Der Jubel als das Spiel mit 2:1 gedreht war. (Foto: Christian Donner)
Neunter Sieg im neunten Spiel – die BSG Chemie Leipzig bleibt in der Oberliga weiterhin das Maß aller Dinge. Nach dem 2:0 (0:0)-Erfolg unter der Woche gegen den Ludwigsfelder FC bezwang die Mannschaft von Trainer Dietmar Demuth nun die SG Union Sandersdorf im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark mit 3:1 (1:1), doch tat sich die Elf über weite Strecken sehr schwer. Sechs Spiele in 20 Tagen haben bei den Leutzschern deutliche Spuren hinterlassen, über 60 Minuten blieb vieles im Chemie-Spiel nur Stückwerk. Doch eines kann man der BSG nicht absprechen: den unbedingten Willen! Wie schon in einigen Begegnungen zuvor, glaubte die Mannschaft bis zuletzt an die drei Punkte. So schaltete die Truppe in der letzten halben Stunde noch einmal einen Gang höher und holte die letzten verbliebenen Körner aus sich heraus. Dies wurde schlussendlich belohnt, da die Leutzscher, auch wiederum mit der extremen Hilfe der 2453 Zuschauer, mit einem energischen Schlussspurt die Partie doch noch für sich entscheiden konnten.
Auch wenn die Oberliga in der kommenden Woche eine kleine Pause einlegt, die Beine hochlegen können die Chemiker absolut nicht. Am nächsten Samstag hat die Elf das Ziel, sich für das Achtelfinale des Wernesgrüner-Sachsenpokals zu qualifizieren. Um 14:00 Uhr hat die Mannschaft dann in der 3. Runde den Landesklassisten des FC Blau-Weiß Leipzig im Alfred-Kunze-Sportpark zu Gast.
Nachdem BSG-Trainer Dietmar Demuth am Mittwoch gegen Ludwigsfelde seine Elf reichlich durcheinander wirbelte, griff der erfahrene Coach gegen Sandersdorf wieder auf Altbewährtes zurück. Er vertraute dabei der Mannschaft, die am vergangenen Sonntag in souveräner Manier das Auswärtsspiel beim VfL Halle mit 5:0 gewann – mit einer Änderung. Für den am Oberschenkel verletzten Kapitän Stefan Karau rückte Sascha Rode in die Innenverteidigung, über den später noch zu reden sein wird.
Nichtsdestotrotz fanden die Leutzscher gegen freche Sandersdorfer zunächst überhaupt nicht in die Begegnung. Die Gäste aus Sachsen-Anhalt attackierten die Chemiker durch ein sehr laufintensives Spiel bereits im Aufbau, womit die Gastgeber sehr große Probleme hatten. Der BSG fehlte es deutlich an Tempo sowie an Ideen im Offensivspiel. Zwar war das Bemühen durchaus erkennbar, doch kam die Elf zunächst über Ansätze nicht hinaus. Es gelang den Grün-Weißen überhaupt nicht, sich in die torgefährliche Zone zu spielen. Die Gäste hatten demzufolge keine Probleme, das Geschehen von ihrem Tor fernhaften zu können und versuchten ihrerseits immer wieder selbst Nadelstiche zu setzen. Daher kam es nicht von ungefähr, dass Chemie frühzeitig einem Rückstand hinterherlaufen musste. Nach einem Foulspiel von Rode an Alicke direkt an der Strafraumgrenze, nagelte der Ex-Leutzscher Timo Breitkopf den fälligen Freistoß genau unter den Querbalken und ließ Julien Latendresse-Levesque dabei nicht die Spur einer Chance – 0:1 (16.). Allerdings ließ die Antwort der BSG nicht lange auf sich warten, mit dem einzig gelungenen Angriff in Hälfte eins kam die Demuth-Elf postwendend zum Ausgleich. Von Lars Schmidt eingeleitet, fand Kai Druschky den rechtzeitig einlaufenden Spielmacher Daniel Heinze, der Becker im Sandersdorfer Gehäuse mit einem platzierten Linksschuss zum 1:1 überwand (18.).
Allerdings war es das schon, was an torgefährlichen Aktionen auf beiden Seiten zu bewundern war. Das Geschehen spielte sich bis zum Halbzeitpfiff nahezu ausnahmslos im Mittelfeld ab, auch nach dem Ausgleichstreffer gelang es den Leutzschern in kleinster Weise Druck auf den Gegner aufzubauen. Immer wieder wurde der Sicherheitspass vorgezogen, aufgrund des fehlenden Tempos und der nicht vorhandenen Kreativität fehlte es bei der BSG im Angriffsbereich komplett an der Durchschlagskraft.
So musste Coach Demuth in der Pause sehr deutlich die Missstände aufzeigen. Dies sollte dann auch Wirkung zeigen, auch wenn das Chemie-Spiel zu Beginn der zweiten 45 Minuten weiterhin sehr unruhig blieb. Agierte man jedoch einmal schnell und zielstrebig nach vorn, wurde es vor dem Gäste-Gehäuse prompt gefährlich. Sehenswert über Alexander Bury und Kai Druschky eingeleitet, verfehlte Philipp Wendt unter starker Bedrängnis von Schlegel aus Nahdistanz knapp das Ziel (53.), nach einer flachen Eingabe von Manuel Wajer verpassten sowohl Wendt als auch der eingewechselte Branden Stelmak (61.). Sandersdorf attackierte fortan nicht mehr ganz so früh wie in der ersten Hälfte, doch hielten die Gäste die Begegnung weiterhin offen. Aus dem Spiel heraus gelang der Union-Elf zwar nicht allzu viel, doch nach einem Standard war die erneute Führung der Anhaltiner möglich. Nach einem langgezogenen Freistoß von Gängel herrschte kurzerhand Konfusion im Leutzscher Strafraum – waghalsig warf sich Benjamin Schmidt in den Schuss des zur Pause ins Spiel gekommenen Langner und verhinderte damit größeres Ungemach (61.).
Allerdings verstanden es die Gastgeber im Anschluss daran noch einmal einen Gang höher zu schalten. Beim Gast machten sich erste Verschleißerscheinungen aufgrund des enormen Laufaufwandes bemerkbar, Chemie verlagerte das Spielgeschehen fortan mehr und mehr in die Sandersdorfer Hälfte. Und wie bereits mehrmals in dieser Saison half der BSG eine Standardsituation, um das Spiel in die gewünschten Bahnen zu lenken. Nach einem Heinze-Freistoß prallte die Kugel vom völlig überraschten Langner genau vor die Füße von Sascha Rode, der aus Nahdistanz das Streitobjekt zum 2:1 im Gehäuse unterbrachte (69.).
Nun waren die Gäste natürlich gefordert, immer öfter nutzte Sandersdorf fortan die Brechstange. Allerdings war mit diesen weiten Bällen der Chemie-Hintermannschaft nicht beizukommen. Stattdessen waren die Leutzscher in der Folgezeit sogar dem dritten Treffer näher. Nach einem zu kurz abgewehrten Ball setzte Lars Schmidt einen Distanzschuss knapp über den Querbalken (80.), nach einer Attacke von Gängel an Max Keßler im Sandersdorfer Strafraum warteten die BSG-Fans vergeblich auf den durchaus berechtigten Strafstoßpfiff (85.). Allerdings machten die Gastgeber wenige Augenblicke vor Schluss endgültig den Deckel auf diese Partie. Nach einer sehenswerten Einzelleistung von Alexander Bury sah dieser den besser postierten – kurz vorher ins Spiel gebrachten – Eric Berger, welcher den Ex-Leutzscher Becker mit einem Schuss ins kurze Eck zum vielumjubelten 3:1-Endstand überwand (90.).
BSG Chemie Leipzig – SG Union Sandersdorf 3:1 (1:1)
BSG Chemie Leipzig: Julien Latendresse-Levesque – Manuel Wajer, Sascha Rode (82. Eric Berger), Benjamin Schmidt, Lars Schmidt – Marc Böttger (59. Branden Stelmak), Andy Wendschuch – Alexander Bury, Daniel Heinze, Philipp Wendt (67. Max Keßler) – Kai Druschky; Trainer: Dietmar Demuth
SG Union Sandersdorf: Becker – Mustapha, Ronneburg, Gängel, Schlegel – Fritzsch – Alicke, Schnabel (68. Uhlmann), Wießner (46. Langner), M. Hermann – Breitkopf (75. Jonietz); Trainer: Sawetzki
Schiedsrichter: Channir (Berlin); Zastrow, Gentsch (beide Berlin)
Tore: 0:1 Breitkopf (16.), 1:1 Daniel Heinze (18.), 2:1 Sascha Rode (69.), 3:1 Eric Berger (90.)
Zuschauer: 2453 im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig