Marc Böttger und seine Mitspieler behielten nach hartem Kampf die Oberhand (Foto: Christian Donner)
Die BSG Chemie Leipzig hat die strapaziöse englische Woche makellos überstanden. Nach den Auswärtssiegen in Bernburg (3:1) und Nordhausen (2:1) gewann die Mannschaft von Trainer Dietmar Demuth dank eines späten Treffers von Branden Stelmak das Heimspiel gegen den VFC Plauen hauchdünn mit 1:0 (0:0) und behält damit ihre weiße Weste. Insgesamt war jedoch der Kräfteverschleiß der Leutzscher in den 90 Minuten unübersehbar. Drei Spiele in sechs Tagen hatten im Team deutliche Spuren hinterlassen, vor allem die fehlende körperliche und geistige Frische waren eine der Hauptursachen dafür, dass man im Offensivbereich nicht so zielstrebig wie zuletzt agierte. Doch auch ohne diese gewisse Leichtigkeit im Spiel nach vorn glaubte die Mannschaft bis zum Ende an die drei Punkte und holte, nach zwei Plauener Platzverweisen in doppelter Überzahl agierend, in der Schlussphase die letzten verbliebenen Körner aus sich heraus. Und so sollten sich die Chemiker, welche erneut von über 2600 Zuschauern frenetisch angepeitscht wurden, kurz vor Schluss für ihre Mühe belohnen. Ein abgefälschter Schuss von Stelmak fand den Weg ins Gehäuse der Vogtländer und verwandelte den Alfred-Kunze-Sportpark in ein Tollhaus (88.). Letztlich wurde dieser Tanz auf der Rasierklinge erfolgreich bewältigt, nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Stein (Brieselang) fand der Jubel unter den Fans keine Grenzen.
Dass die harte Woche bereits im Vorfeld einige Spuren hinterlassen hatte, war bereits in der Aufstellung ersichtlich. Durch die krankheitsbedingten Ausfälle von Daniel Heinze, Florian Schmidt und Max Keßler musste Trainer Dietmar Demuth sein Team etwas umbauen, vor allem der Ausfall von Spielmacher Heinze schmerzte den Leutzschern aufgrund seiner Spielintelligenz ungemein. Gegen die kompakten und äußerst diszipliniert agierenden Plauener fehlte es bei den Platzherren an den nötigen Ideen, sodass im Chemie-Spiel einiges Stückwerk blieb. Defensiv standen die Grün-Weißen zwar sehr stabil, doch in der Offensive kam man über Ansätze kaum hinaus. So entwickelte sich in den ersten 45 Minuten eine Begegnung, die sich hauptsächlich zwischen den Strafräumen abspielte. Die Vogtländer spielten zwar munter mit, doch war ein gewisser Sicherheitsgedanke bei den Gästen unübersehbar. So taten sich die Leutzscher extrem schwer, für Gefahr vor dem VFC-Gehäuse zu sorgen. Die Ausnahme bildete da ein Schuss von Andy Wendschuch, der einen zu kurz abgewehrten Ball von der Strafraumgrenze abfeuerte, das Ziel hierbei jedoch knapp verfehlte (31.). Ansonsten blieb der erste Durchgang extrem niveauarm, der torlose Halbzeitstand war dementsprechend folgerichtig.
Auch zu Beginn der zweiten Hälfte sollte sich am Spielgeschehen zunächst recht wenig ändern. Plauen agierte in der Defensive weiterhin sehr kompakt, die BSG suchte immer wieder nach Lösungen. Das Spiel plätscherte weitestgehend vor sich hin, erst nach gut einer Stunde wurde es vor dem Tor der Vogtländer wieder etwas gefährlich. Zunächst zischte ein Schuss von Branden Stelmak aus spitzem Winkel am langen Eck vorbei (58.), kurz darauf verfehlte ein abgefälschter Versuch von Marc Böttger aus beträchtlicher Distanz knapp das Ziel (59.). Nach einer Flanke von Lars Schmidt hatten einige der Fans wenig später bereits den Torschrei auf den Lippen, doch strich ein Kopfball von Stelmak um Haaresbreite am VFC-Gehäuse vorbei (67.). Ansonsten war jedoch weiterhin viel Leerlauf im chemischen Spiel, eine gewisse Müdigkeit bei den Demuth-Schützlingen war nicht von der Hand zu weisen. Die Gäste indes konnten mit diesem Resultat sehr gut leben, nur äußerst selten kamen sie aus ihrem Schneckenhaus hervorgekrochen. So musste Julien Latendresse-Levesque im Chemie-Gehäuse nur einmal ernsthaft zupacken, als ihn der Regionalliga-erfahrene Komnos auf die Probe stellte (73.).
So verrann den Leutzschern so langsam die Zeit, doch in der Schlussviertelstunde sollten sich die Ereignisse plötzlich überschlagen. Für den Anfang sorgte Stefan Karau, der mit seinem Kopfball nach einem Druschky-Freistoß nur um Zentimeter das Tor verfehlte (74.). Wenig später schwächten sich die Gäste selbst. Der bereits in Hälfte eins verwarnte Kameraj langte gegen Alexander Bury abermals hin – Gelb-Rot von Referee Stein gegen den Plauener Außenverteidiger war die Folge (78.). Dies brachte die Demuth-Elf abermals auf den Plan. Mit Vehemenz investierte man die letzten Reserven und verlagerte das Geschehen mehr und mehr in die Hälfte der Vogtländer. Doch damit noch nicht genug. VFC-Angreifer Fatajo ließ sich in einer Spielunterbrechung zu einer Tätlichkeit gegen Karau hinreißen, sofort zückte Schiedsrichter Stein den Roten Karton (83.). In doppelter Überzahl agierten die Leutzscher dann mit noch mehr Nachdruck auf den späten Führungstreffer, auch wenn man es in einigen Situationen etwas zu kompliziert versuchte. Doch mit den frenetischen Fans im Rücken glaubte die Elf bis zum Schluss an sich und wurde kurz vor Schluss dafür noch belohnt. Nach einer Flanke von Bury auf den zweiten Pfosten blockte Wajer den Weg frei für Stelmak, der aus halbrechter Position staubtrocken abzog – mehrfach abgefälscht landete sein Flachschuss zum 1:0 im Gäste-Gehäuse (88.). Die Emotionen auf und neben dem Feld schwappten nun förmlich über. Auch in den restlichen Minuten behielten die Leutzscher letztlich kühlen Kopf und konnten nach Ablauf der sechsminütigen Nachspielzeit einen äußerst schwer erkämpften, allerdings aufgrund der Schlussphase nicht unverdienten Heimsieg des unbedingten Willens bejubeln.
Dank dieser extremen Willensleistung grüßen die Grün-Weißen mit sechs Siegen aus sechs Spielen weiter von der Tabellenspitze der Oberliga. Nun gilt es erst einmal gut zu regenerieren, denn bereits am kommenden Sonntag um 14.00 Uhr wartet mit dem Auswärtsspiel beim VfL Halle 96 die nächste harte Bewährungsprobe auf die Leutzscher.
BSG Chemie Leipzig – VFC Plauen 1:0 (0:0)
BSG Chemie Leipzig: Latendresse-Levesque – Wajer, Karau, B. Schmidt, L. Schmidt (ab 87. Trogrlic) – Wendschuch (ab 90.+5 Opolka), Böttger – Bury, Druschky, Wendt (ab 67. Kirstein) – Stelmak – Trainer: Demuth
VFC Plauen: Szczepankiewicz – Kameraj, Ranninger, Schumann, Albustin – Morozow (ab 74. Walther), Lucenka, Grandner, Komnos (ab 90. Fritzlar) – Fatajo, Albert (ab 90. J. Hübner) – Trainer: Rupf
Reservebänke: Heine (Tor), Rode, Berg, Omote – Seefeld (Tor), Bauer, Engel, Keller
Tor: 1:0 Stelmak (88.)
Schiedsrichter: Stein (Brieselang) – Schiedsrichter-Assistenten: Lüth (Ludwigsfelde), St. Hübner (Potsdam)
Gelbe Karten: Wajer (Unsportlichkeit – 79.), Karau (Unsportlichkeit – 83.) – Morozow (Foulspiel – 18.), Ranninger (Foulspiel – 77.), Fritzlar (Foulspiel – 90.+1), Schumann (Foulspiel – 90.+4)
Rote Karte: Fatajo (Plauen) nach einer Tätlichkeit (83.)
Gelb-Rote Karte: Kameraj (Plauen) wegen wiederholten Foulspiels (78.)
Zuschauer: 2661 im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig-Leutzsch