…es war auch allerhöchste Zeit! (Foto: Christian Donner)
Nach einer ellenlangen Vorbereitung von fast acht Wochen startet Oberligist BSG Chemie Leipzig am Wochenende in die Rückrunde der Meisterschaft. Hinter den Leutzschern liegt eine Unmenge von kraftraubenden Trainingseinheiten sowie ein wahrer Testspiel-Marathon. Ein viertägiges Trainingslager im tschechischen Pilsen brachte zusätzlich in Sachen Teambilding weitere Fortschritte – kurzum: die Mannschaft ist für den Rückrundenauftakt definitiv gewappnet und gut gerüstet. Die Truppe hat in der gesamten Vorbereitungsphase sehr gut mitgezogen und sich ordentlich auf die jeweiligen Gegebenheiten eingestellt. Laut Spielplan hätte die Mannschaft von Trainer Miroslav Jagatic bereits am vergangenen Wochenende wieder im Oberliga-Modus eingegriffen, doch die Partie beim FC Einheit Rudolstadt wurde bereits Anfang Januar im Rahmen der Halbzeit-Staffeltagung in Hohenstein-Ernstthal verschoben. So wurde diesbezüglich noch eine Testpartie gegen den Thüringenligisten FSV Martinroda (3:1) eingeschoben, nach der es am Sonntag jetzt aber endlich losgeht. Allerdings ist der Auftaktgegner nicht von Pappe, denn um 14:00 Uhr gastiert die II. Mannschaft des FSV Wacker Nordhausen im altehrwürdigen Alfred-Kunze-Sportpark (Einlass in den Sportpark ab 13:00 Uhr).
Im Gegensatz zu den Chemikern haben die Südharzer bereits am letzten Sonntag ihre erste Rückrunden-Partie in der Oberliga absolviert. Dabei trennte man sich auf dem Kunstrasen im heimischen Albert-Kuntz-Sportpark vom VfL Halle 1:1 (0:0) unentschieden. Nordhausens Trainer Philipp Seeland zeigte sich nach dem Abpfiff durchaus zufrieden, wohl wissend „dass aufgrund der Chancenvorteile sogar noch mehr möglich gewesen wäre.“ Im Hinblick auf die 1:4-Pleite aus dem Hinspiel zeigten sich die Nordhäuser diesbezüglich schon deutlich verbessert, so dass das Resultat insgesamt in Ordnung geht. Insgesamt kann der Aufsteiger aus der Thüringenliga mit der bisherigen Saison zufrieden sein. Aktuell steht die Wacker-Reserve mit 25 Punkten auf Tabellenposition fünf, der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz beträgt bereits neun Zähler. Allerdings kommt dieses aktuelle Ranking nicht von ungefähr, schließlich gelang es dem Neuling mit einigen beachtlichen Ergebnissen in der Hinrunde für Furore zu sorgen. So wurde beispielsweise der aktuelle Tabellenführer FSV Luckenwalde daheim mit 2:0 besiegt, auch der Tabellenvierte FC Eilenburg musste in Nordhausen eine 2:1-Niederlage hinnehmen. Doch auch auf den gegnerischen Plätzen wussten die Nordhäuser durchaus zu überzeugen. Beim Dritten, dem FC International Leipzig, ergatterte man beim 1:1-Unentschieden einen Punkt, beider heimstarken SG Union Sandersdorf holte man beim 1:0-Sieg sogar alle drei Zähler. Nichtsdestotrotz wartet man in Nordhausen seit sechs Partien auf einen vollen Erfolg – eine negative Serie von vier Niederlagen und zwei Unentschieden verhindern aktuell sogar eine noch bessere Platzierung. Ähnlich wie die Leutzscher bestritt auch die Wacker-Reserve in der Wintervorbereitung eine Reihe von Testspielen. Diese konnte man nahezu fast alle klar zu den eigenen Gunsten entscheiden, einzig gegen den Thüringenligisten FC An der Fahner Höhe kassierte man eine 1:3-Niederlage.
Aufgrund der aktuellen Konstellation möchte man in Nordhausen natürlich nicht nur ein Jahr in der Oberliga spielen, sondern das Intermezzo in dieser Spielklasse selbstverständlich weiter ausbauen. Die eigene I. Mannschaft geht in der Regionalliga auf Punktejagd, daher kann es nur förderlich sein, wenn das Reserve-Team nur eine Ebene darunter agiert. So hat der Aufsteiger aus der Thüringenliga im bisherigen Saisonverlauf bereits 38 Spieler eingesetzt. Spieler, die im Regionalliga-Kader bisher nicht auf ihre Einsätze kamen, bekommen in der II. Mannschaft ebenfalls ihre Einsatzzeit wie Akteure, die aufgrund von langwierigen Verletzungen erst wieder langsam in den Regionalliga-Rhythmus kommen sollen. So haben beispielsweise Robin Fluß (13 Einsätze) Cihan Ucar (6), Mounir Chaftar (4) oder auch der ehemalige Leutzscher Pierre Merkel (3) einige Begegnungen im Wacker-Reserve-Team, bestritten. Doch auch aus der eigenen A-Junioren-Elf, welche in der höchsten thüringischen Spielklasse (Verbandsliga) agiert, hat der eine oder andere Akteur bereits Spielpraxis im Männerbereich gesammelt. Nils Mema und Kenan Smajlovic haben diesbezüglich mit jeweils drei Einsätzen am meisten davon Gebrauch gemacht. Durch das Woche für Woche wechselnde Personal ist die Aufgabe für Trainer Philipp Seeland sicherlich nicht einfach, doch besitzt die Mannschaft auch aufgrund den „Verstärkungen von oben“ genügend Qualität. Wenn man dabei noch in Betracht zieht, dass mit Nils Pfingsten-Reddig und der derzeit verletzte Ex-Bundesligaprofi Marco Sailer ausschließlich zum Kader der II. Mannschaft gehören, sagt das zusätzlich vieles über die Mannschaft aus. Dies war bereits schon im Hinspiel gegen die BSG sichtbar, als die Wacker-Reserve zur Pause mit 1:0 führte, sich letztlich nur knapp mit 1:2 geschlagen geben musste. Bester Torschütze ist derzeit Paul Hans Kirchner, der bisher sechs Mal ins Schwarze getroffen und ebenfalls schon drei Regionalliga-Einsätze zu verbuchen hat.
Die Leutzscher indes haben sich für die Oberliga-Rückrunde einiges vorgenommen. Die Vorbereitungsphase hat die Mannschaft gut gemeistert, auch die Testspiele gegen teils höherklassige Gegner geben durchaus Grund zum Optimismus. Vom Kader hat sich bezüglich zur Hinrunde kaum etwas geändert, einzig Abwehrspieler Johannes Günther kam von den A-Junioren von Erzgebirge Aue neu hinzu. Abgänge hat das Team zwar nicht zu verzeichnen, doch trüben drei Langzeitverletzungen die durchaus positive Vorbereitung. Sebastian Berg hat sich im Trainingslager in Tschechien zum wiederholten Mal das Kreuzband gerissen und fällt erst einmal auf unbestimmte Zeit aus. Selbiges Schicksal traf am vergangenen Sonntag Lars Schmidt, der sich im Abschlusstest gegen Martinroda ebenfalls einen Kreuzbandriss zuzog. Hinzu kommt die Verletzung von Florian Kirstein, der vor zwei Wochen im Spiel der chemischen U23 gegen den SV Lindenau (1:0) einen Mittelfußbruch erlitt. Der Verlust dieser drei Akteure wiegt natürlich schwer, doch gerade für diese drei Mitspieler wird sich das Team im Verlauf der Rückrunde umso mehr zerreißen. Außerdem fehlt Daniel Heinze aufgrund einer Gelbsperre. Die Mannschaft ist dennoch gewillt, die positiven Eindrücke aus den Testpartien sofort gegen Nordhausen zu bestätigen und gleich gut aus den Startlöchern zu kommen. Tabellenführer Luckenwalde hat am vergangenen Sonntag das Spitzenspiel bei Inter Leipzig klar mit 3:0 für sich entschieden, schon daher wäre es aus Leutzscher Sicht wichtig, an den Brandenburgern dran zu bleiben. Allerdings erwartet die Mannschaft gegen die Nordhäuser Reserve eine schwierige und unbequeme Aufgabe. Nichtsdestotrotz hat die Elf gezeigt, dass sie im Bereich Fußballspielen in den letzten Wochen doch einen Schritt nach vorn gemacht hat. In allen Testspielen, wenn man die Auftakt-Begegnung in Markranstädt (0:0) mal ausklammert, erspielte man sich jeweils eine Reihe von guten Tormöglichkeiten. Zeigte man sich vor allem in den Partien gegen Bischofswerda (5:2) und Würzburg (3:0) dabei sehr resolut im Nutzen der sich bietenden Möglichkeiten, war dies am am vergangenen Sonntag gegen Martinroda (3:1) ein deutlicher Kritikpunkt. Hier ließ man knapp ein halbes Dutzend hochkarätiger Möglichkeiten fahrlässig liegen, so dass der Sieg letztlich viel zu knapp ausfiel. Vor dem gegnerischen Tor muss man im Vergleich zur Woche deutlich zielstrebiger agieren. Dass die Mannschaft das kann, hat sie bereits oftmals bewiesen. Defensiv ist wieder eine gewisse Stabilität gefragt, welche die Elf in der ersten Phase der Hinrunde an den Tag legte. Kassierten die Grün-Weißen in ihren ersten zehn Oberliga-Spielen nur sechs Gegentore, waren es in den nächsten sechs Begegnungen insgesamt elf. Dieser Fakt war ohne Frage der Hauptgrund dafür, dass die Leutzscher ihre Tabellenführung abgeben mussten. Hier ist die ganze Elf in der Pflicht, mit vollem Elan und höchster Konzentration das eigene Tor zu verteidigen. Dass man sich zweifelsohne der Favoritenrolle am Sonntag nicht entledigen kann, steht natürlich außer Frage. Demzufolge möchte die Jagatic-Elf frühzeitig der Partie den eigenen Stempel aufdrücken und vor den eigenen enthusiastischen Fans mit einem guten Spiel aufwarten.
In Sachen Schiedsrichter-Ansetzung kommt es am Sonntag im Alfred-Kunze-Sportpark zu einer (noch) seltenen Konstellation. Mit Sandra Stolz aus Pritzwalk ist eine Schiedsrichterin aus der Frauen-Bundesliga mit der Spielleitung beauftragt. Dass jedoch mit Katia Kobelt (Gosen) und Katharina Kruse (Ludwigsfelde) zwei weitere Damen an den Linien aktiv sind, ist durchaus ungewöhnlich – ein komplettes Frauen-Kollektiv sieht man in der Oberliga recht selten. Wünschen wir den Damen jederzeit ein glückliches Amtieren und jederzeit „Gut Pfiff“.
Achtung: Der Sportpark öffnet am Sonntag um 13 Uhr seine Tore!