
Daniel Lippman gehört zu den Leutzscher Urgesteinen innerhalb der Mannschaft. Weil „Lippi“ obendrein noch ein anständiger Kerl ist, ließ er sich nicht lumpen, als ihn die Interviewanfrage erreichte.
Fünfeck: Hallo Daniel! Wir begrüßen Dich herzlich im Team der BSG Chemie Leipzig. In der vergangenen Saison hast du bei den Kickers aus Markkleeberg gespielt und dort maßgeblich zum Klassenerhalt beigetragen. Wie hast du die Saison erlebt?
Daniel: Vielen Dank! Ich freue mich sehr, wieder in Leutzsch zu sein. Ich hatte ein schönes Jahr in Markkleeberg. Ein sehr familiärer Club mit vielen tollen Leuten, die sich ehrenamtlich im Verein bemühen. Sportlich lief es nicht so gut. Gefühlt haben wir jedes Spiel verloren. In der Rückrunde hatten wir zwei gute Monate, in denen wir viele Punkte für den Klassenerhalt sammeln konnten. Ich wünsche den Kickers, dass diese Saison etwas besser läuft – außer gegen uns 😉
Fünfeck: Zählt man Deine Zeit in der Jugend mit, so hast Du über ein Jahrzehnt für den FC Sachsen gespielt. Was sind Deine schönsten Erinnerungen?
Daniel: Das schönste Erlebnis für mich war ganz klar die Qualifikation für die 4. Liga in 2008. Aus dieser aussichtslosen Situation doch noch die Relegation zu erreichen, hat unserer Mannschaft einen unglaublichen Teamgeist gegeben. Eine tolle Zeit. Schade, dass danach alles auseinanderbrach. Aber auch an viele andere Dinge denke ich gern zurück: Hof, Schönberg, St. Pauli im AKS, die vielen tollen Leute, Spieler und Fans, die ich über die Jahre kennengelernt habe, von denen einige zu meinen besten Freunden geworden sind. Dieser Verein hat mir viel gegeben.
Fünfeck: Gab es auch Momente, die nicht so toll waren?
Daniel: Eine ganze Menge! Zwei Insolvenzen, zwei Abstiege, gefühlte 20 Trainer (Anm. d. Red.: es waren sogar 21 Trainerwechsel in der Geschichte des FCS), undankbare Spieler, die eine Menge Kohle kassiert und danach noch schlecht über unseren Verein geredet haben. Der FC Sachsen war auch immer für eine schlechte Überraschung gut.
Fünfeck: Kaum ein Spieler kennt sich mit dem Leutzscher Fußball so gut aus wie Du. Wie bewertest Du die Teilung in BSG Chemie und SG Leipzig-Leutzsch?
Daniel: Ein trauriges Thema. Ich habe viele Freunde auf beiden Seiten und würde mir sehr wünschen, dass alle so schnell wie möglich wieder GEMEINSAM einen Leutzscher Verein unterstützen. Ich glaube und hoffe, dass die meisten genauso denken. Ich kenne einige Argumentationen von beiden Seiten. Manche kann ich verstehen, die meisten nicht. Auf beiden Seiten haben Leute Fehler gemacht. Diese einzugestehen und über seinen Schatten zu springen, darf einfach nicht so schwer sein. Leider geht es bei manchen Leuten mehr um personenbezogene Differenzen, als um die Vereinsinteressen. Früher gab es Derbys gegen Lok, seit 2 Jahren auch noch RB. Dieses Jahr gibt’s ein Leutzscher Derby. Das ist so absurd und bescheuert!
Fünfeck: Was hat für Dich den Ausschlag gegeben, jetzt das Fünfeck auf der Brust zu tragen?
Daniel: Ich wollte wieder Fußball in Leutzsch spielen. Ich hatte auch faire Verhandlungen mit der SGLL. Traurig, dass man sich mittlerweile für einen Leutzscher Verein entscheiden muss. Für das Fünfeck habe ich mich entschieden, weil ich mich einfach mehr mit diesem Namen und dem Mythos BSG Chemie identifizieren kann. Beigetragen zu dieser Entscheidung hat auch der offene Brief von Clemens Meyer „Ich habe einen Traum“. Eine der wenigen vernünftigen Sachen, die ich über diese Spaltungsgeschichte gelesen habe.
Fünfeck: Kommen wir zur Gegenwart. Ihr habt eine wahnsinnig erfolgreiche Vorbereitung hingelegt. Was traust Du der Mannschaft für die kommende Saison zu?
Daniel: Die Mannschaft ist klasse. Vor allem menschlich. Alles vernünftige Jungs, die sich den Arsch für Chemie aufreißen wollen. Ich hoffe nur, dass nicht einige aufgrund der guten Vorbereitung denken, dass es von alleine geht. In dieser Landesliga kommen andere Kaliber als unsere Vorbereitungsgegner. Es wird nicht alles von Anfang an klappen. Aber Potential haben wir definitiv.
Fünfeck: Alles im Team ist neu. Da versuchen sich junge Talente zu etablieren und auch erfahrene Spieler kämpfen um einen Stammplatz. Wie ist da die Stimmung im Team?
Daniel: Bisher war die Stimmung sehr gut. Das Training ist zwar intensiv, aber auch abwechslungsreich und macht Spaß. Viele Spieler kennen sich seit Jahren und sind befreundet – eine gute Ausgangslage für eine erfolgreiche Mannschaft. Ich hoffe, dass sich alle 22 Spieler in den Dienst der Mannschaft stellen, auch wenn immer nur 11 spielen können. Jeder wird gebraucht. Aber unser Trainer, René Behring, wird sicher jedem die Chance geben, sich zu zeigen.
Fünfeck: Letzte Chance für Dich – möchtest Du den Fans und der Welt noch etwas mitteilen?
Daniel: Pro Wiedervereinigung! Für einen starken grün-weißen Verein!
Fünfeck: Vielen Dank Daniel und viel Erfolg für die kommende Saison. Halt den Kasten sauber!
6. August 2011
Das Interview führte der Fanclub Alcatraz.