagen – diese Serie möchte man natürlich unbedingt ausbauen. Doch dazu bedarf es von jedem einzelnen Akteur erneut eine einhundertprozentige Leistungsbereitschaft. Im Rückwärtsgang ist eine ähnliche Vorstellung wie in Jena absolute Grundvoraussetzung, wobei auch bei gegnerischen Standards höchste Konzentration angebracht ist. Im Offensivspiel werden dagegen wieder Spielwitz und Ideen gefragt sein. Es ist nicht davon auszugehen, dass der Gegner mit Hurra-Fußball den Alfred-Kunze-Sportpark erobern will, so dass wieder spielerische Lösungen gefragt sind. Hier war in Ansätzen in den letzten beiden Begegnungen bereits einiges sichtbar, doch gilt es sich hier weiterhin zu verbessern. Innerhalb der Trainingswoche wurde unter der Leitung von Trainer Miroslav Jagatic und seinem Assistenten Christian Sobottka wiederum gut gearbeitet, sehr fokussiert und konzentriert bereitet sich das Team auf diese unbequeme Heimaufgabe vor. Ziel muss es sein, von Beginn an dem Gegner sein Spiel aufzuzwängen und selbst die Initiative zu ergreifen. Durch die jüngsten Erfolge hat die Mannschaft einiges an Selbstvertrauen hinzugewonnen, was für dieses Heimspiel natürlich nur nützlich sein kann. Positiv ist weiterhin, dass man personell weiterhin ganz gut aufgestellt ist. Zwar schmerzen die Ausfälle der Langzeitverletzten Lars Schmidt, Sebastian Berg und Florian Kirstein, doch steht der restliche Kader nahezu komplett zur Verfügung. Ein Fragezeichen steht allerdings noch hinter dem Einsatz von Daniel Heinze, welcher sich in Jena nach einer äußerst rustikalen, rotwürdigen Attacke von Carl-Zeiss-Schlussmann Ellenfeld eine Rippenprellung zuzog. Nach mehrfacher intensiver Behandlung von Physiotherapeut Alireza Hamzehian stand der Chemie-Spielmacher am Mittwoch erstmals wieder auf dem Platz und absolvierte ein Teiltraining. Natürlich gilt es die Einheiten am Donnerstag und Freitag abzuwarten, doch scheint ein Heinze-Einsatz gegen Bernburg nicht aussichtslos. Allerdings hat hier die Gesundheit des Spielers oberste Priorität.
Geleitet wird die Partie am Samstag von Florian Butterich aus dem thüringischen Adelhausen. Unterstützt wird der 24jährige an den Linien dabei von Dirk Honnef und Johannes Drößler (beide Gotha). Mit diesem Kollektiv haben die Leutzscher in dieser Saison bereits sehr gute Erfahrungen gemacht. Unter der Leitung von Drößler bezwang die BSG Anfang Dezember den SV Blau-Weiß Zorbau klar mit 6:1, was für das Spiel gegen Bernburg durchaus ein gutes Omen ist. Wünschen wir den drei Herren in schwarz ein gutes Spiel vor einer hoffentlich wieder guten Zuschauerkulisse!