Den Sieg fest im Blick hatte vor drei Jahren Vincent Markus – damals 6:2 für Chemie. Und am Sonntag? (Foto: Christian Donner)
Maximale Punktausbeute aus den ersten drei Spielen in der Meisterschaft, dazu als Zubrot der Einzug in die 2. Hauptrunde des DFB-Pokals – den Saisonstart der BSG Chemie Leipzig darf man absolut als gelungen bezeichnen. Nach dem bitteren Abstieg aus der Regionalliga hat die Mannschaft von Trainer Dietmar Demuth in der Oberliga sofort Fuß gefasst und sich mit diesem drei Siegen an die Tabellenspitze gesetzt.
Natürlich besitzt die Elf aufgrund der Umstrukturierungen im Kader in allen Bereichen noch Luft nach oben, doch um die neun Punkte zum Auftakt werden die Leutzscher von dem einen oder anderen Oberliga-Konkurrenten schon beneidet. Dass die Truppe jede Menge Qualität und Potenzial besitzt, wurde vor allem am vergangenen Samstag in der zweiten Halbzeit im Heimspiel gegen den FC Carl Zeiss Jena II mehr als deutlich. Nach etwas zähen ersten 45 Minuten steigerten sich die Grün-Weißen in Durchgang zwei erheblich und fuhren gegen einen äußerst unbequemen Gegner letztlich einen souveränen 3:0-Sieg ein. Durch diese jüngsten Erfolgserlebnisse besitzt die Elf natürlich jede Menge Selbstvertrauen, welches man nun zweifelsohne in die kommenden Partien transportieren will. So haben die Leutzscher bereits am Wochenende die nächste schwierige Aufgabe zu bewältigen, wenn man in der 2. Hauptrunde des Wernesgrüner-Sachsenpokals beim Oberliga-Kontrahenten VfL 05 Hohenstein-Ernstthal seine Visitenkarte abgibt. Entgegen der letzten Wochen und Monate wird der letztjährige Sachsenliga-Meister diese Begegnung nicht auf dem Kunstrasen im HOT-Sportzentrum austragen, sondern man empfängt die BSG Chemie auf dem Naturrasen im idyllisch gelegenen Stadion auf dem Pfaffenberg. Der Anstoß erfolgt am Sonntag um 14.00 Uhr.
Seit dem Jahr 2008 in der höchsten sächsischen Spielklasse aktiv, gelang dem VfL 05 Hohenstein-Ernstthal in der vergangenen Saison der große Wurf. Bereits vier Begegnungen vor Saisonende sicherten sich die Westsachsen den Aufstieg in die Oberliga und ließen dabei solch ambitionierte Mannschaften wie den FC Grimma oder den FC 1910 Lößnitz hinter sich. Letztlich holte der VfL 05 in seinen 28 Begegnungen 59 Punkte – zwei der fünf Niederlagen fing sich die Elf erst in den letzten drei Partien ein, als man den Meistertitel schon eingefahren hatte. Trainiert wird die Mannschaft von Russi Petkov, welcher in der Saison 2003/04 in zwölf Zweitliga-Spielen das Tor des FC Erzgebirge Aue hütete. Seit Ende September 2016 ist der 42-jährige Bulgare Chef auf der sportlichen Kommandobrücke der Karl-May-Städter, der Erfolg in den letzten zwei Jahren ist unmittelbar mit seinem Namen verbunden. Kam Petkov nach Abschluss der Sachsenliga-Saison 2016/17 mit seiner Elf auf Rang vier ein, sollte diese Top-Platzierung nach Ablauf der vergangenen Serie noch um ein Vielfaches getoppt werden. Der Oberliga-Aufstieg kam indes für einige Experten durchaus überraschend, da es die Westsachsen in Vergangenheit kaum schafften, zwei konstante Halbserien zu absolvieren. Dies war in der abgelaufenen Saison jedoch komplett anders – völlig zurecht feierte der VfL 05 Hohenstein-Ernstthal den Sachsenliga-Meistertitel und nahm das Aufstiegsrecht wahr.
Das Jahr 2018 darf daher mit Sicherheit als das erfolgreichste in der Vereinsgeschichte des VfL erfasst werden. Daran hatte zwar der Oberliga-Aufstieg einen großen Anteil, allerdings gab es noch ein weiteres spektakuläres Ereignis. In Hohenstein-Ernstthal legt man unter Vereinschef Heiko Fröhlich schon seit geraumer Zeit ebenfalls ein sehr großes Augenmerk auf den Futsal. Seit Jahren ist man in dieser speziellen Variante des Hallen-Fußballs äußerst erfolgreich – im Zeitraum von 2013 bis 2018 wurde der Verein sechs Mal in Folge NOFV-Meister. Dies wurde in der vergangenen Serie jedoch noch getoppt, als die Westsachsen erstmalig Deutscher Futsal-Meister wurden. In der nagelneuen Dresdner BallsportArena bezwangen die Hohensteiner vor über 1.000 Zuschauern die Futsal Panthers Köln mit 6:5 nach Verlängerung und drehten dabei einen zwischenzeitlichen 2:5-Rückstand in einen Sieg um. Diese großen Erfolge im Futsal und Fußball ließen natürlich extrem aufhorchen. Nach der knappen 4:5-Niederlage in der Verlängerung gegen den damaligen Drittligisten Chemnitzer FC im Finale des Sachsenpokals 2012 waren dies die absoluten Highlights in der jüngsten Geschichte des VfL 05.
In den neuen Regionen der Oberliga fanden sich die Petkov-Schützlinge ebenfalls äußerst schnell zurecht. Zwar hagelte es zu Beginn gleich eine 1:5-Auswärtsklatsche beim FC International Leipzig, doch zog die Elf in den folgenden Begegnungen daraus die richtigen Schlüsse. Sowohl gegen den FC Eilenburg (1:0) als auch bei der BSG Wismut Gera (4:1) holte man jeweils drei Punkte. Am letzten Wochenende hatten die Westsachsen aufgrund ihrer Aktivität in der UEFA-Futsal-Champions-League spielfrei, so dass das Heimspiel gegen den SV Blau-Weiß Zorbau verlegt wurde. Im Vergleich zur vergangen Saison ist der Kader des Oberliga-Aufsteigers nahezu identisch. Einzig der Abgang von Sturmführer Marc Benduhn (198 Sachsenliga-Spiele für Hohenstein-Ernstthal, 112 Tore) zum SV Warnemünde schmerzt ungemein. Allerdings gelang es dem VfL 05 mit Maik Georgi einen Akteur mit Regionalliga-Erfahrung vom 1. FC Lokomotive Leipzig (davor 1. FC Magdeburg, Germania Halberstadt, Wacker Nordhausen) loszueisen.
Natürlich fahren die Leutzscher mit ordentlich Selbstvertrauen auf den Hohensteiner Pfaffenberg, doch wissen Trainer Dietmar Demuth und sein Assistent Christian Sobottka nur allzu gut, was die Mannschaft dort erwartet. Demzufolge werden die Chemie-Übungsleiter die Truppe bestmöglich auf den Gegner einstellen und die Elf auf alle Eventualitäten vorbereiten. Welch attraktiver Wettbewerb der Sachsenpokal sein kann, hat die vorherige Spielzeit bewiesen, wo gerade vor Kurzem im DFB-Pokal mit dem Sieg über Regensburg ein absolut unvergessenes Erlebnis hängen geblieben ist. Auch in dieser Saison möchte man im sächsischen Cup-Wettbewerb weit kommen, doch dazu bedarf es zunächst die durchaus hohe Hürde Hohenstein-Ernstthal aus dem Weg zu räumen. Innerhalb der Woche wurde wiederum gut gearbeitet, alle Akteure wittern die Chance sich in die Mannschaft zu spielen. Auch Marko Trogrlic und Sascha Rode, welche sich zuletzt in der II. Mannschaft beim Stadtliga-Match in Engelsdorf Spielpraxis holten, haben sich durch gute Trainingsleistungen empfohlen und scharren ungeduldig mit den Hufen. Personell sieht es insgesamt weiterhin sehr gut aus, auch die Spielberechtigung für den japanischen Neuzugang Ryutaro Omote wird nach einigen bürokratischen Hürden äußerst zeitnah erwartet. Ziel ist es, dass man auch in Hohenstein-Ernstthal sein eigenes Spiel durchbringt. Defensiv ist erneut eine ähnliche Stabilität wie zuletzt gegen Jena II gefragt. Im Spiel nach vorn muss es der Mannschaft immer wieder gelingen, mit schnellen und zielstrebigen Kombinationen für Gefahr zu sorgen. Wenn die Truppe abermals als Kollektiv auftritt und jeder Einzelne seine individuellen Fähigkeiten im Team unterbringt, sind die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Spiel gelegt. Auf die Unterstützung des Leutzscher Anhangs kann die Elf ohnehin zählen – für die Mannschaft ist dieser Wahnsinns-Support der Fans Woche für Woche kaum in Worte zu fassen und Ansporn genug. Schon aus diesem Grund ist die Truppe verpflichtet, am Sonntag bis zum Abpfiff von Schiedsrichter Mario Wehnert (Haselbachtal) erneut Vollgas zu geben. Der Einzug in die 3. Hauptrunde ist das selbsterklärte Ziel der Leutzscher…