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ERSTE

JAAAA! Eine Runde weiter im Pokal!

By 20. August 2018August 23rd, 2019No Comments

Grenzenloser Jubel, was gibt es da mehr zu sagen? (Foto: Christian Donner)

Die Sensation ist perfekt! Was nur die kühnsten Optimisten im Vorfeld zu träumen wagten, trat am Sonntag im mit 4.999 Zuschauern restlos ausverkauften Leipziger Alfred-Kunze-Sportpark ein. Dank einer wahren Energieleistung im zweiten Durchgang setzte sich Oberligist BSG Chemie Leipzig in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals gegen den Zweitligisten SSV Jahn Regensburg mit 2:1 (0:1) durch, was die traditionsreiche Leutzscher Heimstätte im Anschluss in ein wahres Tollhaus verwandeln sollte.

So überraschend das Ergebnis für den einen oder anderen Experten auch klingen mag, nach den 90 Minuten kann man den Sieg der Schützlinge von Trainer Dietmar Demuth durchaus als nicht unverdient bezeichnen. Man investierte in den 90 Minuten unheimlich viel, so dass man sich dafür letztendlich auch belohnte. Nach einem sehr guten Leipziger Beginn durchkreuzte die Regensburger Führung (Derstroff, 20.) zwar etwas die taktischen Pläne der BSG, doch von dem frenetischen Leutzscher Anhang permanent nach vorn gepeitscht, lieferte die Elf im zweiten Durchgang eine klasse Partie ab und bekam spätestens nach dem von Philipp Wendt erzielten Ausgleichstreffer (69.) die zweite Luft. Fortan gingen die Einheimischen bis an die Grenzen, setzten dem Favoriten weiterhin gründlich zu und schrieben kurz nach Ablauf der regulären Spielzeit ein weiteres Kapitel „Leutzscher Fußballgeschichte“. Nach Kopfballvorlage von Alexander Bury drückte Kai Druschky mit seinem schwächeren rechten Fuß aus beträchtlicher Distanz ab (90.+1) – als die Kugel sich ins Regensburger Gehäuse senkte, gab es absolut kein Halten mehr! Der Pokal hat eben doch seine eigenen Gesetze…

Top in der Spielvorbereitung vom Trainerteam eingestellt, zeigten die Hausherren von Beginn an keinen Respekt vorm haushohen Favoriten. Frühzeitig wurde Jahn Regensburg durch eine beherzte Zweikampfführung die Lust am Fußballspielen genommen, wobei es den Leutzschern anfangs weiterhin gelang im Offensivbereich durch vereinzelte Nadelstiche für Gefahr zu sorgen. Dabei hätten die Hausherren ihre couragierte Anfangsphase krönen können, als Alexander Bury sehr gut von Max Keßler in Szene gesetzt wurde, Jahn-Schlussmann Weis jedoch den Flachschuss Burys parieren konnte (5.). Erwartungsgemäß hatten die Regensburger zwar in der Folgezeit etwas mehr Ballbesitz, doch meist in torungefährlichen Zonen. Chemie stand in der Defensive äußerst kompakt und ließ sich auch von den stereotyp geschlagenen weiten Bällen der Gäste nicht ins Boxhorn jagen. Nur einmal passten die Gastgeber eben nicht auf, was der Zweitligist prompt zu nutzen vermochte. Nach einem zunächst abgewehrten Ball brachte Vrenezi die Kugel von der rechten Seite gefährlich in den Strafraum, Julian Derstroff entwischte Max Keßler am zweiten Pfosten und ließ Julien Latendresse-Levesque per Direktabnahme aus Nahdistanz nicht die Spur einer Chance – 0:1 (20.).

Dieser vermeidbare Gegentreffer passte natürlich überhaupt in das taktische Konzept der BSG, die Nachwirkungen waren bei der Demuth-Elf bis zum Pausenpfiff erkennbar. Im Vorwärtsgang wurden die Einheimischen fortan etwas reservierter, auch weil sich Regensburg in der Folgezeit defensiv besser auf den Gegner einstellte. Primär wollten die Platzherren die Stabilität im Defensivbereich auch nach dem Gegentreffer nicht verlieren, was der Elf auch gelang. Allerdings musste Latendresse-Levesque im Chemie-Kasten bis zur Pause noch zweimal beherzt zupacken. Zunächst krallte er sich einen abgefälschten Schuss vom Torschützen Derstroff (29.), in der Nachspielzeit zeigte er sich bei einer Direktabnahme von Stolze auf der Hut (45.+1).

Was sich allerdings in der zweiten Halbzeit im Alfred-Kunze-Sportpark ereignete, werden die Leutzscher Fans sicher noch lange in Erinnerung behalten. Allerdings besaßen die Oberpfälzer die ersten Torannäherungen. Zunächst stellte Nandzik mit einem Distanzschuss abermals Latendresse-Levesque auf die Probe (46.), anschließend fehlte es sowohl Vrenezi als auch Stolze bei ihren Abschlüssen an der nötigen Feinjustierung (49., 56.).

Doch je länger die Partie dauerte, desto frecher wurde der Underdog. Die Demuth-Schützlinge erlangten fortan mindestens eine Ebenbürtigkeit, auch weil der eigene Anhang seine Elf unermüdlich nach vorn trieb und weil die Gäste den Verwaltungs-Modus einschalteten. Die Leutzscher gingen keinem Zweikampf aus dem Weg, bissen sich regelrecht in die Begegnung und glaubten weiterhin an die eigene Chance. Und diese bekamen sie auch als bei einer Attacke von Correia an Stefan Karau im Regensburger Strafraum eigentlich der Strafstoßpfiff angebracht gewesen wäre und Max Keßler nach dieser Situation aus spitzem Winkel in Weis seinen Meister fand (58.). Kurz darauf versuchte sich Daniel Heinze aus der Distanz, nur äußerst knapp zischte das Streitobjekt über den Querbalken (59.). Allerdings war es auch Leutzscher Sicht nun wichtig, die Balance zwischen Angriffsmut und weiterer konsequenter Defensivarbeit zu finden. Gäste-Torjäger Grüttner hatte den zweiten Gäste-Treffer auf dem Stiefel, doch verfehlte er mit seinem Flachschuss hauchzart das lange Eck (65.).

So witterte der Underdog weiterhin seine Chance, Trainer Dietmar Demuth brachte mit Florian Schmidt und Philipp Wendt zwei frische Kräfte um die Offensive weiter zu beleben (66.). Und mit der Einwechslung von Wendt bewies der erfahrene Coach tatsächlich ein goldenes Händchen. Wenige Minuten war der Linksbeiner auf dem Platz, als er zunächst mustergültig von Kai Druschky bedient wurde, sich anschließend robust gegen Saller durchsetzte und frei vor SSV-Keeper Weis beim Torabschluss kühlen Kopf behielt – 1:1 (69.).

Der Alfred-Kunze-Sportpark wurde fortan zum Tollhaus, dieser Treffer gab den Leutzschern zusätzliche Energie. Nun wollten die Platzherren sogar noch mehr, das Publikum trieb seine Elf unaufhaltsam nach vorn. Nach einem Konter über Alexander Bury hatte Kai Druschky den Führungstreffer auf dem Fuß, doch tauchte Weis hier reaktionsschnell ab (78.). Regensburg musste sich nun einem offenen Schlagabtausch erwehren, die BSG agierte fortan wie entfesselt. Nichtsdestotrotz musste der Leutzscher Anhang sechs Minuten vor Schluss gewaltig die Luft anhalten, als Geipl von einer unübersichtlichen Situation am BSG-Strafraum profitierte, sein Schuss allerdings nur an den Pfosten klatschte (84.).

Die Partie steuerte unaufhaltsam in Richtung Verlängerung hin – vorher hätten die Leutzscher solch einen Spielfilm mit Sicherheit blanko unterschrieben. Doch es kam alles anders, um genau 17.17 Uhr sollte der Alfred-Kunze-Sportpark in Ekstase versinken. Nach einem weiten Diagonalball von Lars Schmidt köpfte Alexander Bury die Kugel genau in den Lauf von Kai Druschky, welcher aus beträchtlicher Distanz staubtrocken abzog und das Streitobjekt per Bogenlampe zum 2:1 im Regensburger Gehäuse einschweißte (90.+1). Das Stadion kochte schier über, die Fans ließen ihren Emotionen freien Lauf, die Sensation schien zum Greifen nah.

Zwar versuchte der Zweitligist in der restlichen Nachspielzeit mit der Brechstange das Erstrunden-Aus abzuwenden, doch spätestens als Stolze seinen Schuss über das BSG-Gehäuse setzte (90.+4), war das Unfassbare eingetreten. Die BSG Chemie Leipzig bezwingt den SSV Jahn Regensburg sensationell und nicht unverdient mit 2:1 (0:1) und hat sich somit für die 2. Hauptrunde des DFB-Pokals qualifiziert.

Nun gilt es für die Leutzscher die Euphorie aus dieser spektakulären Partie mit in den Oberliga-Alltag zu nehmen. Dort hat die Mannschaft von Trainer Dietmar Demuth am Wochenende spielfrei, nächsten Samstag (01.09.) empfängt man im Alfred-Kunze-Sportpark um 14.00 Uhr die II. Mannschaft des FC Carl Zeiss Jena. Und das wird schwer genug…

BSG Chemie Leipzig – SSV Jahn Regensburg 2:1 (0:1)

BSG Chemie Leipzig: Julien Latendresse-Levesque – Manuel Wajer, Stefan Karau, Benjamin Schmidt, Lars Schmidt – Andy Wendschuch, Marc Böttger – Max Keßler (66. Florian Schmidt), Daniel Heinze (66. Philipp Wendt), Alexander Bury – Kai Druschky (90.+4 Sascha Rode) – Trainer: Dietmar Demuth
SSV Jahn Regensburg: Weis – Saller, Sörensen, Correia, Nandzik – Stolze, Nietfeld (ab 79. Lais), Geipl, Derstroff (ab 63. Adamyan) – Vrenezi (ab 70. Hyseni), Grüttner – Trainer: Beierlorzer
Schiedsrichter: Reichel (Sindelfingen), Osmanagic (Stuttgart), Endriß (Göppingen)
Tore: 0:1 Derstroff (20.), 1:1 Philipp Wendt (69.), 2:1 Kai Druschky (90.+1)
Gelbe Karten: Wendt (Foulspiel – 80.) – Saller (Foulspiel – 51.) – Reservebänke: Heine (Tor), Opolka, Berger, Stelmak – Pentke (Tor), Freis, Föhrenbach, Thalhammer
Zuschauer: 4999 (ausverkauft) im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig

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