Letzte Saison unter Regen und Flutlicht immerhin ein Punkt – diesmal mehr? (Foto: Christian Donner)
Vier Spiele, vier Siege – der Saisonstart von Regionalliga-Absteiger BSG Chemie Leipzig hätte besser kaum sein können. Mit der Maximalpunktzahl von 12 Zählern grüßen die Schützlinge von Trainer Dietmar Demuth von der Tabellenspitze der Oberliga Süd und haben sich aufgrund der Erfolgserlebnisse der letzten Wochen jede Menge Selbstvertrauen erarbeitet. Der sensationelle Einzug in die 2. Hauptrunde des DFB-Pokals sowie die Qualifikation für die 3. Runde im sächsischen Cup-Wettbewerb runden den mehr als positiven Saisonstart zusätzlich ab. Die neuformierte Mannschaft hat sich sowohl auf als auch neben dem Platz sofort gefunden und sich frühzeitig zu einer echten Einheit entwickelt. Nun gilt es, in der Oberliga diesen Trend weiter fortzusetzen, doch steht für die Leutzscher in diesen Tagen eine knüppelharte englische Woche auf dem Plan.
Zunächst müssen die Grün-Weißen am morgigen Mittwochabend um 18.30 Uhr ihr Nachholspiel bei Aufsteiger Wacker Nordhausen II absolvieren, anschließend gastiert am Samstag um 14.00 Uhr der VFC Plauen im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark. Sollte die Elf auch in diesen beiden Begegnungen wieder erfolgreich sein, hätte sie diesen positiven Saisonstart so richtig vergoldet. Doch bereits in Nordhausen werden die Chemiker auf eine harte Bewährungsprobe gestellt – im traditionsreichen Albert-Kuntz-Sportpark werden die Demuth-Schützlinge ein richtig dickes Brett zu bohren haben.
Seit Jahren zählt die I. Mannschaft des FSV Wacker Nordhausen zu den Titelanwärtern der Regionalliga Nordost, wobei sich die Reserve-Elf zu einer der spielstärksten Teams in der thüringischen Verbandsebene entwickelte. Seit dem Aufstieg in die Thüringenliga im Jahr 2014 bestimmten die Nordhäuser Jahr für Jahr eindrucksvoll das Niveau in der Spielklasse und holten neben einem Vizerang (2016) sogar zweimal den Meistertitel (2015, 2017). Doch beide Male entschieden sich die Südharzer, das Oberliga-Aufstiegsrecht nicht wahrzunehmen. In der abgelaufenen Saison änderte sich allerdings die Sichtweise in Nordhausen. Mit sieben Zählern Vorsprung vor dem FSV Martinroda wurde die Wacker-Reserve erneut souveräner thüringischer Meister, jedoch wagte man nun den Sprung in die Oberliga. So ist der erst 28-jährige Trainer Philipp Seeland froh über die Entscheidung des Vereins, schließlich ist seine junge Mannschaft im neuen Betätigungsfeld voll gefordert. Im Nachwuchsbereich leistet der FSV seit Jahren ebenfalls hervorragende Arbeit, alle Großfeld-Nachwuchsmannschaften bewegen sich in der höchsten thüringischen Leistungsklasse. Demzufolge mangelt es den Nordhäusern nicht an hoffnungsvollen Talenten aus dem eigenen Stall, die den Sprung in den Regionalliga-Kader nicht sofort schaffen. Weiterhin bildet die Reserve-Elf natürlich auch Spielern aus der I. Mannschaft die Möglichkeit Spielpraxis zu sammeln, wenn diese dort nicht auf ihre Einsatzzeiten kommen oder aufgrund von Verletzungen um Anschluss ringen. So kommt es nicht von ungefähr, dass die Nordthüringer in dieser Saison bereits 22 Spieler eingesetzt haben. Die junge Mannschaft wird geführt von Leitwölfen wie Nils Pfingsten-Reddig, Matthias Peßolat oder Marco Sailer. Alle drei Spieler sind jenseits der 30 und haben in ihrer Karriere bereits sehr viel gesehen. Pfingsten-Reddig (36) spielte bei Kickers Emden, Kickers Offenbach und Rot-Weiß Erfurt in der 3. Liga, Peßolat (33) agierte in dieser Leistungsklasse bei seinen Stationen in Chemnitz und Erfurt. Sailer (32) schaffte mit dem SV Darmstadt den direkten Durchmarsch von der 3. Liga in die 1. Bundesliga und kam für die Hessen auf 14 Erstliga-Einsätze unter Trainer Dirk Schuster.
Trotz des Woche für Woche wechselnden Personals fand sich die Nordhäuser Reserve recht schnell in den neuen Gefilden zurecht. Zwar holten die Thüringer in den ersten beiden Begegnungen nur einen Punkt (0:0 gegen Plauen, 1:4 in Halle), doch durch die jüngsten Erfolge in Sandersdorf (1:0) und zuletzt daheim gegen Krieschow (3:0) hat die Elf nach vier Spielen bereits sieben Zähler auf dem Konto. Platz sechs ist aktuell der Lohn für den positiven Saisonstart, wohl wissend, dass es für diese junge Mannschaft in der Oberliga ein echtes Abenteuer wird.
Die Leutzscher indes werden aufgrund der Konstellation natürlich auch in Nordhausen nicht um die Favoritenrolle herumkommen, doch kann die Elf damit sehr gut umgehen. Allerdings bedarf es im Vergleich zum Auftritt bei Askania Bernburg (3:1) einer deutlichen Steigerung. Im Salzlandkreis deutete aufgrund einer Schwächephase zu Beginn der zweiten Halbzeit nicht so viel auf einen Auswärtssieg hin, doch wie die Mannschaft in den letzten 20 Minuten noch einmal Gas gab, hat großen Respekt verdient. Die Elf von Trainer Dietmar Demuth schaffte es in Bernburg nicht zum ersten Mal, sich aus kritischen Situationen befreien zu können. Doch natürlich wird dies nicht Woche für Woche gelingen, demzufolge liegt es an den Leutzschern selbst, es gar nicht so weit kommen zu lassen. Dazu bedarf es jedoch, dass die Elf über die komplette Spielzeit die Konzentration hochhält und jeder Einzelne seine individuellen Qualitäten im Team einfließen lässt. Im Offensivspiel erarbeiten die Grün-Weißen jede Menge Möglichkeiten, allerdings sollten die Schaltpausen im Rückwärtsgang dringend minimiert werden. Weiterhin müssen die gegnerischen Standardsituationen einfach kompromissloser und resoluter verteidigt werden – auch in Bernburg resultierte so der Gegentreffer. Nichtsdestotrotz ist man im Chemie-Lager optimistisch, auch in Nordhausen den positiven Trend fortsetzen zu können. Trainer Dietmar Demuth und sein Assistent Christian Sobottka lassen in den Trainingseinheiten nicht locker, eine gewisse Selbstzufriedenheit soll erst gar nicht aufkommen. Gut vorbereitet wird man die Mannschaft auf diese schwierige Aufgabe einstellen, nun liegt es an der Truppe dies im Wettkampf umzusetzen. Personell sieht es weiterhin ganz gut aus, auch wenn hinter dem Einsatz von Alexander Bury (Fußverletzung) noch ein Fragezeichen steht. Bis auf Eric Berger (Knie) sind alle Akteure einsatzbereit, auch ist nun endlich die Spielgenehmigung für Ryutaro Omote eingetroffen.
Geleitet wird die Begegnung von Schiedsrichter Frank Hildebrandt aus Nebra. Von 2011 bis 2015 war der 29-jährige bereits schon einmal in der Oberliga eingestuft, seit Beginn der Saison ist er wieder in dieser Spielklasse eingestuft. Kurios: In seinen bisherigen zwei Einsätzen in der Oberliga Süd, leitete er dabei zwei Heimspiele der BSG Wismut Gera (1:4 gegen Hohenstein-Ernstthal, 0:0 gegen Inter Leipzig). Mit seinen Assistenten Eric-Dominic Weisbach (Leuna) und Tim Heyer (Halberstadt) hofft er nun auf faire 90 Minuten in Nordhausen.