Auch Blau-Weiß, aber diesmal daheim und Krieschow statt Zorbau… (Foto: Christian Donner)
Nach dem letztwöchigen Abstecher in den Wernesgrüner-Sachsenpokal, als man in der 3. Hauptrunde den Landesklasse-Vertreter FC Blau-Weiß Leipzig klar mit 4:1 (2:0) bezwingen konnte, ist die BSG Chemie Leipzig am Wochenende wieder in ihrem Kerngeschäft tätig. Priorität hat für die Leutzscher eindeutig die Oberliga Süd, in welcher man bis jetzt seine Hausaufgaben mehr als erledigt hat. Neun Siege aus neun Spielen – besser konnte der Saisonstart der BSG nicht laufen. Selbst die kühnsten Optimisten hätten solch eine phänomenale Siegesserie nicht erwartet – mit sieben Punkten Vorsprung vor dem zweitplatzierten FSV Luckenwalde grüßen die Schützlinge von Trainer Dietmar Demuth derzeit vom Platz an der Sonne. Doch die Mannschaft hat Hunger auf mehr. Durch diese Erfolgserlebnisse haben die Grün-Weißen reichlich Selbstvertrauen getankt, so dass man so lange wie möglich diesen positiven Trend fortsetzen will. Demzufolge fiebern die Leutzscher bereits dem Samstag entgegen, wenn man um 14.00 Uhr den Tabellen-Sechsten vom VfB 1921 Krieschow im Alfred-Kunze-Sportpark empfängt.
Eigentlich war die Spielansetzung für das Wochenende völlig anders angelegt, sollte die Begegnung ursprünglich in Krieschow stattfinden. Allerdings hatte der VfB im Vorfeld große Bedenken, das Spiel aufgrund des zu erwartenden Leutzscher Zuschauerinteresses über die Bühne zu bringen. Der Sicherheitsaspekt spielte bei den Rand-Cottbussern die Hauptrolle, so dass der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) diesbezüglich zu Rate gezogen wurde. Nach langem Hin und Her entschied der NOFV-Spielausschuss in Zusammenarbeit mit dem Gremium für Prävention und Sicherheit einen Heimrechttausch vorzunehmen und die Begegnung im Leipziger Alfred-Kunze-Sportpark austragen zu lassen. Da dies jedoch erst am letzten Freitag offiziell vom Verband so kundgetan wurde, hatte die BSG diesbezüglich einige organisatorische Dinge binnen nur einer Woche zu regeln. Unter Hochdruck konnten diese jedoch gemeistert werden. Allerdings blickt die Sportliche Leitung der Chemiker natürlich über den Tellerrand hinaus. Aufgrund des Heimrechttauschs muss die BSG demzufolge im Frühjahr in Krieschow oder in einem vom VfB vorgeschlagenen Ausweich-Spielort antreten, was bedeutet, dass die Leutzscher in der Rückrunde vier aufeinanderfolgende Auswärtsspiele zu bestreiten haben. Ein Fakt, der in Sachen Chancengleichheit im Wettbewerb von entscheidender Bedeutung sein kann. Lassen wir die Ansetzung allerdings jetzt erst einmal so stehen…
Sportlich gesehen ist der VfB Krieschow recht positiv in die Saison gestartet. 16 Punkte nach neun Spielen bedeuten für die Brandenburger aktuell Tabellenposition sechs. Dabei beeindruckt derzeit die Auswärtsstärke der Mannschaft von Trainer Toni Lempke – 10 Zähler konnte der VfB auf fremden Plätzen erringen. Sowohl in Eilenburg (1:0) als auch in Bernburg (3:1) und Halle (2:0) ging Krieschow jeweils als Sieger vom Platz, hinzu kam noch ein Punkt beim torlosen Remis in Zorbau. Allerdings deutete der VfB auch im heimischen Sportpark bereits seine Gefährlichkeit an, was die Siege über die unangenehmen Gegner wie Rudolstadt (1:0) und Jena II (3:0) belegen.
Dabei ist es für den VfB erst die zweite Oberliga-Saison. Nach einem 8. Platz in der letzten Serie ist man in Krieschow natürlich sehr erfreut, dass man auch in dieser Spielzeit bisher munter mitmischt. Und das, obwohl man in der Vorbereitung einen gewaltigen Nackenschlag verkraften musste. Andy Hebler, in der letzten Saison mit 32 Treffern in 29 Spielen souveräner Oberliga-Torschützenkönig und absolute Lebensversicherung des VfB, riss sich in der Sommerpause das Kreuzband und wird seiner Elf vermutlich bis zur Rückrunde nicht zur Verfügung stehen. Die Tatsache, dass Hebler damit mehr als die Hälfte aller Krieschower Treffer in der Vorsaison erzielt hat (61), beweist eindrucksvoll, wie wichtig der Stürmer für den VfB ist. Allerdings ist es äußerst beachtlich, wie die Brandenburger bisher ohne ihren Torjäger auskommen. Der Ausfall wurde durch die Mannschaft gut kompensiert, das Toreschießen wird derzeit auf mehrere Schultern verteilt. Sven Konzack (4 Saisontore), Philipp Knapczyk (3) sowie die ehemaligen Cottbusser Martin Dahm und Leo Felgenträger (je 2) sprangen diesbezüglich bisher am besten in die Bresche. Insgesamt verfügt der VfB über eine gut organisierte Mannschaft, die aus einer kompakten Defensive heraus versucht zum Erfolg zu kommen. Erst acht Gegentreffer in neun Spielen unterstreichen eindrucksvoll die Stabilität der Brandenburger. Hinzu kommt, dass der VfB mit Fritz Pflug einen Torhüter mit herausragenden Qualitäten besitzt. Im Nachwuchsbereich beim FC Energie Cottbus ausgebildet, hatte Pflug von Januar bis Juni 2017 ein kurzes Oberliga-Intermezzo beim FC International Leipzig. Weiterhin konnten die Krieschower zuletzt im Pokal zusätzliches Selbstvertrauen tanken. Durch einen 3:1-Erfolg beim SSV Einheit Perleberg qualifizierte sich die Lempke-Elf am letzten Wochenende für das Viertelfinale im brandenburgischen Cup-Wettbewerb.
Demzufolge sind die Leutzscher natürlich gewarnt und werden abermals wieder 100 Prozent abrufen müssen, um weiter auf dem Punktekonto anschreiben zu können. Nichtsdestotrotz geht man voller Tatendrang in dieses Heimspiel, wohl wissend, dass man aufgrund der Tabellenkonstellation auch diesmal nicht die Favoritenbürde von sich streifen kann. Doch damit fährt die Elf von Trainer Dietmar Demuth bisher recht gut – die makellose Bilanz zeigt dies recht imposant auf. Doch der erfahrene Coach und sein Assistent Christian Sobottka warnen eindringlich davor leichtfertig zu werden – die aktuelle Platzierung ist nicht mehr als eine sehr schöne Momentaufnahme. Seit Ende März (0:3 gegen Halberstadt) haben die Chemiker kein Pflichtspiel vor heimischer Kulisse verloren – auch diese Serie soll natürlich weiter fortgeführt werden. Innerhalb der Trainingswoche wurde wiederum sehr intensiv gearbeitet, so dass die Elf gut vorbereitet in dieses Spiel gegen Krieschow gehen wird. Nachdem in der letztwöchigen Pokalbegegnung gegen den FC Blau-Weiß einige angeschlagene bzw. kränkelnde Spieler noch geschont wurden, sieht das am Samstag mit Sicherheit anders aus. Alexander Bury, Stefan Karau, Manuel Wajer und Julien Latendresse-Levesque, allesamt am letzten Samstag nicht dabei, haben unter der Woche wieder am Mannschaftstraining teilgenommen und dies problemlos absolviert. Philipp Wendt hat am letzten Samstag einen Pferdekuss davongetragen, wo noch abzuwarten ist, ob dies bis zum Wochenende reichen wird. Ähnlich sieht es bei Sebastian Berg aus (Oberschenkel-Probleme). Ein Risiko wird man im BSG-Lager diesbezüglich mit Sicherheit nicht eingehen.
Sehr farbenfroh war indes die letzte Begegnung, welche Magnus-Thomas Müller in der Oberliga leitete. Der Weißenfelser Schiedsrichter stellte in der Begegnung Wacker Nordhausen II gegen den FC Eilenburg jeweils einen Akteur mit Rot vom Platz und schaffte sich somit etwas Platz auf dem Feld. Hoffen wir diesmal, dass es dazu am Samstag nicht kommen muss. An den Linien wird der 22-jährige von Franz Unger (Salzfurtkapelle) und Christoph Bäck (Zahna) assistiert.