Torschütze Stelmak holt sich den Glückwunsch von Torschütze Wajer – oder andersrum?! (Foto: Christian Donner)
Die BSG Chemie Leipzig behält in der Oberliga Süd ihre weiße Weste. Dank einer enormen Willensleistung in den zweiten 45 Minuten gewann die Mannschaft von Trainer Dietmar Demuth am Mittwochabend das erwartet schwere Nachholspiel beim FSV Wacker Nordhausen II mit 2:1 (0:1) und hat somit die Tabellenführung ausgebaut. War die erste Hälfte augenscheinlich von gegenseitigem Respekt geprägt, investierten die Chemiker im zweiten Durchgang deutlich mehr und bogen den zwischenzeitlichen Rückstand letztlich noch in einen Auswärtssieg um. Aufgrund der Steigerung sowie der Mehrzahl an Tormöglichkeiten kann man den Erfolg der Chemiker durchaus als verdient bezeichnen – die Maximalpunktzahl von 15 Zählern sind der Lohn für die harte Arbeit der letzten Wochen. Doch allzu viel Zeit sich darüber zu freuen bleibt der Mannschaft nicht. Bereits am Samstag ist man erneut im Liga-Alltag gefordert, wenn man um 14.00 Uhr den VFC Plauen in Leutzsch empfängt.
Im Nordhäuser Albert-Kuntz-Sportpark bekamen die 660 Zuschauer in der ersten Halbzeit allerdings fußballerische Magerkost geboten. Die Gastgeber hatten mit Torhüter Berbig, Peßolat, Fluß, Ucar und Heidinger ihre Reserve-Elf durch Akteure aus dem Regionalliga-Kader spürbar aufgepeppt, Vorsicht war bei beiden Teams zunächst Mutter der Porzellankiste. So spielte sich das Geschehen fast ausschließlich zwischen den Strafräumen ab, beide Abwehrreihen dominierten. Zwar gelang den Gastgebern im Verlauf der ersten 45 Minuten der eine oder andere Grundliniendurchbruch, doch blieb die Hintermannschaft der Leutzscher jederzeit Herr der Lage. Zwingende Torgelegenheiten gab es im ersten Durchgang nur eine einzige – und diese hatten die Demuth-Schützlinge. Scharf zog Philipp Wendt die Kugel flach ins Sturmzentrum, wo Daniel Heinze aus Nahdistanz nur äußerst knapp verpasste (19.). Ansonsten war der Sicherheitsgedanke bei beiden Teams enorm, keiner wollte den ersten Fehler machen. Als sich die meisten Fans dann bereits auf ihre Pausen-Bratwurst freuten, geschah aus Leutzscher Sicht das nahezu Unfassbare. Julien Latendresse-Levesque ließ sich in Vorbereitung eines Abschlages von Panagiotis Vassiliadis derart irritieren, dass der BSG-Schlussmann in der Bewegung plötzlich den Ball aus seinen Händen fallen ließ. Der Nordhäuser nahm das Geschenk dankend an – sein anschließender Heber über den Chemie-Keeper hatte die völlig überraschende 1:0-Halbzeitführung der Gastgeber zur Folge (45.).
Demzufolge waren die Leutzscher nun in Zugzwang, dieser mehr als vermeidbare Gegentreffer sollte fortan die Aufgabe natürlich nicht leichter machen. So kam die Demuth-Elf mit reichlich Wut im Bauch aus der Kabine. Zunächst zischte ein Distanzschuss von Kai Druschky hauchzart am Wacker-Gehäuse vorbei (51.). Anschließend schickte Wendt nach einem Ballverlust von Peßolat abermals Druschky auf die Reise, doch konnte er Berbig im Nordhäuser Tor nicht bezwingen (55.). Die Einheimischen legten in der Folgezeit einen verstärkten Wert auf die Defensivaufgaben. Einzig Ucar bedrohte mit einem Hinterhaltsschuss den BSG-Kasten, doch brauchte Latendresse-Levesque hier nicht einzugreifen (68.).
Zwar erarbeiten sich die Grün-Weißen fortan eine deutliche Feldüberlegenheit, doch sollten sich vor dem Tor kaum zwingende Möglichkeiten ergeben. Trainer Dietmar Demuth reagierte und brachte mit Branden Stelmak sowie Florian Kirstein zwei frische Offensivkräfte. Und dieser Schachzug sollte sich letztlich mit als spielentscheidend herausstellen. Nach sehenswertem Zusammenspiel mit Druschky zog Oberliga-Debütant Kirstein in den Strafraum ein – Stelmak profitierte von einer unübersichtlichen Situation vor dem Wacker-Gehäuse und überwand Berbig per Beinschuss zum 1:1-Ausgleich (70.). Das war das Signal für die Chemiker, die fortan die Partie noch komplett drehen wollten. Nordhausen wurde in der Folgezeit immer mehr in die eigene Hälfte eingeschnürt, die Leutzscher setzten nun entscheidend nach. So war abermals der für extrem frischen Wind sorgende Kirstein Initiator der nächsten BSG-Gelegenheit. Geschickt passte er das Streitobjekt in den Rücken der Nordhäuser Abwehr – Daniel Heinze verfehlte anschießend jedoch um Haaresbreite das lange Eck (75.). Allerdings trauerten die Grün-Weißen dieser Top-Möglichkeit nicht nach, sondern ruckten weiter unermüdlich an. Und so wurden die Bemühungen der BSG acht Minuten vor Schluss letztlich auch belohnt. Sehenswert durch Marc Böttger eingeleitet, legte Philipp Wendt die Kugel auf den über rechts durchstartenden Manuel Wajer ab, welcher Berbig mit einem Lupfer ins lange Eck überwand – 1:2 (82.).
Zwar versuchten die Gastgeber nach dem Rückstand mit der Brechstange die Niederlage noch abwenden zu können, doch war mit den hohen Bällen der Demuth-Elf nicht beizukommen. In souveräner Art und Weise brachten die Leutzscher den kostbaren Vorsprung über die Zeit und konnten sich nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Weisbach (Leuna) über drei echte Big Points freuen.
FSV Wacker 90 Nordhausen II – BSG Chemie Leipzig 1:2 (1:0)
Wacker Nordhausen II: Berbig – Heidinger (ab 14. Schneider), Peßolat, Fluß, Vopel – Pfingsten-Reddig – Vassiliadis, Ucar, Gümpel (ab 73. Sailer) – Kirchner (ab 84. Liese) – Trainer: Seefeld
Chemie Leipzig: Latendresse-Levesque – Wajer, Karau, B. Schmidt, L. Schmidt – Wendschuch (ab 59. Stelmak), Böttger – Keßler (ab 59. Kirstein), Heinze, Wendt – Druschky (ab 86. Trogrlic) – Trainer: Demuth
Reservebänke: Jokanovic (Tor), Schröter, Pietsch, Klaus – Heine (Tor), Rode, Opolka, Berg
Tore: 1:0 Vassiliadis (45.), 1:1 Stelmak (70.), 1:2 Wajer (82.)
Schiedsrichter: Weisbach (Leuna) – Schiedsrichter-Assistenten: Unger (Halle), Heyer (Halberstadt)
Gelbe Karten: Vopel (Foulspiel – 34.), Sailer (Foulspiel – 90.) – Wajer (Foulspiel – 47.), Kirstein (Foulspiel – 90.+2)
Zuschauer: 660 im Albert-Kuntz-Sportpark zu Nordhausen