Das Aufwärmen gegen Hohenstein-Ernsttahl vor zweieinhalb Jahren. Damals: 3:2 (0:1) für Chemie. Und diesmal? (Foto: Christian Donner)
Zehn Spiele, zehn Siege – in eindrucksvoller Art und Weise zieht die BSG Chemie Leipzig in der Oberliga Süd ihre Bahn. Nach dem bitteren Regionalliga-Abstieg konnte man dies nicht unbedingt erwarten, schließlich sollte es im Kader der Leutzscher in der Sommerpause allerhand Veränderungen geben. Doch wie die Grün-Weißen Woche für Woche in den täglichen Trainingseinheiten arbeiten und an den Spieltagen ihre Leistung abrufen, hat großen Respekt verdient. Doch nicht nur in der Meisterschaft hat die Mannschaft von Trainer Dietmar Demuth eine weiße Weste, auch in den Pokalwettbewerben ist man weiterhin im Rennen. So hat sich die BSG einerseits durch zwei Siege über Hohenstein-Ernstthal (3:1) und Blau-Weiß Leipzig (4:1) für das Achtelfinale im Wernesgrüner-Sachsenpokal qualifiziert, wo man am 17.11. um 13.30 Uhr beim Landesklasse-Vertreter SV Fortuna Trebendorf anzutreten hat. Doch noch viel höher einzuschätzen ist der Erstrunden-Erfolg im DFB-Pokal, als man sensationell den Zweitligisten SSV Jahn Regensburg mit 2:1 ausschalten konnte. Die 2. Hauptrunde am kommenden Dienstag, den 30.10. um 18.30 Uhr gegen den SC Paderborn (ebenfalls 2. Bundesliga) ist natürlich beim Leutzscher Anhang allgegenwärtig und wird richtig entgegengefiebert, zumal zum allerersten Mal überhaupt im Alfred-Kunze-Sportpark unter Flutlicht gekickt wird. Doch bevor dieses absolute Highlight stattfindet, haben die Chemiker am Samstag erst einmal ihre Hausaufgaben in der Oberliga zu erledigen. Der Fokus liegt ohne Wenn und Aber auf der Partie gegen Aufsteiger VfL 05 Hohenstein-Ernstthal, welcher am Samstag um 13.00 Uhr in Leutzsch gastiert. Die Priorität der Demuth-Schützlinge liegt ganz klar auf der Meisterschaft, mit Paderborn beschäftigt man sich erst nach den 90 Minuten gegen den Neuling.
Mit dem Ort Hohenstein-Ernstthal verbindet der Sportfan im Allgemeinen nur hochklassigen Motorsport. Am ortsansässigen Sachsenring wird Jahr für Jahr der traditionelle Motorrad-WM-Lauf ausgetragen, was ein absolutes Highlight für die Region darstellt. Doch auch in Sachen Fußball hat sich in Westsachsen in der Vergangenheit einiges getan. In den letzten 10 Jahren hat sich der VfL 05 Hohenstein-Ernstthal einen Namen im sächsischen Fußball gemacht, im Sommer gelang mit dem Oberliga-Aufstieg der große Coup. Doch dies war nicht der einzige Erfolg, welchen der Verein in diesem Jahr zu feiern hatte. Vor über 1.000 Zuschauern in der nagelneuen Dresdner BallsportArena bezwang der VfL 05 Ende Juni die Futsal Panthers Köln mit 6:5 nach Verlängerung und sicherte sich dadurch den Deutschen Meistertitel im Futsal. Ein unfassbarer Erfolg für solch einen kleinen Verein, der in der Region absolut seinesgleichen sucht!
Als Aufsteiger in die Oberliga haben die Westsachsen in den ersten zehn Spielen auch bereits recht eifrig gepunktet. Aktuell hat der VfL 05 zwölf Zähler auf dem Konto und belegt damit derzeit den 11. Tabellenplatz. Das Ziel des Neulings ist klar definiert – das Intermezzo im NOFV-Bereich soll nicht nur ein einjähriges bleiben. Demzufolge hat man sich im Vorfeld sehr intensiv auf die neue Spielklasse vorbereitet, nichts wird dem Zufall überlassen. Trainer Russi Petkov, ehemaliger Zweitliga-Torhüter des FC Erzgebirge Aue, gelang es in Zusammenarbeit mit „VfL-Macher“ Heiko Fröhlich den Kader im Vergleich zur letzten Saison fast komplett zusammenzuhalten. Einzig der Abgang ihrer „Lebensversicherung“ Marc Benduhn (SV Warnemünde) schmerzt den Neuling gewaltig – 115 Sachsenliga-Tore in 198 Spielen Benduhns sprechen eine deutliche Sprache. Allerdings gelang es sich in der Sommerpause die Dienste von Maik Georgi zu sichern, der Regionalliga-Erfahrung beim 1. FC Magdeburg, Germania Halberstadt, Wacker Nordhausen und dem 1. FC Lokomotive Leipzig vorzuweisen hat. Sehr optimistisch ist man daher in Hohenstein-Ernstthal die Klasse halten zu können, zumal einige Ergebnisse in den ersten zehn Begegnungen beweisen, dass die Mannschaft durchaus das Potenzial dazu hat. Eine letztjährige Spitzenmannschaft wie der FC Eilenburg wurde im heimischen HOT-Sportzentrum mit 1:0 besiegt, bei den sehr unbequemen Teams von Wismut Gera (4:1) und Askania Bernburg (2:1) konnte man sich ebenfalls jeweils die drei Punkte sichern. Nichtsdestotrotz ist jedoch vor allem im Defensivbereich der Unterschied von der Sachsenliga zur Oberliga bisher unübersehbar. Kassierte der VfL 05 in der vergangenen Saison mit 37 Gegentreffern im sächsischen Oberhaus nach Grimma (34) und Lößnitz (36) die drittwenigsten, hat sich die Petkov-Elf in der Oberliga in ihren bisherigen zehn Partien bereits 27 Gegentore eingefangen. Dies ist aktuell der höchste Wert und resultiert aus den klaren Niederlagen bei Inter Leipzig (1:5), bei Carl Zeiss Jena II (0:4) und in Plauen (1:6) sowie daheim gegen Nordhausen II und Halle 96 (jeweils 1:4). 35 Zähler sind das Ziel der Hohensteiner – mit dieser Punktzahl dürfte der Klassenerhalt auch zu realisieren sein.
Für die Leutzscher ist der kommende Gegner kein Unbekannter. Beide Teams standen sich, wie bereits erwähnt, in der 2. Hauptrunde des Wernesgrüner-Sachsenpokals gegenüber, in dem die BSG letztlich mit 3:1 als Sieger hervorging. Dies bedeutet allerdings nicht, dass man den Neuling unterschätzen wird. Die Pokalbegegnung in Hohenstein-Ernstthal hat die Stärken des VfL 05 noch einmal deutlich aufgezeigt. Neben dem spielerischen Aspekt ist die Elf vor allem bei Standardsituationen brandgefährlich. Demzufolge werden BSG-Trainer Dietmar Demuth und sein Assistent Christian Sobottka ihre Mannschaft gründlich auf den Aufsteiger vorbereiten, wohl wissend, dass die Favoritenfrage aufgrund der Konstellation klar ist. Und gerade deshalb muss jeder einzelne Akteur wieder an seine Leistungsgrenze gehen, keine Mannschaft in der Oberliga wird der BSG etwas schenken. Defensiv ist wieder eine ähnliche Stabilität wie in den letzten Begegnungen gefragt, im Offensivbereich hofft man auf viel Kreativität und ausreichend Spielwitz. Da kommt es den Leutzschern ganz gelegen, dass sowohl Kai Druschky als auch Philipp Wendt wieder in den Kader dazu stoßen. Beide Spieler fehlten am vergangenen Samstag gegen Krieschow (2:1) wegen kleinerer Blessuren, doch konnte das Duo in dieser Woche am Trainingsbetrieb wieder problemlos teilnehmen. Sollte sich kein Akteur mehr beim Abschlusstraining am Freitag verletzen, sieht es personell also am Samstag sehr gut aus.
Im Gegensatz zur BSG Chemie hat der VfL 05 Hohenstein-Ernstthal in dieser Saison bereits Erfahrungen mit dem am Samstag angesetzten Schiedsrichter. Leroy Schott leitete zuletzt das Nachholspiel der Westsachsen daheim gegen Zorbau, welches man klar mit 5:2 gewann. Für den 22-jährigen aus dem westthüringischen Treffurt ist es bereits der vierte Saison-Einsatz in der Oberliga Süd. Assistiert wird Schott an den Linien von Marcel Rauner (Niederpöllnitz) und Nick Schubert (Weida).