
Foto: Christian Donner
Nach knapp elf Wochen Tristesse, welche nur durch das eine oder andere Testspiel aufgelockert wurde, steht im traditionsreichen Alfred-Kunze-Sportpark endlich wieder ein Pflichtspiel auf dem Programm.
Es war Pfingstmontag, der 21. Mai, als die BSG Chemie Leipzig im Finale des Sachsenpokals den FC Oberlausitz Neugersdorf völlig verdient mit 1:0 (1:0) bezwang und sich somit das Ticket für die diesjährige 1. Hauptrunde des DFB-Pokals sicherte. Mit diesem Erfolg konnte man die Tränen vom Regionalliga-Abstieg, welchen man eine Woche vorher leider über sich ergehen lassen musste, etwas trocknen und sicherte sich mit diesem Pokalerfolg eine kleine Belohnung für eine sehr gute Regionalliga-Rückrunde.
Doch das DFB-Pokalspiel gegen Zweitligist SSV Jahn Regensburg ist erstmal noch Zukunftsmusik, der Fokus liegt vollends auf der Oberliga-Meisterschaft, in welche die Leutzscher am vergangenen Wochenende mit einem 2:1 (1:0)-Erfolg beim Aufsteiger SV Blau-Weiß Zorbau sehr gut gestartet sind. Nun steht das erste Heimspiel auf dem Programm, wo mit dem FC Einheit Rudolstadt zwar eine äußerst knifflige Aufgabe bevorsteht – die Schützlinge von Trainer Dietmar Demuth diesen positiven Saisonstart jedoch unbedingt vergolden wollen. Der Anstoß im Alfred-Kunze-Sportpark erfolgt am Sonntag um 14.00 Uhr.
Seit der Saison 2012/13 ist der FC Einheit Rudolstadt fester Bestandteil der Oberliga Süd, welcher sich in den letzten drei Jahren konstant im vorderen Mittelfeld der Tabelle etabliert hat. Zuvor gelang in der Spielserie 2011/12 der ersehnte Aufstieg aus der Thüringenliga – auch wenn man im Endklassement „nur“ den 3. Rang belegte. Den Rudolstädtern kam damals äußerst gelegen, dass der damalig zweitplatzierte BSV Eintracht Sondershausen sein Aufstiegsrecht nicht wahrnahm, so dass der FC Einheit nachrückte und zusammen mit Thüringen-Meister FSV Wacker Nordhausen den Weg in die Oberliga antrat. Trainiert wurde die Elf schon damals von Holger Jähnisch, der in der Aufstiegssaison von der SG Traktor Teichel nach Rudolstadt wechselte und bis zum heutigen Tag auf der sportlichen Kommandobrücke des FC Einheit sitzt.
Nach einem 7. Tabellenplatz im Vorjahr ist man bei den Thüringern natürlich bestrebt in ähnliche Gefilde erneut anzukommen. Vielleicht wäre bei den Rudolstädtern in der vergangenen Saison noch mehr möglich gewesen, doch acht Punkte aus den letzten acht Begegnungen verhinderten eine etwas bessere Endplatzierung. Um die Ziele zu verwirklichen, ist es der Jähnisch-Elf gelungen, ihren Kader etwas zu verbreitern. Zwar verließ mit Benjamin Bahner ihr jahrelanger Torgarant (33 Tore in den vergangenen drei Oberliga-Spielzeiten) den Verein in Richtung Chemie Kahla, wobei der Verlust von Mittelfeldspieler Jakob Schneider ebenfalls schwer zu kompensieren ist.
Allerdings ist man bei den Thüringern voller Zuversicht, dass die Neuzugänge diese Abgänge kompensieren können. So verpflichtete man mit Max Gehrmann einen vielversprechenden Stürmer, welcher zuletzt bei Regionalligist Budissa Bautzen aktiv war, in der Vergangenheit allerdings schon beim FSV Zwickau II oder Wismut Gera seine Torgefährlichkeit unter Beweis stellte. Weiterhin stieß Patrick Schlegel vom Regionalliga-Absteiger FSV Luckenwalde nach Rudolstadt, der bereits Oberliga-Erfahrung bei Askania Bernburg, Germania Halberstadt und dem VFC Plauen vorzuweisen hat. Mit Tim Rühling kam ein junger Abwehrspieler vom FC Carl Zeiss Jena II nach Rudolstadt, welcher eine jahrelang gute Ausbildung im Nachwuchsleistungszentrum des Drittligisten genoss.
Ebenfalls sicherte man sich die Dienste von Robert Bismark, der seit Jahren zu den Leistungsträgern des Oberliga-Absteigers SV SCHOTT Jena gehörte. Vom aus Saalfeld losgeeisten, allerdings noch leicht verletzten Kreativspieler Georg Kaiser verspricht sich Trainer Jähnisch ebenfalls extrem viel. So war man bei den Thüringern am vergangenen Wochenende extrem froh, den Saisonauftakt positiv gestaltet zu haben. Gegen den VfL Halle 96 gewannen die Jähnisch-Schützlinge vom heimischen Städtischen Stadion knapp mit 2:1 (1:1), verpassten in Hälfte eins allerdings das Spiel bereits vorzuentscheiden. Dies hätte sich um ein Haar fast gerächt, denn aufgrund der Hallenser Möglichkeiten in Durchgang zwei hätte sich über ein Remis niemand beschweren dürfen. Ein ähnliches Szenario spielte sich auch bei der BSG Chemie am vergangenen Samstag in Zorbau ab. Zwar gewann die Mannschaft von Trainer Dietmar Demuth nach 90 Minuten völlig verdient beim Neuling mit 2:1 (1:0), doch machten es sich die Leutzscher teilweise selbst etwas schwer. Nach klasse ersten 30 Minuten leuchtete auf der Anzeigetafel nur ein knappes 1:0 für die BSG auf – aufgrund der deutlichen Feld- und Chancenvorteile hätte das Resultat in dieser Phase allerdings ausgebaut werden müssen.
Im Anschluss daran nahm man zwar etwas den Fuß vom Gas, doch kontrollierte man die Begegnung bis zum Ende. Nichtsdestotrotz war neben der etwas fahrlässigen Chancenverwertung ebenfalls noch die eine oder andere Nachlässigkeit im Rückwärtsgang zu erkennen. Aus dem Spiel heraus ließen die Leutzscher zwar so gut wie nichts zu, doch bei Standardsituationen waren doch einige Schaltpausen unübersehbar. Auch in numerischer Überzahl blieb das Chemie-Spiel bis zum Ende erstaunlich unruhig, auch wenn man die Spielkontrolle bis zum Abpfiff niemals abgab. Letztlich zählen allerdings nur die drei Punkte, welche trotz alledem völlig verdient mit nach Leutzsch gingen. Gegen Rudolstadt möchten die Grün-Weißen nun natürlich diesen positiven Saisonstart vergolden und sich sofort im oberen Bereich der Tabelle festsetzen.
Innerhalb der Trainingswoche wurde intensiv und fokussiert gearbeitet, trotz der tropischen Temperaturen gingen alle Akteure in den Einheiten an ihr Limit. Für Trainer Dietmar Demuth und seinen Assistenten Christian Sobottka ist es natürlich absolut förderlich dies zu sehen, bietet der Leutzscher Kader genügend Optionen. In den Trainingseinheiten ist unheimlich viel Qualität, alle Spieler wollen sich anbieten um in die Startelf zu gelangen. Hinzu kommt, dass man personell nahezu aus dem Vollen schöpfen kann, da auch die Langzeitverletzten Florian Schmidt und Marko Trogrlic seit Wochen wieder am Mannschaftstraining teilnehmen und den Konkurrenzkampf zusätzlich anheizen. Gegen Rudolstadt wird einzig der japanische Neuzugang Ryutaro Omote ausfallen, wo leider noch die Spielberechtigung auf sich warten lässt.
Ansonsten sind alle Spieler einsatzbereit. Wenn nun nach knapp elf Wochen am Sonntag um 14.00 Uhr endlich wieder ein Pflichtspiel im Alfred-Kunze-Sportpark ausgetragen wird, tanzen die 22 Akteure nach der Pfeife von Schiedsrichter Christian Stein aus Berlin. Der 31-jährige pfeift seit letzter Saison in der Oberliga, wurde dort jedoch öfter in der Nordstaffel (acht Einsätze) als im Süden (zwei) eingesetzt. Am vergangenen Wochenende leitete er die Begegnung Altlüdersdorf gegen Neustrelitz (1:4) aus der Nordstaffel. Wünschen wir allen Beteiligten am Sonntag ein spannendes und sportlich faires Spiel, in der Hoffnung, dass die drei Punkte in Leutzsch verbleiben.