Ob er am Sonntag auch wieder mit von der Partie ist? (Foto: Christian Donner)
Es herrscht derzeit eitel Sonnenschein über dem Leipziger Alfred-Kunze-Sportpark. Neben den wahrscheinlich letzten sonnigen Tagen in diesem Jahr gibt es dafür mit Sicherheit noch einen zweiten Grund. Sportlich läuft es derzeit bei der BSG Chemie Leipzig wie geschnitten Brot, alle sechs Oberliga-Spiele konnten die Leutzscher bisher siegreich gestalten und grüßen demzufolge aktuell von der Tabellenspitze. Hinzu kommt der sensationelle Einzug in die 2. Hauptrunde des DFB-Pokals sowie die Qualifikation für die 3. Runde im sächsischen Cup-Wettbewerb. Doch hinter alldem steckt harte Arbeit. „Uns fällt definitiv nichts in den Schoß“, erklärt Trainer Dietmar Demuth. „Die positiven Ergebnisse seit Saisonstart basieren auf enormem Trainingsfleiß.“ Dabei ist es dem erfahrenen Coach mit seinem Assistenten Christian Sobottka sehr schnell gelungen, in der Kürze der Zeit eine Mannschaft zusammenzustellen, welche das Niveau in der Oberliga mitbestimmen kann. Auch ist es den Leutzschern in der letzten Zeit stets gelungen, sich im Spiel als Kollektiv aus kniffligen Situationen zu befreien. Beispiele dafür waren die letzten Begegnungen in Bernburg, in Nordhausen und daheim gegen Plauen, als man sicherlich nicht zu glänzen wusste, jedoch sich durch absolute Willensleistungen jeweils immer die drei Zähler sicherte. „Ich bin stolz auf meine Mannschaft“, bekannte sich Trainer Demuth in der Pressekonferenz im Anschluss an das Heimspiel gegen den VFC Plauen (1:0), „dass die Elf trotz dieser strapaziösen Englischen Woche und fehlenden Körnern letztlich die Begegnung in der Endphase noch gezogen hat.“ Und damit trifft der Coach den Nagel absolut auf den Kopf. Das, was die Truppe seit Saisonbeginn leistet und auf sich nimmt, hat absolute Anerkennung und Hochachtung verdient.
Doch haben die Leutzscher natürlich Hunger auf mehr. Durch diese Erfolgserlebnisse hat die Mannschaft so richtig Blut geleckt und möchte auch in den kommenden Wochen diesen positiven Trend weiter fortsetzen. Die ersten Spiele haben gezeigt, was möglich ist, wenn man in den 90 Minuten jeweils als Einheit agiert. Natürlich durfte nach dieser kraftraubenden Woche der Regenerations-Faktor nicht zu kurz kommen, doch der nächste Gegner wartet bereits. Und dieser ist am Wochenende doch ein etwas Besonderer – schließlich kann man den VfL Halle 96 mittlerweile durchaus als kleine Leutzscher Filiale bezeichnen. Der Anstoß im traditionsreichen Hallenser HWG-Stadion am Zoo erfolgt am Sonntag um 14.00 Uhr.
Es ist noch gar nicht so lange her, als sich die Fans des VfL Halle große Abstiegssorgen machen mussten. In der Saison 2016/17 zogen dunkle Wolken über den Stadtteil Trotha auf, die seit 2009 ununterbrochene Oberliga-Zugehörigkeit des VfL geriet in große Gefahr. Doch dank eines energischen Endspurts mit zwei Siegen (4:1 gegen Sandersdorf, 3:2 bei Carl Zeiss Jena II) aus den beiden Abschluss-Partien rettete man sich quasi in letzter Sekunde noch auf den vorletzten Rang. Dieser sollte zum Klassenerhalt reichen, da mit der BSG Chemie Leipzig und dem VfB Germania Halberstadt zwei Teams aufstiegen und aus der Regionalliga kein Team in die Oberliga abstieg. Diese schier außergewöhnliche Konstellation bewahrte den VfL vom Sturz in die Verbandsliga, stattdessen musste damals der SSV Markranstädt als Tabellenschlusslicht ins Gras beißen. In der vergangenen Saison spielten die Blau-Roten indes eine weitaus sorgenfreie Serie – mit 37 Zählern holte man stattliche 16 mehr als im Vorjahr und wurde in der Endabrechnung Neunter. Wenn man letztlich berücksichtigt, dass sich mit dem SV SCHOTT Jena und dem FSV Barleben zwei Teams im Anschluss der Saison noch aus der Oberliga zurückzogen, hatte der VfL Halle letzte Serie nichts mit dem Abstieg zu tun.
Mit dem Ziel weiter an Stabilität in dieser Spielklasse zu gewinnen, musste der Kader der Saalestädter allerdings erneut etwas aufgebessert werden. Gesagt, getan – bei der BSG Chemie wurde man schnell fündig. Mit Tommy Kind und Tommy Barth wechselten zwei Spieler zum VfL, die in der vergangenen Saison noch zum Regionalliga-Kader der Leutzscher gehörten. Kind erzielte in seiner Leutzscher Zeit in 80 Pflichtspielen stattliche 42 Tore und hatte mit seinen Treffern sehr großen Anteil daran, dass die BSG den Durchmarsch von der Sachsenliga in die Regionalliga bewerkstelligte. Barth indes stieß zu Beginn der Vorsaison von Carl Zeiss Jena II zu den Chemikern, kam jedoch nur neun Mal zum Einsatz. Doch damit noch nicht genug. Weiterhin sicherte sich der VfL die Dienste von Mittelfeld-Abräumer Sven Schlüchtermann, der zwar letzte Serie nur noch in der U23 der BSG spielte, sich jedoch über die letzten Jahre hinweg große Verdienste in Leutzsch erworben hat. In 126 Pflichtspielen trug der Publikumsliebling das grün-weiße Trikot der Leutzscher, 32 Mal konnte er sich dabei in die Torschützenliste eintragen. Hinzu kommt, dass der Chef der sportlichen Kommandobrücke ebenfalls eine chemische Vergangenheit genießt. René Behring war in der Saison 2011/12 bis drei Spieltage vor Schluss Trainer der BSG Chemie in der Sachsenliga, ehe er von der Leutzscher Legende Steffen Hammermüller abgelöst wurde. Der ehemalige Stürmer, u.a. für Hoyerswerda, Neugersdorf, den Halleschen FC, Grimma und den FSV Zwickau auf Torejagd ging, ist seit der Saison 2016/17 Coach beim VfL Halle 96. Umgekehrt schnürte der Kapitän der Chemiker, Stefan Karau, von 2007 bis 2014 über 100 Mal die Schuhe für die Hallenser. Auch Spielmotor Alexander Bury spielte von 2014 bis 2016 über 50 Mal an der Saale. Beide Seiten treffen also alte Bekannte wieder.
Mit acht Punkten aus den ersten sechs Spielen rangieren die Hallenser derzeit als Sechster im oberen Tabellenmittelfeld. Sieben Zähler davon holte der VfL im heimischen HWG-Stadion am Zoo, als man gegen Nordhausen II (4:1) sowie Bernburg (1:0) siegreich blieb und am vergangenen Wochenende einen 0:2-Rückstand gegen Ludwigsfelde noch in einen Teilerfolg (2:2) umwandelte. Auf den gegnerischen Plätzen läuft erst derzeit allerdings noch nicht rund. Nur beim 1:1-Remis in Plauen brachte die Elf wieder etwas Zählbares zurück an die Saale.
Die Chemiker indes möchten natürlich ihren Lauf fortsetzen und werden auch am Sonntag in Halle wieder alles raushauen. Die Mannschaft hat sich in den letzten Wochen genügend Selbstvertrauen erarbeitet und kommt natürlich erneut um die Favoritenrolle in Sachsen-Anhalt nicht umher. Dass die Mannschaft von Trainer Dietmar Demuth allerdings damit sehr gut umgehen kann, hat sie in der Vergangenheit oft genug bewiesen. Allerdings gilt es in nächster Zeit erneut mit den Kräften hauszuhalten, da die Elf in sechs Tagen erneut drei Spiele absolvieren muss. Abermals steht eine Englische Woche auf dem Programm – kommenden Mittwoch gastiert der Ludwigsfelder FC, am Samstag die SG Union Sandersdorf (Anstoß jeweils um 14.00 Uhr) im Alfred-Kunze-Sportpark. Das betrifft diesmal jedoch alle Mannschaften, für den Feiertag am 03.10. hat der NOFV einen Spieltag terminiert. Nichtsdestotrotz werden die Leutzscher in Halle erneut Gas geben, zumal Trainer Demuth personell wieder einige Optionen mehr zur Verfügung hat. Der zuletzt kränkelnde Daniel Heinze ist seit Dienstag wieder im Mannschaftstraining, die gegen Plauen ebenfalls krankheitsbedingt fehlenden Florian Schmidt und Max Keßler stoßen ab Donnerstag wieder ins Team hinzu. Des Weiteren hat auch der sich seit Wochen mit Kniebeschwerden herumplagende Eric Berger wieder mit dem Einzeltraining begonnen. Allerdings dürfte er für den Kick am Sonntag noch keine Rolle spielen. Insgesamt haben die Leutzscher gute Erinnerungen an das Hallenser HWG-Stadion am Zoo, beim letzten Aufeinandertreffen in der Oberliga-Saison 2016/17 siegten die Grün-Weißen beim VfL sicher mit 4:0.
Vor einer wiederum hoffentlich tollen Kulisse wird sich mit Sicherheit auch Daniel Bartnitzki anstacheln lassen. Der 22-jährige Erfurter ist von NOFV-Schiedsrichter-Ansetzer Heinz Rothe mit der Leitung dieser Partie beauftragt worden. Nach einem Oberliga-Probespiel im März 2015 (Aue II – Bernburg) pfeift Bartnitzki seit der Saison 2015/16 ununterbrochen in dieser Spielklasse und kam in dieser Spielserie in den Begegnungen FC Eilenburg – VfB Krieschow (0:1) sowie Union Sandersdorf – Blau-Weiß Zorbau (3:0) zum Einsatz. An den Linien wird er assistiert von Florian Butterich (Adelhausen) und vom in der Regionalliga eingestuften Chris Rauschenberg (Eisenach).