Zwei Spiele, sechs Zähler – der BSG Chemie Leipzig ist ein Top-Start in die Oberliga-Saison 2018/19 gelungen. Nach dem letztwöchigen 2:1 (1:0)-Auswärtssieg beim Aufsteiger SV Blau-Weiß Zorbau bezwang die Mannschaft von Trainer Dietmar Demuth im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark vor einer überragenden Kulisse den FC Einheit Rudolstadt knapp mit 2:1 (0:0) und setzt sich mit der maximalen Punktausbeute erst einmal an die Tabellenspitze. Sicher ist dies zu Beginn der Saison nicht mehr als eine Momentaufnahme, doch ist man im Leutzscher Lager generell froh, sehr gut aus den Startlöchern gekommen zu sein.
Wie bereits am vergangenen Wochenende kann man diesen Heimerfolg getrost unter dem Motto Arbeitssieg verbuchen. Erwartungsgemäß hatte die BSG über die gesamte Dauer mehr vom Spiel und einige Feldvorteile, doch hatte man gegen die kompakten Thüringer lange Zeit große Mühe, sich zwingende Tormöglichkeiten zu erarbeiten. Als man sich nach dem hart erarbeiteten Führungstreffer von Manuel Wajer (58.) auf der Siegerstraße wähnte, investierte man in der Folgezeit allerdings deutlich zu wenig und wurde durch den Rudolstädter Ausgleichstreffer prompt bestraft (Schlegel, 71.).
Nichtsdestotrotz pushte das Publikum die Mannschaft bis zum Ende pausenlos nach vorn, so dass die Elf in der Schlussphase zum Endspurt blies. Der Lohn für die Bemühungen war der 2:1-Siegtreffer von Alexander Bury fünf Minuten vor Schluss, so dass die Leutzscher letztlich doch noch als verdienter Sieger den Platz verließen, auch wenn es insgesamt eine schwere Geburt war. Ein großes Kompliment jedoch auch an die Gäste aus Rudolstadt, die sich in Leutzsch teuer verkauften und letztlich einem Punktgewinn sehr nah waren. Mit dem Schwung aus dem letztwöchigen Auftaktsieg in Zorbau im Rücken begann die Demuth-Elf wie die Feuerwehr – ein schnelles Tor sollte die Partie in die gewünschten Bahnen lenken. Bereits nach zwei Minuten bewahrte Gäste-Schlussmann Bresemann seine Elf vor einem frühen Rückstand, als er nach einem Heinze-Eckball die Direktabnahme von Manuel Wajer aus Nahdistanz reaktionsschnell entschärfte. Chemie begann äußerst druckvoll, ein Distanzschuss von Kai Druschky zwang Bresemann abermals zum beherzten Zupacken (9.).
Rudolstadt legte anfangs einen verstärkten Wert auf die eigene Defensive, zwingende Offensivaktionen gelangen den Thüringern so gut wie gar nicht. Die Ausnahme bildete da ein Schuss von Schlegel, doch ließ sich Julien Latendresse-Levesque nicht überraschen (13.). Ansonsten bestimmten die Leutzscher zwar die Szenerie, doch war man fortan längst nicht mehr so zielstrebig wie zu Beginn. Das Spieltempo ging in der Folgezeit deutlich verloren, weiterhin wurde viel zu oft mit langen Bällen operiert, was den kompakten Gästen natürlich in die Karten spielen sollte. Wenn die Leutzscher allerdings mal schnell und zielstrebig nach vorn spielten, wurde es prompt gefährlich. So kam Kai Druschky nach einem gelungenen Spielzug in aussichtsreiche Schussposition, doch machte Bresemann rechtzeitig das lange Eck dicht (28.). Rudolstadt setzte weiterhin vollends auf eine kompakte Defensive, im Spiel nach vorn kamen die Thüringer über Ansätze nicht hinaus. Einzig nach einem langgezogenen Freistoß von Amaro erzeugten die Gäste einen Hauch von Torgefahr, doch lenkte Latendresse-Levesque den Kopfball von Riemer über den Querbalken (40.).
Auf der Gegenseite sollte kurz vor der Pause ebenfalls eine Standardsituation der Ausgangspunkt einer torgefährlichen Aktion darstellen. Daniel Heinze fand mit einem Freistoß den auf den ersten Pfosten einlaufenden Alexander Bury, doch fehlten bei dessen Kopfball die berühmten Zentimeter (45.+1). Im Gegensatz zum ersten Durchgang kamen die Gastgeber beileibe nicht so schwungvoll aus der Kabine. Rudolstadt war von Beginn an präsent, ein Flachschuss von Reetz war das erste Achtungszeichen (56., vorbei).
Doch die Platzherren blieben dran und gingen wenig später auch in Front. Sensationell von Daniel Heinze eingeleitet, behielt Manuel Wajer allein vor Bresemann kühlen Kopf und netzte zur vielumjubelten Leutzscher Führung ein – 1:0 (58.). 120 Sekunden später ergab sich sofort die Möglichkeit zum Nachlegen, doch nach gutem Zusammenspiel mit Torschütze Bury verfehlte der Schuss von Heinze knapp das Ziel (60.). Nach einer Flanke von Philipp Wendt hatte auch Druschky mit einem Kopfball kurz darauf kein Abschlussglück, hauchzart strich das Streitobjekt über den Querbalken (65.).
Doch in der Folgezeit ruhten sich die Leutzscher zu sehr auf dieser kostbaren Führung aus. Fortan machte man einen Schritt weniger als zuvor, in den Zweikämpfen kamen die Einheimischen immer öfter zu spät. So wurden die Thüringer im Spiel gehalten, so dass die BSG die Quittung dafür recht schnell erhalten sollte. Bei einem langgezogenen Freistoß von Amaro zögerte Latendresse-Levesque beim Herauslaufen – Riemer fand aus spitzem Winkel in Schlegel den besseren Abnehmer, welcher mühelos aus Nahdistanz zum 1:1 ausglich (71.).
Dieser Gegentreffer war aus BSG-Sicht natürlich Gift, man brauchte ein paar Minuten um sich davon zu erholen. Rudolstadt witterte Morgenluft und besaß im Anschluss daran, aufgrund einiger Leutzscher Ungereimtheiten, sogar die eine oder andere Gelegenheit, um die Partie ganz zu drehen. Besonders tat sich hier der eingewechselte Michl hervor, welcher zunächst einen Konter unpräzise abschloss (74.) und anschließend mit einem Schlenzer Latendresse-Levesque zum Eingreifen zwang (83.).
Doch mit der enormen Hilfe des frenetischen Publikums rissen die Leutzscher die Partie in der Schlussphase noch einmal an sich. Endlich wurden wieder die Zweikämpfe angenommen und die Gäste wieder in die eigene Hälfte gedrückt. Und siehe da – fünf Minuten vor Ultimo sollte die Geschichte aus Sicht der BSG zum Guten ausgehen. Nach einer sehenswerten Einzelleistung zog Alexander Bury aus spitzem Winkel staubtrocken ab – mehrfach abgefälscht zappelte die Kugel unter dem grenzenlosen Jubel der über 2.500 Zuschauer zum 2:1 im Netz (85.).
Die Gäste setzten im Anschluss daran natürlich alles auf eine Karte. Doch außer bei einem Freistoß von Riemer, welchen Latendresse-Levesque unter sich begrub (90.+1), musste der BSG-Anhang kaum zittern. Stattdessen verpassten es die Demuth-Schützlinge, ihre Kontermöglichkeiten in der Endphase gegen nun öffnende Thüringer resolut zu nutzen, um die Partie endgültig zu entscheiden. Kai Druschky fehlte es zweimal an der nötigen Genauigkeit beim Torabschluss (87., 90.+4), beim Versuch des eingewechselten Branden Stelmak reagierte Bresemann glänzend (90.+3).
Weiterhin blieb nach einer Attacke an Druschky im Gäste-Strafraum der zwingend notwendige Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Stein (Berlin) leider aus (90.+2). Doch dies sollte nach Abpfiff auch nicht mehr spielentscheidend sein. Auch wenn die Angelegenheit über lange Zeit äußerst zäh war – nach 90 Minuten behielten die Chemiker mit 2:1 knapp die Oberhand.
Mit der Maximalpunktzahl aus zwei Spielen fiebern die Leutzscher nun dem DFB-Pokalspiel am kommenden Sonntag um 15.30 Uhr gegen den SSV Jahn Regensburg entgegen. Gegen den Zweitligisten haben die Demuth-Schützlinge überhaupt nichts zu verlieren, können frei aufspielen und mit einem positiven Auftritt Werbung in eigener Sache machen.
BSG Chemie Leipzig – FC Einheit Rudolstadt 2:1 (0:0)
BSG: Latendresse-Levesque – Wajer, Karau, B. Schmidt, Wendt – Keßler (ab 66. F. Schmidt), Wendschuch (ab 75. Böttger), Heinze, Bury – Berger (ab 61. Stelmak), Druschky – Trainer: Demuth
Rudolstadt: Bresemann – Schirrmeister, Szymanski, Riemer, Rühling – M. Gehrmann (ab 61. Michl), Bismark, Reetz (ab 86. Kaiser), Rupprecht – Schlegel, Amaro – Trainer: Jähnisch
Schiedsrichter: Stein (Berlin) – Assistenten: Eichhorn, Gieseler (beide Berlin)
Tore: 1:0 Wajer (58.), 1:1 Schlegel (71.), 2:1 Bury (85.)
Gelbe Karten: Heinze (Foulspiel – 28.), B. Schmidt (Foulspiel – 42.), Druschky (Foulspiel – 77.) – Szymanski (Foulspiel – 26.), M. Gehrmann (Foulspiel – 45.), Michl (Foulspiel – 69.)
Zuschauer: 2.691 im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig