Auch die Trümpfe der unterklassigen Mannschaften können stechen, das hat der SV Zeißig letztes Jahr – hier gegen Marc Böttger – bewiesen. (Foto: Christian Donner)
Ganz schön kräftezehrend waren die letzten Tage und Wochen für die BSG Chemie Leipzig. Aufgrund zweier Englischer Wochen hatte die Mannschaft von Trainer Dietmar Demuth sechs Spiele in 20 Tagen zu absolvieren, was natürlich reichlich an die Substanz ging. Umso bemerkenswerter ist jedoch, mit welcher Bilanz die Leutzscher aus diesen Begegnungen hervorgingen. Dank extremen Willensleistungen und ungebrochener Moral stehen die Grün-Weißen nach wie vor ohne jeglichen Punktverlust an der Tabellenspitze der Oberliga, was extrem viel über die Qualität der Mannschaft aussagt. Ohne Zweifel holperte es in manchen Partien, doch wie der Elf es immer wieder gelang die letzten Körner aus sich herauszuholen und die Spiele dadurch in die gewünschten Bahnen zu lenken, ist gar nicht hoch genug zu bewerten. Die Maximalpunktzahl von 27 Zählern ist daher nur das Ergebnis eines unbedingten Siegeswillens der Truppe.
Demzufolge war in dieser Woche der Regenerationsfaktor von großer Bedeutung, was allerdings nicht heißen soll, dass die Mannschaft in diesen Tagen komplett die Beine hochgelegt hat. Dies können sich die Leutzscher auch gar nicht leisten, schließlich möchte man diese Siegesserie so lange wie möglich anhalten lassen. Auch wenn die Oberliga am Wochenende eine Pause einlegt, im sächsischen Pokalwettbewerb sind die Demuth-Schützlinge wiederum gefordert. Denn da kommt es in der 3. Hauptrunde des Wernesgrüner-Sachsenpokals zu einem echten Derby, wenn am Samstag um 14.00 Uhr der ambitionierte Landesklassist FC Blau-Weiß Leipzig im Alfred-Kunze-Sportpark gastiert. Für BSG-Coach Dietmar Demuth steht unterdessen in diesem Spiel ein Jubiläum ins Haus – zum 100. Mal sitzt er auf der Leutzscher Trainerbank.
Mit viel Enthusiasmus und Begeisterung nahmen die Blau-Weißen aus Kleinzschocher das Pokal-Los BSG Chemie Leipzig auf. Nach den Erfolgen über den Landesklasse-Konkurrenten SV Liebertwolkwitz (5:0) und den Sachsenligisten BSG Stahl Riesa (10:9 nach Elfmeterschießen) hat sich die Mannschaft von Trainer Olaf Kaplick für diese 3. Runde qualifiziert, so dass man mit den Leutzschern nun den gewünschten attraktiven Gegner zugelost bekam. Natürlich hätte der Landesklassist diesen Pokalkracher liebend gern im heimischen Stadion der Freundschaft durchgeführt, doch legte der Sächsische Fußball-Verband aufgrund des Sicherheitsaspektes frühzeitig sein Veto ein. Demzufolge wurde diese Begegnung kurzerhand in den Alfred-Kunze-Sportpark verlegt, was den Underdog natürlich nicht wirklich erfreut.
Knapp 16 Monate währt die Historie des Klubs jedoch erst. Im Juni 2017 fusionierte der VfK Blau-Weiß mit den Vereinen TuB Leipzig und Leipzig FC United zum FC Blau-Weiß Leipzig und übernahm das Landesklasse-Spielrecht des VfK Blau-Weiß. Zu DDR-Zeiten unter dem Namen Baukombinat Leipzig in der drittklassigen Bezirksliga aktiv, ist die Tradition des Vereins bis zum heutigen Tag von großer Bedeutung. Zwischen den Jahren 2008 – 2011 spielte der Verein sogar in der höchsten sächsischen Spielklasse, ehe der VfK Blau-Weiß nach Abschluss der Saison 2010/11 das Sachsenliga-Spielrecht seiner I. Herren-Mannschaft an die BSG Chemie übergab. Somit ist diese Begegnung für die Blau-Weißen mit Sicherheit eine ganz besondere, zumal man in der Landesklasse einen sehr guten Saisonstart erwischt hat. In den bisherigen sechs Partien verließ der FC Blau-Weiß fünfmal als Sieger das Feld, einzig bei Roter Stern Leipzig musste man sich mit einem 2:2-Unentschieden begnügen. Dadurch liegen die Kaplick-Schützlinge bisher ungeschlagen mit 16 Punkten aktuell auf Position vier in der Tabelle, doch das Spitzentrio Eutritzsch (18), Colditz und Radefeld (beide 17) ist jeweils nur ein Wimpernschlag entfernt. Sollten die Männer aus dem Kantatenweg ihr Nachholspiel gegen „Frisch Auf“ Wurzen siegreich gestalten können, winkt sogar der Platz an der Sonne. Prunkstück des Landesklassisten ist zweifellos ihre Offensivabteilung – mit 20 Treffern hat man hinter Colditz (26) diesbezüglich den zweitbesten Wert. Hauptgarant dafür ist aktuell ein Trio, auf welches man derzeit kaum verzichten kann. Till Stephan (5 Saisontore), Marcus Gensel und Ingo Steeb (jeweils 4) haben zusammen 13 der 20 Treffer beigesteuert – auf diese Akteure werden die Leutzscher in den 90 Minuten natürlich ein Auge haben. Doch auch defensiv steht der FC Blau-Weiß bisher äußerst stabil. Bisher kassierte man nur sechs Gegentore – die drittwenigsten nach Eutritzsch (2) und Radefeld (5).
Natürlich sind die Vorzeichen für diese Begegnung von vornherein klar, doch wird der Landesklassist seine Chance als Underdog nutzen wollen, auch wenn Torhüter Marcus Herrmann (Gelb-Rot-Sperre) und Sebastian Papkalla (Rot-Sperre) zu ersetzen sind. Die Mannschaft kann völlig befreit aufspielen und ohne Druck versuchen die Leutzscher zu ärgern. Dass die Elf absolut gefährlich ist, braucht aufgrund des aktuellen Saisonstarts sowie dem Pokalerfolg über Stahl Riesa nicht nochmals erwähnt werden.
Für die Leutzscher ist das Ziel für diese Pokal-Begegnung indes ganz klar definiert. Aufgrund der Konstellation geht man zweifelsfrei als glasklarer Favorit in das Spiel, nichts anderes als die Qualifikation für das Achtelfinale wird von der Mannschaft erwartet. Von Beginn an wird man versuchen, seiner Favoritenrolle gerecht zu werden und der Partie mit Nachdruck den eigenen Stempel aufzudrücken. Vor heimischer Kulisse sind die Chemiker natürlich zusätzlich in der Bringepflicht, demzufolge werden Trainer Dietmar Demuth und sein Assistent Christian Sobottka bereits im Vorfeld nicht die geringsten Leichtfertigkeiten dulden. Was der Sachsenpokal für einen Stellenwert besitzen kann, hat die vergangene Saison eindrucksvoll bewiesen. Schon aus diesem Grund werden die Grün-Weißen hochkonzentriert an diese Aufgabe herangehen. Neben dem Oberliga-Alltagsgeschäft, was oberste Priorität genießt, möchte man im Cup-Wettbewerb wiederum weit kommen. Allerdings wird es sicherlich die eine oder andere Änderung im Kader geben, schon weil man bei Kapitän Stefan Karau (Oberschenkel) und Alexander Bury (Schulter) kein Risiko eingehen will. Sollten beim Abschlusstraining am Freitag keine zusätzlichen personellen Probleme auftreten, wird der Rest des Kaders zur Verfügung stehen.
Von SFV-Schiedsrichter-Ansetzer Carsten Bergk wurde der Döbelner Mirko Eckart mit der Spielleitung beauftragt. Der 36-jährige pfeift bereits seit zehn Jahren im sächsischen Oberhaus und gehört daher zu den Dienstältesten in dieser Spielklasse. Assistiert wird er an den Linien von Oberliga-Referee Ronny Walter (Hartha) und Fabian Görke (Naunhof), der in der Landesklasse eingestuft ist.