Der Auftakt ist gemacht: Chemie Leipzig ist gut aus den Startlöchern gekommen. Mit einem verdienten 2:1 (1:0)-Heimsieg über die Reserve des FSV Wacker Nordhausen feierte die Mannschaft von Trainer Miroslav Jagatic einen perfekten Rückrundenstart und hält damit als Tabellenzweiter den Kontakt zum Spitzenreiter FSV Luckenwalde aufrecht. Doch bereits jetzt am Sonntag hat die BSG mit der 2. Mannschaft des FC Carl Zeiss Jena die nächste äußerst harte Nuss zu knacken. Der Anstoß im traditionsreichen Ernst-Abbe-Sportfeld erfolgt um 14:00 Uhr.
Seit Juli 2006 ist die Jenaer Reserve-Elf ein fester Bestandteil der Oberliga Nordost, Staffel Süd. Bereits zwischen den Jahren 1994 und 1999 agierten die Thüringer in dieser Leistungsklasse – es folgten sieben Spielzeiten auf Verbandsebene, ehe man wieder im NOFV-Bereich ankam. Eine wichtige Rolle spielte dabei mit Sicherheit auch, dass die eigene 1. Mannschaft in dieser Zeit teilweise auch nur in der Oberliga spielte, so dass ein Aufstiegsrecht für die Reserve-Truppe natürlich von vornherein ausgeschlossen war. Doch seit dem Wiederaufstieg hat sich die Mannschaft in dieser Spielklasse mehr als etabliert. Seit mehr als einem Jahrzehnt belegen die Jenaer immer wieder konstante Mittelfeldplatzierungen und bestimmen Jahr für Jahr das spielerische Niveau in der Oberliga mit. In den Spielserien 2009/10 und 2007/18 sprang in der Endabrechnung jeweils sogar der 3. Rang heraus, was einiges über die Qualität dieser jungen Mannschaft aussagt. Allerdings kommen diese Erfolge des Teams nicht von ungefähr. Seit Ewigkeiten besticht der FC Carl Zeiss Jena durch seine hervorragende Nachwuchsarbeit. Die A-Junioren spielen in der Bundesliga Nord/Nordost, die B-Junioren gehen in der Regionalliga Nordost eindrucksvoll auf Punktejagd. Die Nachwuchsspieler werden an der Saale perfekt ausgebildet, Jahr für Jahr kommen hochtalentierte Akteure in den Herrenbereich. Da der Sprung in das Drittliga-Kollektiv allerdings für nicht alle Spieler auf Anhieb zu schaffen ist, bildet die 2. Mannschaft ein perfektes Sprungbrett für den Männerbereich. Hier können die jungen Kicker auf einem sehr guten Niveau weiter erfolgreich Fußball spielen und sich für höhere Aufgaben empfehlen. Auf der anderen Seite bietet das Reserve-Team auch Einsatzzeiten für Akteure aus dem Drittliga-Kader, welche dort nicht die gewünschten Spielzeiten bekommen. 35 Spieler wurden in der bisherigen Oberliga-Saison eingesetzt – einzig Nordhausen II toppt mit 39 Spielern diesen Wert. So besitzt Neu-Trainer Christian Fröhlich (41) ein schier endloses Reservoir an talentierten Fußballern, so dass der Kader Woche für Woche komplett anders aussieht. Der ehemalige Zweitligaprofi vom FC St. Pauli, Dynamo Dresden und Carl Zeiss Jena ist seit Anfang Januar für die 2. Mannschaft zuständig und ist Nachfolger von Kenny Verhoene, der nun für Jenas A-Junioren verantwortlich ist.
Auch in dieser Saison bestimmen die jungen Jenaer erneut das spielerische Niveau in der Staffel. Derzeit rangieren die Thüringer auf Tabellenposition fünf – ein Platz im oberen Mittelfeld dürfte auch in dieser Spielserie absolut machbar sein. Allerdings litt die Zeiss-Reserve zu Saisonbeginn unter einer gravierenden Auswärtsschwäche. Die ersten fünf Begegnungen auf fremden Plätzen verlor man allesamt, teilweise setzte es wie beim 1:5 in Luckenwalde und Eilenburg regelrechte Klatschen. Aufgrund dessen war die Mannschaft somit immer wieder in der Pflicht, in den Heimspielen ihr wahres Leistungsvermögen abzurufen. Dies gelang insgesamt auch recht gut, was die Erfolge über Halle 96 (5:3), Hohenstein-Ernstthal (4:0) und International Leipzig (2:1) verdeutlichen. Im Verlauf der Hinrunde konnte man auch die Auswärtsschwäche beheben, mittlerweile hat die Elf die letzten vier Partien auf fremden Plätzen sogar gewinnen können. Inzwischen sind die Jenaer seit sechs Spielen ungeschlagen und holten dabei stattliche 16 Zähler. Ähnlich wie bei den Leutzschern konnte die Fröhlich-Elf am vergangenen Wochenende ihren Rückrundenauftakt positiv gestalten, als man in Halle souverän mit 4:1 siegte. Hier stellte Valentin Reitstetter mit einem Doppelpack die Weichen auf Sieg, doch der robuste Innenverteidiger wird am Sonntag gegen Chemie Leipzig aufgrund einer Gelbsperre fehlen. Nichtsdestotrotz hat die Zeiss-Reserve aufgrund der jüngsten Erfolgserlebnisse natürlich einiges an Selbstvertrauen eingeheimst, wohl wissend, dass sie in spielerischer als auch in physischer Hinsicht jedem Gegner in der Liga Paroli bieten kann. Erfolgreichster Torschütze der Thüringer ist James-Kevin Nahr mit sieben Saisontreffern, der den Verein in der Winterpause allerdings zum luxemburgischen Zweitligisten UN Käerjeng 97 verließ. Ihm folgen Nicola Jürgens (6) und Joram Erbarth (4).
BSG-Coach Miroslav Jagatic war nach dem Auftaktsieg gegen Wacker Nordhausen II absolut zufrieden. „Jetzt weiß ich, wie sich das hier anfühlt, als Trainer zu gewinnen“, sprudelte es aus ihm bei der anschließenden Pressekonferenz heraus. Insgesamt war der Erfolg durchaus verdient, da die Leutzscher insgesamt mehr investierten und sich weiterhin ein Chancenplus erarbeiteten. „Vor allem, wie die Mannschaft nach dem Nordhäuser Ausgleich sofort zurückkam, war schon Wahnsinn.“ Dem ist absolut nichts hinzuzufügen, mit einer enormen Willensleistung sicherte man sich gegen einen äußerst unbequemen Gegner die drei wertvollen Punkte. Doch ist sich der Coach natürlich absolut im Klaren darüber, dass man in Jena eine ähnliche Leistung abrufen muss. Wiederum bedarf es Stabilität im Defensivbereich, sowie jeder Menge spielerischer Elemente und Ideen nach vorn. Weiterhin wird es wichtig sein, gegen die spielerisch und läuferisch gut aufgelegten Thüringer in der Zweikampfführung sofort präsent zu sein. Sollte dies gelingen, kann man durchaus optimistisch sein, dass am Sonntagabend etwas Zählbares mit nach Leutzsch gebracht werden kann. Innerhalb der Trainingswoche wurde erneut sehr konzentriert und fokussiert gearbeitet, so dass man diese positiven Eindrücke auch im Wettkampf bestätigen will. Da kommt es den Grün-Weißen sehr gelegen, dass Spielmacher Daniel Heinze seine Gelbsperre abgesessen hat und in Jena wieder zur Verfügung steht. Ansonsten sieht es personell ganz gut aus, wenn man von den Langzeitverletzten Lars Schmidt, Sebastian Berg (beide Kreuzbandriss) und Florian Kirstein (Mittelfußbruch) mal absieht. Auch der seit Wochen angeschlagene Marko Trogrlic hat seit Dienstag wieder das Mannschaftstraining aufgenommen. Sollte sich in den restlichen Trainingseinheiten kein Akteur mehr verletzen, fahren die Leutzscher mit einem gut besetzten Kader an die Jenaer Kernberge. Sehr gute Erinnerungen haben die Chemiker an das Hinspiel Anfang September, als man nach einer sehr guten zweiten Halbzeit einen 3:0 (0:0)-Heimsieg einfuhr.
Für die Spielleitung am Sonntag im Ernst-Abbe-Sportfeld ist Schiedsrichter Frank Hildebrandt aus Nebra beauftragt worden. Der 29-Jährige pfeift seine erste Oberliga-Saison und hat in dieser Spielklasse bisher vier Einsätze zu verzeichnen. Wünschen wir dem Referee ein glückliches Händchen und ebenfalls ein gutes Spiel.